Als die Produzentin sie anrief, bat sich Stephanie Stumph 24 Stunden Bedenkzeit aus. Dann sagte sie zu. "Ohne nur ein Drehbuch gelesen zu haben - und ohne meine drei Kollegen näher zu kennen." Kein Wunder, denn Susanne Porsche hatte ihr nichts weniger als den Jackpot angetragen - eine Rolle als feste Ermittlerin in "Der Alte".

Die Reihe, die seit 1977 den Freitagabend im ZDF einläutet, soll dringend eine Verjüngungskur bekommen, um auch beim Publikum unter 60 wieder zu punkten. Ursprünglich sollten zwei junge Männer den Cast um Hauptkommissar Richard Voss (Jan-Gregor Kremp) und Gerd Heymann (Michael Ande) verstärken, aber im Casting konnte nur Ludwig Blochberger überzeugen.

Mit der Idee, erstmals eine Frau ins Team zu holen, wirbelt Produzentin Susanne Porsche die Tradition der altehrwürdigen Reihe jetzt hübsch durcheinander. Stephanie Stumph war ihre erste Wahl.
"Ich musste nicht mal zum Casting gehen", erzählt die Dresdnerin. "Das war mein Glück, denn so gern ich Castings mag, so selten kriege ich hinterher die Rolle. Diese Art von Prüfungssituation liegt mir einfach nicht besonders."

Dickköpfig, redselig - perfekte Rolle

Die Rolle der dickköpfigen Ermittlerin Anabell Lorenz, die zu unkonventionellen Methoden greift, wenn sie eine Spur aufgenommen hat, passt ihr dagegen wie eine zweite Haut. Wie Stumph kommt Lorenz aus Dresden, ist spontan, sensibel und trägt ihr Herz auf der Zunge.

Lorenz kassiert in solchen Situationen einen kräftigen Rüffel ihres Chefs, und auch Stumph muss sich immer mal wieder entschuldigen, "weil ich erst hätte denken und dann reden sollen. Ist eine Frage des Temperaments, das habe ich von meiner Mutter".

Von Vater Wolfgang hat sie die Liebe und das Talent zur Schauspielerei mitbekommen. Schon mit zehn Jahren spielte Stephanie an seiner Seite in der Krimireihe "Stubbe - Von Fall zu Fall" die Tochter des Kommissars.

Im Hamburger Hotel, das ihnen eine zweite Heimat war, hatten die Stumphs eine Tischtennisplatte in die Tiefgarage gestellt und lieferten sich spätabends Matches.

"Geduld ist nicht meine Stärke"

19 Jahre und 50 Folgen lang wurde Stephanie vor der Kamera erwachsen. Unterdessen absolvierte sie ein Schauspielstudium an der Leipziger Hochschule für Musik und Theater. "Ich wollte nicht mit 40 dastehen und nichts gelernt haben. Und ich wollte für mich selbst schriftlich haben, dass ich Schauspielerin bin, denn der Selbstzweifel gehört zu diesem Beruf, ein Diplom kann einen da zumindest etwas beruhigen."

Bislang ist die 31-Jährige ihren Weg in kleinen Schritten gegangen, "dabei gehört Geduld nicht gerade zu meinen Stärken", und sie hat erleben müssen, dass ihr Nachname auch Ballast sein kann. Doch nach und nach spielt sie sich frei. Ihr Kollege Jan-Gregor Kremp, seit 2012 "Der Alte", zollt ihr hohes Lob: "Ich war gespannt, was da auf mich zukommt. Und nun erlebe ich eine komplett bodenständige Person, immer gut gelaunt, immer professionell, eine absolute Wundertüte, die unser Herz im Sturm erobert hat!"

Susanne Sturm

Der Alte
FR 2.10. ZDF 20.15 Uhr