Die Hauptdarstellerin in dem Film ihres Lebens ist drei Monate alt und hält Petra Schmidt-Schaller mehr in Trab als der anspruchsvollste Regisseur. Mehrmals meldet sich die kleine Tochter der Darstellerin während des Gesprächs lautstark zu Wort. Wächst hier das nächste Talent der Schauspielerfamilie Schmidt-Schaller heran?

Die junge Mutter zog es anfangs gar nicht ins Rampenlicht. Als Teenager war ihr die Vorstellung verhasst, sich von Regisseuren herumschubsen zu lassen. Aber ein Schauspielkurs in einem US-College, wo sie als Austauschschülerin war, änderte alles. "Da hat ein Feuer zu brennen angefangen, das bis heute nicht erloschen ist."

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Andreas Schmidt-Schaller, Soko Leipzig

Zurück in Deutschland will sie spielen, auf der Bühne und vor der Kamera. Wie ihr Vater Andreas Schmidt-Schaller, Kommissar bei der "SOKO Leipzig". "Dann renn doch in dein Unglück", lautete der ironische Kommentar ihrer Mutter, Professorin für Schauspielkunst in Potsdam.

Die Tochter nahm sich die Freiheit. "Ich bin jemand, der anderen rät, das auszuprobieren, was sie wirklich wollen", sagt Petra Schmidt-Schaller. Wenn es nicht klappt, kann man ja immer noch im Asia-Imbiss Stäbchen sortieren.

Dass sie auf das richtige Ross gesetzt hatte, merkten die Zuschauer spätestens 2007, als die damals 27-Jährige in der Verfilmung von Martin Walsers "Ein fliehendes Pferd" groß herauskam. Verblüffend die Leichtigkeit, mit der sie in die Rolle der esoterisch angehauchten Geliebten eines älteren Mannes schlüpfte.

Faszinierend auch, wie das Ausnahmetalent mit dem großen Ulrich Tukur auf Augenhöhe spielte. Nicht nur Walser war begeistert. Schmidt-Schaller erhielt 2008 den Bayerischen Filmpreis als beste Nachwuchsschauspielerin.

Sie berlinert hemmungslos

Liebenswert und verstrahlt zugleich ist sie auch als Bhagwan-Anhängerin, die es in ein bayerisches Dorf verschlagen hat. Petra Schmidt-Schaller brachte in diesem Jahr in der Komödie "Sommer in Orange" die Leinwand zum Leuchten.

Wesentlich zurückhaltender agiert sie in dem ZDF-Drama "Das dunkle Nest". Aber auch hier fällt die Hingabe auf, mit der die bekennende Großstädterin eine Frau in einem Kaff in Bayern spielt.

Die extrovertierte Schauspielerin, die im Gespräch gern mal laut lacht und hemmungslos berlinert, nimmt sich als Person zurück. Sie geht ganz auf in ihrer Rolle als katholische Landfrau, ist anfangs demütig wie Audrey Hepburn in "Die Geschichte einer Nonne". Erst im Lauf des Films verleiht die Darstellerin ihrer Rolle immer mehr Gewicht.

Die gebürtige Magdeburgerin schätzt den Regisseur François Ozon. Er beherrscht wie sie das Leichte und das Schwere. Und er versteht es, große Schauspielerinnen wie Isabelle Huppert über sich hinauswachsen zu lassen. Höchste Zeit, dass er sich mal bei Petra Schmidt-Schaller meldet.

R. Unruh

Das dunkle Nest
MO, 28.11., ZDF, 20.15 Uhr