.

Nicole Kidman im Interview

Lieber im Pyjama als auf Party

Als Mutter im Psychothriller "Stoker" (ab 9.5.2013 im Kino) ist Nicole Kidman ziemlich unheimlich. Und im Interview unheimlich offen.

Ziemlich genau eine Woche Pause hatte Nicole Kidman zwischen dem Südstaatenkrimi "The Paperboy" (deutsche DVD-Premiere: Mitte Juli) und den Dreharbeiten zum Psychothriller "Stoker", dem Hollywood-Debüt des koreanischen Regiewunderkinds Park Chan-wook. Dessen Filme "Oldboy" und "Durst" kannte und schätzt Kidman, die schon lange ein Faible für das Genre hat. Und nach ihren Erfahrungen mit dem spanischen Horrorthriller "The Others" konnte sie auch die Sprachbarriere nicht schrecken, wie sie im Interview erklärt.
TV SPIELFILM Regisseur Park Chan-wook spricht kein Englisch. Wie sind Sie damit zurechtgekommen?

NICOLE KIDMAN
Seltsamerweise war das gar nicht schwer. 2001 hatte ich bei "The Others" mit dem Spanier Alejandro Amenábar gearbeitet, der auch nicht viel Englisch konnte. Irgendwie gewöhne ich mich wohl schnell daran, mit ausländischen Regisseuren zu arbeiten. Und Park spricht zwar selbst kein Englisch, hat aber einen fantastischen Übersetzer.

Lag das vielleicht auch an seiner sehr bestimmten Art, dass Sie sich so verstanden haben?

NICOLE KIDMAN
Absolut. Er ist sehr entschieden und weiß genau, was er will. Ob meine Haarfarbe, die Tönung der Haut, welches Kleid ich tragen soll, welchen Schmuck, das hat er ganz speziell bestimmt.
Auch der Look des Films ist speziell: Obwohl er heute spielt, wirkt er manchmal wie aus der Zeit gefallen...

NICOLE KIDMAN
Als ich am Anfang hörte, dass wir in Nashville drehen, dachte ich, gut, Park will also den Südstaatenlook. Aber er sagte, nein, er wolle eher, dass man weder Zeit noch Ort einordnen kann. Dadurch scheint der Film manchmal wie aus einer anderen Welt. Mal wirkt er altmodisch, dann wieder modern. Das ist Parks Expertise: seine Fähigkeit, Atmosphäre zu erschaffen, ist einfach sehr, sehr stark.

Evelyn Stoker, die Sie spielen, ist eine Figur, die komplett leer wirkt. Sehen Sie das auch so?

NICOLE KIDMAN
Als wir uns vorher trafen, erklärte Park mir, dass es in diesem Film primär um böses Blut gehe und wie dieses böse Blut durch die Generationen weitergegeben werde. Ich fand schon das ziemlich angsteinflößend.

Was macht Ihnen noch Angst?

NICOLE KIDMAN
Am meisten, jemanden, den ich liebe, zu verlieren. Und dass einer meiner Lieben in irgendeiner Form Schmerzen leidet und ich nicht helfen kann.

Wie würden Sie die Beziehung zwischen Mutter und Tochter India im Film beschreiben?

NICOLE KIDMAN
Die lässt sich ganz gut mit dieser Szene gleich am Anfang illustrieren, in der ich erzähle, dass India es nicht mag, berührt zu werden, und man im gleichen Moment sieht, wie sie zusammenzuckt. Auch Evelyn mochte es nie, angefasst zu werden, und bekam dann ein Kind, das ebenfalls keine Berührung erträgt - furchtbar für eine Mutter. Deshalb hatte sie auch nie einen Draht zu India, die sich wiederum sehr zu ihrem Vater hingezogen fühlte.