Oberstes Ziel der Pseudo-Kirche ist es, die Erde von schädlichen Einflüssen zu befreien ("Clear the Planet"). Interne Papiere dokumentieren ein aberwitziges Programm, in dem die Rede davon ist "den Feind unbeliebt zu machen, bis zu seiner vollständigen Vernichtung" oder "die Kontrolle oder Loyalität der politischen Schlüsselfiguren zu erlangen". Das Feindbild ist klar umrissen: Jeder Nicht-Scientologe.

"Scientology ist keine Kirche, denn Scientologen glauben nicht, sie wissen", betont Ursula Caberta. "Sie teilen Menschen in ‚Clears‘, gesäuberte Scientologen, und ‚raw meat‘, rohes Fleisch, das es zu bearbeiten gilt. Ihr Verständnis von Menschen 1. und 2. Klasse wiederspricht klar unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung. Deshalb muss man Scientology verbieten."

Doch obwohl die Sekte vom Verfassungsschutz akribisch beobachtet wird und die Verantwortlichen vor jedem der zahlreichen Tarnunternehmen warnen, zuletzt im Februar vor der Kampagne "United for Human Rights", hat es bislang für ein Verbot nicht gereicht.

"Natürlich sind wir nicht so naiv zu denken, unser Film könne daran etwas ändern", sagt Regisseur Stein, "aber vielleicht kann es der Abschreckung dienen, zu zeigen, wie leicht es ist, in den Bann dieser Leute zu geraten. Und dass es nicht nur psychisch Angeknackste sind, die sich ködern lassen, sondern Menschen wie du und ich."

Um seine Schauspieler auf den Dreh vorzubereiten, hat Stein einen Scientology-Aussteiger gebeten, ihnen Einblick in den Sektenalltag zu geben. Ein Wochenende lang tauchten der Regisseur, Felix Klare, Silke Bodenbender, Kai Wiesinger (spielt einen Scientology-Anwalt) und Susanne von Borsody (spielt die Anwältin des Aussteigers) in die beängstigende Parallelwelt der Sekte ein.

Sie ließen sich ans E-Meter anschließen (ein Lügendetektor und das "Totem" der Scientologen), bis sie ihren "Ruin-Point" (emotionalen Schwachpunkt) ermittelt hatten. Sie unterzogen sich dem "Auditing" (stundenlanges Verhör durch geschulte Mitarbeiter) und waren zuteifst erschrocken, über die Sogwirkung, die so viel Gehirnwäsche in so kurzer Zeit entwickeln kann.

Scientology nennt den Film, den die Sekte vor der Ausstrahlung nicht zu sehen bekommt und den sie fürchtet wie der Teufel das Weihwasser, einen "Propaganda-Film". Who cares!

Susanne Sturm

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