Sie gehören zu den auffälligsten Jungstars im deutschen Film: Alice Dwyer (23) und Alina Levshin (27). Beide sind jetzt mit herausragenden Filmen im TV-Programm (DO, 12.7. + FR, 13.7.) vertreten. Grund genug, die beiden in Berlin zum Talk zu treffen.
Alice Dwyer ist mit ihren 23 Jahren schon ein erfahrener Profi. Mit neun bekam sie ihre erste Rolle, spielte später in anspruchsvollen Kinodramen wie "Lichter" mit. Jetzt verkörpert sie in "Was du nicht siehst" (ARD, 12.7.) eine arrogant-aparte Frau.

Alina Levshin (27) kam mit sechs Jahren aus Odessa nach Deutschland. Sie studierte in Berlin Schauspiel. Bekannt wurde sie als russische Prostituierte in Dominik Grafs ARD-Serie "Im Angesicht des Verbrechens". In diesem Jahr erhielt sie für den Kinofilm "Krieger" den Deutschen Filmpreis. In "Davon willst Du nichts wissen" (ZDF, 13.7.) spielt sie ein russisches Kindermädchen.

Ihr verkörpert sehr überzeugend toughe Frauen. Wo nehmt ihr die Power her?

ALINA LEVSHIN
Als Schauspielerin muss man viel Energie haben. Der Beruf verlangt von dir, dass du von einem Moment auf den nächsten voll da bist.

ALICE DWYER Ohne Willensstärke kannst du dich in dieser Branche nicht behaupten. Und wenn du diese Energie dann auch noch auf eine Figur übertragen kannst, weil du eine starke Frau spielst: umso besser.

Alina, du spielst in "Kriegerin" eine der extremsten Rollen im deutschen Kino der letzten Jahre: eine gewalttätige Neonazibraut. Wie hast du dich darauf vorbereitet?

LEVSHIN Ich habe mir Interviews mit rechtsradikalen Frauen auf Video angeschaut und auch einen weiblichen Neonazi ein paar Stunden im Alltag begleitet. Bei den Dreharbeiten mit Laiendarstellern ging es manchmal ganz schön heftig zu, da wurde mir bewusst, wie leicht beispielsweise die Kontrolle auf einer Party entgleiten kann und die Gewalt eskaliert.

Deine härteste Rolle, Alice?

DWYER Die Jüdin Hannah in dem Kinofilm "Die verlorene Zeit". Ich spiele eine Frau, die von ihrem Freund aus einem KZ geschmuggelt wird. Sich so lange mit diesem Thema auseinanderzusetzen war schon hart. Ich habe Monate lang Diät gehalten und 8 Kilo abgenommen. Und natürlich musst du trotzdem am Set den ganzen Tag fit sein. Das war unglaublich anstrengend, aber die Mühe wert.

Mut hast du ja auch bewiesen, als du dich mit neun Jahren bei einer Agentur als Schauspielerin beworben hast...

DWYER Zwei Jahre später hatte ich meine erste Rolle. Heute frage ich mich selbst, woher ich den Mut hatte, einfach an die Tür zu klopfen und zu sagen: Hallo, ich will spielen. Aber diese Naivität ist wohl ein Privileg der Jugend.

Hattest du ein Vorbild?

DWYER Als ich Susan Sarandon in "Der Klient" als Juristin gesehen hatte, stand für mich fest: Entweder werde ich Anwältin oder Schauspielerin. Und da ich mit neun kein Jura studieren konnte, lief es schließlich aufs Schauspiel hinaus.

Alina, du hast dich dagegen für eine richtige Ausbildung entschieden...

LEVSHIN Ja, aber ich hatte auch schon mit acht oder neun den Wunsch, künstlerisch zu arbeiten. Bei mir kam der Impuls allerdings nicht vom Film, sondern ich habe zunächst in einem Kinderensemble gespielt und gemerkt, dass es mir Spaß macht, auf der Bühne zu stehen. Später habe ich dann in Berlin Schauspiel studiert.

Bei dir, Alice, hat man den Eindruck, dass du im Kino auf Anspruch setzt, aber im TV in ganz normalen Serien mitspielst...

DWYER Ich habe wohl einen Hang zu härteren Stoffen und ernsteren Figuren. Aber ich war auch ganz froh, dass ich jetzt einen Kinofilm gedreht habe, der in Richtung Komödie geht. In "Drei Zimmer, Küche, Bad" bin ich eine von acht Personen, die ein Jahr lang dabei zu sehen sind, wie sie umziehen, neue Partner finden usw.

LEVSHIN
Komödie ist auch ein Genre, das mich reizt. Ich habe einen kurzen Auftritt in Matthias Schweighöfers neuem Kinofilm "Schlussmacher" und kann nur sagen: Komödie ist ganz schön schwer. Man muss sich höllisch auf das richtige Timing konzentrieren.

Rainer Unruh


Was du nicht siehst
DO 12.7. Das Erste 22.45 Uhr
Davon willst Du nichts wissen
FR 13.7. ZDF 23.30 Uhr