Leider wahr: Schauspieler sehen grundsätzlich besser aus als wir Normalos. Sympathisch, wenn einem das nicht so unter die Nase gerieben wird. Ewan McGregor würde das nie tun. Der gebürtige Schotte bringt das Kunststück fertig, sich in Hochglanzmagazinen als Stilikone abfeiern zu lassen, überlebensgroß als Obi Wan Kenobi von Star-Wars-Plakaten herunterzublicken - und trotzdem zu wirken, wie einer von uns. Einer, den man nach dem Kino am Kneipentresen trifft.

"Ich mache 'nen Job! Ich gehe zur Arbeit und danach nach Hause zu meiner Frau und meinen Kindern", erklärt der Vater von vier Töchtern im Interview. Dieser Job wird 1996 mit "Trainspotting" erstmals international wahrgenommen. Hier stellt McGregor als ins Klo greifender Junkie seine Verliererqualitäten unter Beweis.

Danach war klar: Niemand kann so wunderbar überfordert gucken wie Ewan McGregor. Das macht Spaß in Komödien wie "Lebe lieber ungewöhnlich" (1996) und führt in Thrillern wie Roman Polanskis "Der Ghostwriter" (2010) zu einem Gefühl mitfühlender Beklemmung.

In "Lachsfischen im Jemen" (Kinostart 17.5.) kann man wieder über den Schauspieler lachen, wenn er als verknöcherter Wissenschaftler weit weg von seiner sicheren Behörde mit einer bildschönen Frau (Emily Blunt) aufs Engste zusammenarbeiten muss.

Ganz schön derbe

Als Privatperson ist Ewan McGregor eher der lockere Typ. Mit seinem Kumpel Charlie Boorman fuhr er 30 000 Kilometer mit dem Motorrad von London nach New York. Als Dokuserie "Long Way Round" lief der irre Trip 2006 auch im deutschen Fernsehen. Mit dem Motorrad springt der 41-Jährige auch mal über Talkshowgäste und gesteht hinterher beim Thema "Schönheitsoperationen" mit jungenhaftem Grinsen, er habe sich "nur die Eier machen lassen".

Momentan steht McGregor für die Verfilmung von Jonathan Franzens Roman "Die Korrekturen" vor der Kamera. Seine Figur "Chip" versaut sich mit Frauengeschichten die Universitätskarriere und versucht sich anschließend als Anlagebetrüger im Internet... McGregor wird wieder scheitern - und wir werden ihn dafür lieben.

Frank Aures
McGregor Doublefeature

TV: "Cassandras Traum" heißt in Woody Allens Krimidrama die Jacht, die zwei Brüder (Mc­Gregor und Colin Farell) unbedingt haben wollen. Gehen Sie dafür über Leichen?

Kino: Steif und unbeholfen ist McGregor in "Lachsfischen im Jemen" - als Fischexperte soll er einem Scheich Angelreviere in der Wüste anlegen. (Kinostart 17.5.)
Cassandras Traum
MO 21.5. ZDF 22.15 Uhr