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Ryder Cup 2012

Eine Frage der Ehre

Wenn die besten Golfer ab dem 28. September beim Ryder Cup antreten, geht es statt um Geld um die Kontinental-Herrschaft - nicht immer mit ganz fairen Mitteln

Golf gilt als Sport für Gen­tlemen: Spieler bestrafen sich für Regelvergehen selbst, man beglückwünscht sich gegenseitig für gute Schläge, und das Publikum übt eine gepflegte Zurückhaltung. Doch einmal alle zwei Jahre brechen alle Dämme. Denn dann treten im Ryder Cup die besten Golfer Europas und der USA gegeneinander an und verwandeln den biederen Sport in einen erbitterten Wettstreit mit partisanenhaften Zügen.

Was 1927 als Kräftemessen der USA mit Großbritannien begann, erhielt 1979 eine neue Dynamik, als die Kon­ti­nental­europäer ins Boot geholt wurden, um der Übermacht der USA zu begegnen. Angeführt vom Deutschen Bernhard Langer und dem spanischen Ballzauberer Seve Ballesteros war man jetzt konkur­renz­­fähig und siegte 1987 erstmals auf US-Boden. Eine Schmach, die vier Jahre später in South Carolina zur Eskalation führte.

Brisante Duelle in den USA

Die durch den Einmarsch in den Irak kriegsfreudigen Amerikaner trugen Mützen in Tarnoptik, deklarierten die Veranstaltung zum "Krieg an der Küste" und klingelten unter dem Motto "Waking up the Enemy" die europäischen Spieler aus dem Hotelbett. Entsprechend aufgeheizt war die Stimmung beim nicht nur freude­trunkenen Publikum - zumal sich die Spieler auch noch des Betrugs bezichtigten.

Seither sind Auftritte in den USA (die Austragung wechselt zwischen den Kontinenten) von besonderer Brisanz: 1999 machten die Zuschauer u. a. Europas Schlachtross Colin Montgomerie wegen seiner lockigen Haare und Leibesfülle als "Mrs. Doubtfire" nieder, 2008 verweigerte US-Kapitän Paul Azinger europäischen Spielern den Handschlag und forderte die Fans auf, schlechte Schläge zu bejubeln. Entsprechend darf man gespannt sein, was die Europäer diesmal nahe Chicago erwartet. Schließlich ist der 43 cm hohe Goldpokal aktuell in ihrem Besitz, und in solchen Jahren sind die USA besonders angriffslustig.

Rüdiger Meyer