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"Kick-Ass sagt doch, worum es geht!"

Warum Nicolas Cage den Vater spielt

Kick-Ass sagt doch, worum es geht!
Regisseur Matthew Vaughn am Set von "Kick-Ass" Filmverleih
Foto: Filmverleih, "Kick-Ass": Nicolas Cage, hier in zivil, spielt Superheld Big Daddy
Nicolas Cage spielt Chloës Filmvater Big Daddy, einen Ex-Polizisten, der mit seiner Tochter gegen die Unterwelt kämpft. Warum wählten Sie Cage für diese Rolle?

MATTHEW VAUGHN Nic Cage ist ein absoluter Comicbuch-Fan und kennt sich in dem Metier noch besser aus als Mark oder ich. Er fand das Script klasse und wollte unbedingt Big Daddy spielen. Wir sehen in "Kick-Ass" einen Nicolas Cage, wie wir ihn aus "Arizona Junior" und "Wild At Heart" kennen. Er war voll in seinem Element.

Die Rolle des Gangsterbosses Frank D'Amico besetzten Sie mit Mark Strong, der erst kürzlich in "Sherlock Holmes" den Bösewicht spielte. Wird er langsam zum stereotypen Filmganoven?

MATTHEW VAUGHN Ich kenne Mark schon seit Jahren. Er ist einer besten Schauspieler Großbritanniens. Manche glauben allerdings, dass er Amerikaner sei - wie bei Tim Roth in Reservoir Dogs. Damals fragten auch alle in Amerika, wer denn dieser neue Schauspieler sei. Mark spielt den Bösewicht in "Robin Hood" und in "Green Lantern". Aber mal ehrlich, wenn man Millionen Dollar bekommt, um eine Rolle zu spielen, in der einen die Leute sehen wollen, wird man damit wohl kein großes Problem haben. Mark spricht übrigens fließend Deutsch. Meine Familie hatte fast ein Herzinfarkt, als er plötzlich Deutsch mit ihnen sprach.

Wie ist eigentlich Ihr Deutsch inzwischen, immerhin sind Sie seit acht Jahren mit Claudia Schiffer verheiratet?


MATTHEW VAUGHN Mein Deutsch ist furchtbar, einfach schrecklich.

Ihre Frau taucht ebenfalls in "Kick-Ass" auf, wenn auch nur auf einem Billboard-Poster. Wie kam es dazu?

MATTHEW VAUGHN Wir wollten einfach ein echt wirkendes Billboard in Film zeigen, aber keine der großen Firmen wollte mitmachen. Man sollte meinen, es sei leicht, Nike oder Adidas an Bord zu holen, immerhin gibt man den Firmen kostenlose Werbung. Doch alle lehnten ab. Also bat ich meine Frau um Hilfe, sie tat mir einen großen Gefallen. Den meisten Leuten fällt das Poster gar nicht auf, denn sie achten auf die Action davor. Ich hatte erwartet, dass mich mehr Journalisten danach fragen. Aber wer nicht weiß, dass ich mit Claudia verheiratet bin, denkt eben, es sei nur Werbung.
Foto: Filmverleih, Ex-Fußballer Vinnie Jones in "Bube, Dame, König, grAs" (1998) - Regisseur: Guy Ritchie, Produzent: Matthew Vaughn
Verbringen Sie eigentlich noch Zeit mit Ihrem einstigen Filmpartner Guy Ritchie oder ist die Konkurrenz zwischen Ihnen inzwischen zu groß?

MATTHEW VAUGHN Wir fahren nächste Woche zusammen Ski. Es gab keinen Streit. Man sollte nicht alles glauben, was in der Presse steht.

Besuchen Sie dessen Londoner Kneipe oder bevorzugen Sie den Pub Ihres Kumpels Jason Flemyng?

MATTHEW VAUGHN Ich war schon in beiden Kneipen, doch seit ich Kinder habe, interessiert mich das nicht mehr besonders. Es sind aber gute Pubs.

Jason Flemyng, der sonst immer in Ihren Filmen mitspielt, war für Kick-Ass zunächst nicht eingeplant. Warum haben Sie ihn kurzfristig an Bord geholt?

MATTHEW VAUGHN Jason ist mein Glücksbringer. Wenn er mitspielt, wird der Film ein Erfolg, und das weiß Jason auch. "Swept Away" ist der einzige meiner Filme, in dem er nicht mitspielte, was er immer wieder gerne betont.

Mit diesem Ruf kann er wohl bald eine höhere Gage von Ihnen verlangen?

MATTHEW VAUGHN Das versucht er jetzt schon, schafft es aber nicht.

Kick-Ass sagt im Film, jeder träumt davon, einmal ein Superhero zu sein. Wie war das bei Ihnen?

MATTHEW VAUGHN Ich wollte Batman sein. Und dann irgendwann ein Rockstar. Aber Batman war einfach der Coolste.

Zählten Sie in Ihrer Schulzeit zu den coolen Kerlen oder den Geeks, die sich hinter ihren Comic-Heften verschanzten?

MATTHEW VAUGHN Ich war beides, ein cooler versteckter Geek.

Das sagt auch Mark Millar über Sie. Wie äußert sich das heute?

MATTHEW VAUGHN Ich mag Comics, ich mag Videospiele. Ich bin mir sicher, dass auch mein Sohn bald anfangen wird, sich für Comics zu interessieren, die ich dann liebend gerne mit ihm lesen werde. Ich spiele heute schon Videospiele mit ihm, das macht mir Spaß. Meine Frau ärgert es manchmal, wenn wir Videogames wie Fussball spielen.
Foto: Filmverleih, "Der Sternwanderer" (2007) mit Claire Danes und Charlie Cox, Regie: Matthew Vaughn
Apropos Fussball - bald steht die Weltmeisterschaft an. Wie geht es dann bei Ihnen daheim zu?

MATTHEW VAUGHN Ich unterstütze England, meine Frau feuert Deutschland an. Am Ende wird sie wohl als Siegerin dastehen. Ich muss gestehen, ich will England auf dem Podest sehen. Meinem Sohn habe ich gesagt, er müsse als erstes England unterstützen. Wenn sie dann verlieren, darf er die Seiten wechseln und Deutschland anfeuern. Er mag Michael Ballack, aber das ist okay, der spielt ja für Chelsea.

Haben Ihre Kinder einen direkten Einfluss auf Ihre Arbeit und den Inhalt Ihrer Filme?

MATTHEW VAUGHN Wenn man Kinder hat, schaut man sich natürlich automatisch viele Kinderfilme an. Die sind, mit Ausnahme der Pixar-Filme, ziemlich furchtbar. Ich dachte mir, es muss doch möglich sein, einen besseren Film zu machen, der auch Erwachsenen gefällt. "Stardust" habe ich für meine Kinder gedreht. Aber eigentlich drehe ich lieber Filme wie "Kick-Ass".

"Der Sternenwanderer" lief kürzlich im britischen Fernsehen. Haben Sie sich den Film mit Ihren Kindern angeschaut?


MATTHEW VAUGHN Ich habe den Film so oft gesehen, ich kann die Dialoge mitsprechen. Wenn die Kinder etwas älter sind, in zehn Jahren oder so, schaue ich ihn mir vielleicht mit den Kids an. Dann werde ich sicher nur nach Fehlern suchen.

"Kick-Ass" dürfen Ihre Kinder sich auch noch nicht ansehen, oder?

MATTHEW VAUGHN Sie sind fünf und sieben Jahre alt, ganz klar, dass ich ihnen den Film nicht zeige. Ich habe meinen Jungen dabei erwischt, wie er den Kick-Ass-Comic las. Er hat das Heft in meinem Büro gefunden und war ganz vertieft darin. Ich habe ihm das Buch sofort weggenommen.

Was wünschen Sie sich für Ihre Kinder?

MATTHEW VAUGHN Ich möchte, dass sie glücklich und sicher sind. Hoffentlich kann ich ihnen genug beibringen, dass sie in die Welt ziehen und das erreichen können, was sie sich wünschen. Ich lege Wert darauf, dass sie nicht verwöhnt werden. Da bin sich streng, ich bin hart, aber sehr fair und sehr lieb. Meine Kinder sollen ein so normales Leben wie möglich führen und das auch zu schätzen wissen. Ich kenne viele erfolgreiche Leute, deren Kinder total verzogene Gören sind. Unsere werden hoffentlich nicht so.
Ihre Frau erwartet ein drittes Kind. Wie haben Ihr Sohn und Ihre Tochter auf den baldigen Familienzuwachs reagiert?

MATTHEW VAUGHN Sie freuen sich auf das Baby. Wenn es erstmal da ist, wird es vielleicht eine Überraschung für sie sein, wenn sie plötzlich nicht mehr soviel Aufmerksamkeit bekommen wie vorher. Aber so weit so gut.

Würden Sie eigentlich selbst gerne mal den Platz wechseln und vor der Kamera stehen?


MATTHEW VAUGHN In "Bube, Dame, König, grAs" musste ich das mal machen. Wir hatten ein sehr knappes Budget und zu wenige Statisten. Also war ich der arme Kerl, der aus dem Auto geworfen wurde. Das war der Anfang und das Ende meiner Schauspielkarriere.

Interview: Andrea Daschner