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Horror-Hogwarts

American Horror Story

Hexen, Voodoo, Kettensägen: Die dritte Staffel von "American Horror Story" ist mit Abstand die beste (DO, 23.10.)

Wir Serienfans von heute sind anspruchsvoll. Um bei der Stange zu bleiben, brauchen wir immer wieder frisches Personal, außerdem erstklassige Storys und dazu Wendungen, die so überraschend sind, dass wir uns ein "Das ist jetzt nicht wahr" einfach nicht verkneifen können.

Brad Falchuk und Ryan Murphy, die erfahrenen Macher der "American Horror Story", wissen das natürlich alles und haben für "Coven" ("Hexenzirkel"), so der amerikanische Staffelname, nicht nur konzeptgemäß Cast und Setting getauscht. Damit garantiert keine Langeweile aufkommt, gruseln hier außer den Hexen auch noch Zombies, Voodoo-Diven, ein Frankensteinmonster und sogar Minotaurus, der Angstmacher der Antike. Dazu wird reichlich Blut, Gedärm und Sex gereicht.
Höllische Töchter
Wir folgen der jungen Zoe (Taissa Farminga), die beim ersten Intimverkehr ihr Talent für "life changing sex" entdeckt: Sie bringt das Hirn ihres Lovers zum Platzen. Hexenwerk! Für solche wie sie gibt es nur einen sicheren Ort: Miss Robichaux' Academy in New Orleans, eine Art Horror-Hogwarts, wo sie mit anderen Spezialbegabten in einer WG wohnt und lernen soll, ihre Kräfte zu kontrollieren.

"Das übergeordnete Thema sollte ‚Mütter und Töchter‘ sein", erklärt Ryan Murphy. "So sind wir auf Hexen gekommen." Der Machtkampf zwischen der fiesen Oberhexe Fiona (Jessica Lange) und ihrer freundlichen Tochter (Sarah Paulson) liefert Konfliktstoff in dem Haus, dessen finstere Vergangenheit den Bewohnern immer wieder neue Gegner aus dem Jenseits beschert.

Schuld daran ist die frühere Hausbesitzerin Delphine LaLaurie, gespielt von Kathy Bates. Für ihre angsteinflößende Darstellung wurde sie mit einem Emmy ausgezeichnet. Madame LaLaurie hat tatsächlich gelebt. Die Arztgattin erlangte Anfang des 19. Jahrhunderts in New Orleans als sadistische Serienmörderin traurige Berühmtheit. Auf dem Dachboden ihres Hauses in der Royal Street wurde 1834 bei einem Brand ein Folterstudio voll schwer misshandelter Sklaven entdeckt.

Das alles stellt die Serie nach, doch wird die Sado-Rassistin hier von ihren Opfern zur Rechenschaft gezogen. Endlich, denn im wahren Leben konnte sie unbehelligt fliehen.

Es folgt die "Freak Show"
Mit dem von Madame LaLaurie auf dem Dachboden aus Sklave und Stier zusammengebastelten Minotaurus bringt "Coven" eine neue starke Figur, die ähnlich gruselig ist wie der gesichtslose Latexmann aus der ersten Staffel.

Kein Zufall. "Man will im Horrorfilm immer ikonische Bilder schaffen, die die Leute nicht vergessen. Etwas wie die Hockeymaske aus den ‚Freitag der 13.‘- Filmen", sagt Brad Falchuk, der zweite kreative Kopf hinter "Horror Story". "Mittlerweile verkleiden sich die Leute zu Halloween als Latexmann", sagt Ryan Murphy. "Und das ist das größte Kompliment überhaupt."

Ein Ende des schönen Schauders ist übrigens nicht in Sicht. Am 8. Oktober startet in den USA "American Horror Story 4 - Freak Show", am 26. November in Deutschland auf Fox HD. Eine radikal andersartige fünfte Staffel ist von den Machern bereits versprochen. In der "Freak Show", einem menschlichen Kuriositätenkabinett, wird man viele Stars aus "Coven" wiederentdecken, allerdings in veränderter Form. Kathy Bates mit Vollbart, Sarah Paulson mit zwei Köpfen. Und das ist jetzt echt wahr.
Frank I. Aures


American Horror Story
DO 23.10., Sixx 22.05 Uhr