Die Wahrnehmung Israels in Deutschland sei von Klischees geprägt, konstatierte Günther van Endert beim Münchner Filmfest und stellte quasi als Gegenentwurf den neuen Israel-Krimi "Die Seele eines Mörders" vor. Ein Ermittlerteam muss den brutalen Mord an einer jungen Frau aufklären, die auf einem Dachboden gefunden wird.

Als Vorlage diente der Roman "Denn die Seele ist in deiner Hand" der 2005 verstorbenen Batya Gur, einer der populärsten - und kritischsten - Schriftstellerinnen Israels. Freimütig thematisiert sie darin auch ein schwarzes Kapitel jüdischer Geschichte, ein grausiges Verbrechen, das Juden an Juden verübt haben.

Und irgendwie hat van Endert, Leiter der ZDF-Redaktion Fernsehfilm, schon recht. Als durchschnittlicher Nachrichtengucker muss man einfach ab und zu daran erinnert werden, dass Israel nicht nur Palästinenserkonflikt bedeutet, sondern dass dort ganz normale Leute leben, die ganz normale Differenzen haben - und sich deswegen gelegentlich auch mal umbringen.

Für Israel als unverbrauchten Drehort mit erheblichen Schauwerten hat sich beim ZDF auch schon Iris Berben stark gemacht - und damit vielleicht van Endert ein bisschen den Weg geebnet. Dank ihrer exzellenten Kontakte bekam die Produktion "Rosa Roth: Reise nach Jerusalem" 1998 sogar eine Drehgenehmigung für die Gedenkstätte Yad Vashem, wo auf dramatische Weise an die Opfer des Holocaust erinnert wird.

Spielfilmproduktion aus Deutschland

Für Spielfilmproduktionen aus Deutschland ein Novum. Anschließend durfte Berben noch eine zweiteilige Dokumentation über ihr Lieblingsland drehen. Damit die Zuschauer bei all diesen ungewohnten Zutaten nicht den Draht zum Geschehen verlieren, spielt mit Heiner Lauterbach ein wohlbekannter Fernsehstar die Hauptrolle.

Wirklich schade, dass der Film die hohen Erwartungen, die man also an ihn hat, nicht einlösen kann. Israel sieht zwar toll aus, der stoische Wechsel zwischen Panoramaaufnahme und Gesprächssituation langweilt aber schnell. Auch sind diese Gespräche eigentlich nur dann spannend, wenn Heiner Lauterbach sich mit einem starken Gegenspieler wie Michael Degen messen darf.

Aber es besteht Hoffnung für das junge Genre Israel-Krimi, denn eine weitere Batya-Gur-Verfilmung ist schon beschlossene Sache. Vielleicht gilt ja das Sendermantra "Mit dem Zweiten sieht man besser". Das wäre schön.

Frank Aures
Weitere Filme mit Heiner Lauterbach: "Eine Frau für gewisse Stunden" (1984), "Männer" (1985), "Der Skorpion" (1996), "Der dreckige Tod", "Cascadeur - Die Jagd nach dem Bernsteinzimmer" (beide 1997), "Der Eisbär" (1998), "Erleuchtung garantiert", "Schlaraffenland", "St. Pauli Nacht", "Zwei Asse und ein König" (alle 1999), "Marlene", "Nicht heulen, Husky", "Der Verleger" (alle 2000), "Die Affäre Semmeling" (2001), "Tödliches Rendezvous - Die Spur führt nach Palma", "Eine Liebe in Afrika", "Treibjagd", "Suche impotenten Mann fürs Leben" (alle 2002), "Ein seltsames Paar", "Im Namen des Herrn" (beide 2003), "Zwei Männer und ein Baby" (2004), "In der Liebe eine Eins" (2005), "Die Sturmflut", "Dresden", "Die Entführung" (alle 2006), "Das Glück am anderen Ende der Welt", "Das Papst-Attentat" (beide 2007), "Die Gustloff", "Wir sind das Volk - Liebe kennt keine Grenzen" (beide 2008), "Vulkan" (2009).