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Tramitz & Bezzel im Interview

Die Mass aller Dinge: "Dampfnudelblues"

Grantig und sakrisch gut: In "Dampfnudelblues (ARD, DO, 5.12.) ermitteln Sebastian Bezzel als TV-Cop und Christian Tramitz als Hörspiel-Cop in ihrer bayrischen Heimat. Wir sprachen mit ihnen.

Sie sind beide Franz Eberhofer. Der eine, Christian Tramitz, spricht den eigenwilligen Provinzpolizisten in den Bestseller-Hörbüchern von Rita Falk. Der andere, Sebastian Bezzel, spielt ihn in der Verfilmung von "Dampfnudelblues".

Die lief zuerst (und ausschließlich) in bayerischen Kinos und fand sensationelle 500 000 Zuschauer. Auch ein Verdienst des gebürtigen Garmisch-Partenkircheners Bezzel, dem mit Franz Eberhofer sein Meisterstück gelang. Mit unbewegter Miene, stur und herrlich melancholisch ermittelt er im Fall eines ermordeten Schuldirektors.
Mindestens so lakonisch, wenn auch deutlich grantiger ist der Münchner Christian Tramitz derzeit in der ARD-Kultserie "Hubert und Staller" als querköpfiger Dorfpolizist Franz Hubert zu sehen. TV SPIELFILM lud die bayerischen Doppel-Cops zum Gespräch ins Münchner Spatenhaus.

TV SPIELFILM: Herr Tramitz, Sie haben die Hörbücher gelesen. Hätte es da nicht nahegelegen, den Eberhofer auch zu spielen?

CHRISTIAN TRAMITZ Dafür bin ich viel zu alt. Ich bin ja über 50. Ich hätte vielleicht den kiffenden Papa spielen können, damit habe ich auch kurz geliebäugelt. Aber Eisi Gulp passt 1000-prozentig. Wie ich überhaupt finde, dass die ganze Besetzung gelungen ist. Auch und gerade der Eberhofer.

Das sagen Sie ganz ohne Neid?

CHRISTIAN TRAMITZ Völlig.

Herr Bezzel, kannten Sie die Krimis schon vor dem Dreh?

SEBASTIAN BEZZEL Ich wusste, dass es sie gibt, aber ich hatte keinen gelesen, sondern habe mich nur aufs Drehbuch konzentriert. Und ich wusste um den großen Erfolg der Hörbücher.

Haben Sie noch keins gehört?

SEBASTIAN BEZZEL Ich musste mir meinen eigenen Ton, meine eigene Sicht auf den Eberhofer erarbeiten.

CHRISTIAN TRAMITZ Lustigerweise sind sich der gesprochene und der gespielte Eberhofer sehr ähnlich.

SEBASTIAN BEZZEL Das zeigt nur, wie genau die Bücher geschrieben sind.

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Auch in "Hubert und Staller" sitzen die Dialoge auf den Punkt. Arbeiten Sie und Helmfried von Lüttichau daran mit?

CHRISTIAN TRAMITZ Natürlich kommt es immer wieder mal vor, dass ein geschriebener Dialog für uns nicht stimmig ist, sei es durch den sprachlichen Duktus oder durch Situationen, die sich spontan beim Spielen ergeben, und dann ändern wir ihn in Abstimmung mit der Regie so, dass er für uns passt. Aber wir verändern nichts an der bestehenden Geschichte.

Was, wenn die Redaktion sich eine Einmischung verbittet?

SEBASTIAN BEZZEL Dann muss man sich eben streiten.

CHRISTIAN TRAMITZ Das mache ich mit großer Lust. (lacht)

Wie mutig sind Sie privat?

SEBASTIAN BEZZEL Ich muss immer lachen, wenn ich mich im "Tatort" bei einer Schießerei cool wegducke und, nachdem die Kugel direkt neben meinem Kopf eingeschlagen ist, lässig wieder hochschaue, um die Lage zu peilen. Würde mir das privat passieren, ich würde mir in die Hose pinkeln, hyperventilieren und weinend auf dem Boden liegen. Da ist sehr viel Behauptung in meinem Spiel.

CHRISTIAN TRAMITZ Das deckt sich mit meinen Erfahrungen. Ich fliege zum Beispiel sehr ungern. So lange alles ruhig ist, ist's okay. Aber wenn Turbulenzen kommen, ist's mit der Beherrschung vorbei. Wobei ich weniger Angst kriege als Wut, weil ich dieser völlig absurden Situation ausgesetzt bin. Ich sitze in einer Blechbüchse in zehn Kilometern Höhe, draußen sind minus 80 Grad - das ist doch alles Scheiße. Ich mag Situationen nicht, in denen ich nicht selbst eingreifen kann.

Dann sind Sie bestimmt auch ein miserabler Beifahrer.

CHRISTIAN TRAMITZ Besonders, wenn Helmfried fährt, was er bei "Hubert und Staller" meistens tut. Er sieht ja nur noch auf einem Auge und ist wirklich der schlechteste Autofahrer, den ich kenne. Ich sitze grundsätzlich mit einer Hand an der Handbremse neben ihm. Immer.

Früher war es verpönt, in einer Serie mitzuspielen. Heute sind die meisten froh, wenn sie eine Serienrolle ergattern, weil das langfristig die Miete sichert.

SEBASTIAN BEZZEL Als ich mit der Schauspielschule fertig war, war mir klar, dass ich am Hamburger Thalia Theater den "Hamlet" spiele, darunter wollte ich's nicht machen. In den Achtzigerjahren gab es ja noch diese unsinnige Unterscheidung von U und E.

CHRISTIAN TRAMITZ Die in den Hirnen vieler Kritiker immer noch existiert. Dabei setzen wir uns doch keine Pappnasen auf. Wir spielen mit großem Ernst eine Rolle in einer Serie, in der Wortwitz, situatives Spielen und das richtige Timing dafür sorgen, dass Komik entsteht. Was soll daran bitte verwerflich sein?

Ein klarer Fall von U wäre das ZDF-"Traumschiff", aber Herr Bezzel hat sich trotzdem getraut anzuheuern.

SEBASTIAN BEZZEL Hab ich gemacht. Letztes Jahr. Rademann rief an und sagte: "Ick habe jehört, Sie spielen nur bei mir, wenn ick auch Ihre Frau engagiere. Det ist ja die Gehlen (Johanna Christine Gehlen), die is' ja eh die bessere Schauspielerin. Machen wir."

Und?

SEBASTIAN BEZZEL Meine Frau hat ihren Part mit großer Würde gespielt, aber ich habe mich erst mal etwas unwohl gefühlt mit einigen Texten. Andererseits hat Rademann für uns gesorgt, wie ich's noch nie erlebt habe. Wir hatten unseren damals halbjährigen Sohn mit an Bord, haben in getrennten Handlungssträngen gedreht, damit immer einer von uns aufs Kind aufpassen konnte, und die Reise an sich war ein Traum.

Susanne Sturm

Dampfnudelblues
DO, 5.12., Das Erste, 20:15 Uhr