Anfang 2011 brachte Oscarpreisträger Danny Boyle, zuletzt Regisseur der Londoner Olympia-Eröffnung, eine Neuinterpretation des Gruselklassikers "Frankenstein" auf die Bühne des National Theatre in London.

Ungewöhnlich war, dass seine beiden Hauptdarsteller sich als Monster und dessen Schöpfer in späteren Aufführungen abwechselten. Der eine, Benedict Cumberbatch, war zu der Zeit schon eine große Nummer in Großbritannien, dank seiner Rolle als Sherlock Holmes in der grandiosen neuen BBC-Serie "Sherlock". Den anderen, Jonny Lee Miller, kannte man vor allem aus Boyles "Trainspotting", der US-Serie "Eli Stone" (hielt zwei Staffeln) und seiner Ehe mit Angelina Jolie (hielt drei Jahre). Im Februar 2012 wurde auch Miller für eine neue Krimiserie gecastet. Als Sherlock Holmes.
"Elementary" vs. "Sherlock"

Die CBS-Serie "Elementary" versetzt Arthur Conan Doyles genialen britischen Detektiv Holmes ins New York der Gegenwart. Da er gerade den Drogenentzug hinter sich hat, verpasst sein Vater ihm einen Aufpasser, sorry, Aufpasserin: Die Psychologin Dr. Joan Watson, gespielt von "3 Engel für Charlie"-Star Lucy Liu, soll ein Auge auf Holmes haben, während er die New Yorker Polizei bei besonders kniffligen Fällen unterstützt.

Nach der weltweiten Aufmerksamkeit der britischen "Sherlock"-Serie war eine US-Version keine große Überraschung. Als pikant erwies sich der Fakt, dass CBS zunächst mit den britischen "Sherlock"-Produzenten über eine Adaption verhandelt hatte. Kurz danach entschied man sich für den Alleingang. Bei Ausstrahlung der "Elementary"-Pilotfolge sahen die Briten folglich ganz genau hin.

Sie mussten sich keine Sorgen machen. "Elementary" (der Titel bezieht sich auf einen Holmes-typischen Ausspruch, der vor allem in den Filmen auftaucht) folgt mit der Modernisierung des Klassikers zwar einer hübschen Idee, an Qualität, Originalität und Klasse von "Sherlock" kommt die US-Produktion nicht heran, trotz einer fraglos entzückenden Lucy Liu.
Auch die Idee eines weiblichen Dr. Watson ist nicht wirklich neu. Bereits 1971 war Oscargewinnerin Joanne Woodward als Dr. Mildred Watson im US-Kinofilm "Der verkehrte Sherlock Holmes" zu sehen. Nun müssen wir aber länger als gedacht auf die dritte Staffel "Sherlock" warten: Ab März 2013 wird gedreht, die Ausstrahlung in der BBC (und folglich auch der ARD) könnte sich bis Anfang 2014 verschieben. Vielleicht können sich Cumberbatch und Miller zwischenzeitlich mal wieder abwechseln.

V. Bleeck

Elementary
DO, 10.1., Sat.1, 21:15 Uhr