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Helen Mirren & Russel Brand

Die Queen und ihr Narr

Im Kino sind Helen Mirren und Russell Brand ein Dream-Team. Auch im Gespräch mit TV SPIELFILM harmonieren sie blind (Kinostart "Arthur" 5.5.2011)

Auf den ersten Blick haben sie nichts gemeinsam. Sie, von der britischen Königin zur "Dame" ernannt, Oscar-Preisträgerin ("The Queen"), e elegant, eloquent, zierlich - eine zurückhaltende Erscheinung. Er, Exalkoholiker, Exjunkie, britischer Stand-up-Comedian, exzentrisch, schlaksig, hochgewachsen - ein Mann, der auffällt.

Im Remake der 80er-Jahre-Komödie "Arthur" spielt Russell Brand einen lebenshungrigen Milliardärssohn, der sich vergnügt volllaufen und ziellos durch den Tag treiben lässt. Helen Mirren ist Nanny Hobson, Fels in der Brandung in Arthurs turbulentem Leben ...

Im Interview mit TV SPIELFILM zeigt sich, dass die beiden Stars doch eine ganze Menge verbindet. Sie haben den gleichen Sinn für Humor, lieben seltsame Geschenke, und sie haben enormen Respekt voreinander.

"Arthur" ist das Remake einer Komödie von 1981, in der Starkomiker Dudley Moore den Milliardärssohn Arthur, der legendäre Sir John Gielgud dessen Butler spielte. Kannten Sie den Film?

HELEN MIRREN Natürlich. Ich weiß, ich sollte das jetzt besser nicht sagen, aber ich mochte ihn überhaupt nicht. Liza Minnelli, die das Mädchen spielte, in das Arthur sich verliebt, machte ihre Sache großartig, aber ich fand es unerträglich, wie sie laut Rolle mit Arthurs Alkoholproblem umgehen musste. Sie ermutigte ihn, zu trinken. Ich persönlich finde Alkoholiker weder sexy noch attraktiv. Außerdem stinken sie entsetzlich.

Wieso haben Sie dann im Remake dieses Films die Rolle angenommen, die im Original Sir John Gielgud spielte?

HELEN MIRREN Die Beziehung zwischen Nanny Hobson und Arthur ist eine viel innigere. Eine Nanny wechselt die Windeln, tröstet und liest Gutenacht geschichten vor. Sie sind wie Mutter und Sohn. Ich sehe Arthur nicht als einen Süchtigen, sondern als einen Mann ohne Kompass. Er braucht jemanden, der ihn auf den richtigen Weg zurückbringt.

Russell, haben Sie und Arthur etwas gemeinsam?

RUSSELL BRAND Sie meinen, weil ich früher auch ein Säufer war? Mal überlegen. Also, er ist Milliardär, ich bin es nicht. Er ist in der Upperclass groß geworden, ich nicht. Aber wir sind beide neugierig auf die Begegnung mit Menschen, wir lieben es, Spaß zu haben und Unfug zu treiben. Arthur könnte eine Variante von mir sein. Der Film unterscheidet zwischen kindlich sein und kindisch sein.

RUSSELL BRAND Das ist gut beobachtet. Kindliches Staunen ist etwas Wunderbares. Buster Keaton, Charlie Chaplin, zwei der größten Genies unserer Zeit, haben sich das Kindlichsein bewahrt. Wer das schafft, sieht die Welt mit anderen Augen. Arthur kann das. Und ich hoffe, dass ich es auch noch kann.

Stimmt es, dass Fiat-Erbe Lapo Elkann Ihr Vorbild für diese Rolle gewesen ist?

RUSSELL BRAND Ja. Lapo ist eine hochinteressante Persönlichkeit, einerseits Erbe eines ungeheuren Vermögens, andererseits das schwarze Schaf seiner Familie. Seine Kleidung ist erlesen, trotzdem umgibt ihn etwas Anarchisches. Wo er ist, wittert die Welt Skandale.

Dame Helen, haben Sie ein Patentrezept für den Umgang mit durchgeknallten Männern?

RUSSELL BRAND (sieht ihr tief in die Augen) Na, da bin ich mal gespannt.

HELEN MIRREN Jetzt lernst du was fürs Leben. Es klingt vielleicht sexistisch, aber ein bisschen Arthur steckt in jedem Mann.

RUSSELL BRAND (grinst) Stimmt.

HELEN MIRREN Männer wollen, dass man sich um sie kümmert, sie unterstützt, sie umsorgt. Ich hatte wundervolle Männer in meinem Leben, die alle ein wenig wie Arthur waren, meinen hinreißenden Ehemann eingeschlossen.

Dann sind Sie sicher super mit Russell zurechtgekommen.

HELEN MIRREN Als wir uns das erste Mal trafen, das war am Set des Kinofilms "Der Sturm", war ich ziemlich eingeschüchtert, denn Russell ist so schnell und schlau. Ich bin viel zurückhaltender als er, deshalb war ich nervös, ob wir miteinander klarkommen würden. Ich weiß nicht, ob wir privat miteinander ausgehen würden ...

RUSSELL BRAND Jederzeit.

HELEN MIRREN ... wie lieb von dir. Sie sehen: Wir mögen uns sehr. Sie sollen sich am ersten Drehtag von "Arthur" Geschenke überreicht haben.

HELEN MIRREN Ich habe ihm eine Kinderrassel geschenkt.

RUSSELL BRAND Ich dachte, das müsste ich toppen, und habe den größten Teddybären gekauft, den ich finden kann. Nanny Hobson liebt Bären.

HELEN MIRREN Aber dieses Plüschtier ist so groß, dass ich zu Hause keinen Platz dafür habe. Deshalb habe ich Russell gefragt, ob's für ihn okay ist, wenn wir ihn an ein Krankenhaus verschenken.

S. Orlin/S. Sturm

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