.

"Kick-Ass sagt doch, worum es geht!"

Gute Freunde wie Brad Pitt

Kick-Ass sagt doch, worum es geht!
Regisseur Matthew Vaughn am Set von "Kick-Ass" Filmverleih
Foto: Filmverleih, Am Set von "Snatch - Schweine und Diamanten" (2000): Brad Pitt (mit Hut), Regisseur Guy Ritchie (vorn) und Produzent Matthew Vaughn (l. neben Pitts Hut)
Sehr frustrierend für Sie, oder?

MATTHEW VAUGHN Naja, oder Glück im Unglück... denn der Film wäre nicht so, wie er ist, wenn ich ihn mit einem großen Studio gedreht hatte. Es wäre eine wesentlich schmerzvollere Erfahrung geworden und der Film niemals so gut.

Wie haben Sie es geschafft, die 28 Millionen Dollar für die Produktion aufzubringen?

MATTHEW VAUGHN Ich habe ein paar Anrufe gemacht...

So einfach geht das? Wer steht denn in Ihrem Telefonbuch?

MATTHEW VAUGHN Naja, Leute eben...

Leute wie Brad Pitt?

MATTHEW VAUGHN Brad ist einer der Produzenten, aber er war nicht finanziell involviert. Ich habe schon früher Independent Movies gedreht. Viele der Leute unterstützten mich damals bereits. Von meinem eigenen Geld habe ich auch einiges in den Film gesteckt. Als ich die Finanzierung startete, hatte ich großes Glück, denn wir befanden uns noch nicht in der Rezession. Viele meiner Investoren sahen das Ganze fast als eine Art Hobby. Ich merkte erst, wie schlimm es mit der Wirtschaft stand, als Filminvestitionen plötzlich zu einer der stabilsten Anlagen wurden, die diese Leute in ihren Büchern hatten. Zum Glück haben alle ihr Geld schon zurück und sogar Gewinn gemacht.

Empfinden Sie angesichts des vielen Lobes von Seiten der Kritiker jetzt eine versteckte Genugtuung?

MATTHEW VAUGHN Wenn der Film wirklich ein Erfolg wird, werde ich mir das sicher nicht verkneifen können. In Hollywood spielt es keine Rolle, ob ein Film gut oder schlecht ist, sondern es zählt nur, wieviel Geld er einspielt.

Und was meinen Sie, wird Ihr Film ein Kassenschlager?

MATTHEW VAUGHN Im Moment fühle ich mich, als würde ich mit nur einem Fallschirm aus dem Flugzeug springen. Wenn er aufgeht, ist es super, wenn nicht, lande ich zermatscht am Boden. Man spürt, wie die Aufregung um den Film wächst, was aber noch keinen definitiven Hit garantiert.
Foto: Comicverlag, Die Comic-Vorlage: "Kick-Ass" von Mark Millra und John Romita jr. (Panini Comics)
Comicautor Mark Millar arbeitet schon am zweiten Teil von Kick-Ass. Er sagt, "er will diese Geldkuh melken, solange er kann". Sie auch?

MATTHEW VAUGHN Darin liegt eben der Unterschied zwischen Mark und mir. Ich habe noch gar nicht an eine Fortsetzung gedacht. Man sollte daran auch nicht denken, bevor der erste Film nicht in den Kinos läuft. Sonst fühlt man sich wie ein totaler Idiot, falls er floppt. Es gibt nichts Frustrierenderes, als die Idee für eine Fortsetzung zu haben, die man schließlich nicht drehen kann. Ich glaube an den Grundsatz: Wenn man etwas macht, um damit Geld zu scheffeln, klappt es meistens nicht, aber wenn man etwas Gutes kreiert, dann rollt auch der Rubel. Mark sollte einfach den Mund halten, denn er redet gerne viel. Er ist einfach überzeugt davon, dass der Film ein Hit wird, und außerdem ist er etwas verrückt.

Sollten Sie mit "Kick-Ass" Erfolg haben, würden Sie einen zweiten Teil mit einem Hollywoodstudio drehen?

MATTHEW VAUGHN Wenn wir den ersten Film ohne Hollywood finanzieren konnten, sollte der zweite Teil sicher kein Problem sein. Aber ich würde ohnehin keinen zweiten Teil drehen, wenn die Story nicht mindestens genauso gut ist.

Mark Millar schrieb den Comic noch, als Sie und Jane Goldman schon das Drehbuch beendet hatten. Wie haben Sie sich gegenseitig beeinflusst?

MATTHEW VAUGHN Es war wie ein tolles Tennisspiel. Je besser ich den Ball hinüber schoss, desto genialer war der Schlag zurück. Das Ganze ähnelte fast einer Art Wettrennen. Am Ende hatten wir sogar den Film schon gedreht, bevor der Comic stand. Der Zeichner John Romita muss wohl einfach schneller werden...
Foto: Filmverleih, Schlagkräftig: Chloë Moretz als Hit-Girl
Im Comic scheint Kick-Ass ein eher zögerlicher Superheld zu sein. Das haben Sie im Film geändert. Warum?

MATTHEW VAUGHN Der Typ muss ja irgendwann mal heldenhafte Formen annehmen und kann nicht am Ende des Films immer noch ein Trottel sein. Die Zuschauer würden ihr Geld zurückverlangen. Man muss eine Entwicklung erkennen können. Aber er bringt die Gangster eigentlich nur um, weil er Hit-Girl retten will.

Die Rolle des Hit-Girl richtig zu besetzen, war sicherlich ausschlaggebend für den Film. Das Mädchen hätte dem Zuschauer schnell auf die Nerven gehen können. Wie kamen sie auf Chloë Moretz?

MATTHEW VAUGHN Hit-Girl hätte zu einem Problem werden können, aber Chloë war ein absoluter Glücksgriff. Sie war die zweite Schauspielerin, die ich traf. Chloë ist einfach fantastisch.

Was macht sie so besonders?

MATTHEW VAUGHN Man kann sie mit Jodie Foster in "Taxi Driver" oder Natalie Portman in "Léon" vergleichen. In einem Jahr wird sie ein Riesenstar sein.

Waren Chloës Eltern bei den Dreharbeiten vor Ort?

MATTHEW VAUGHN Sie waren die ganze Zeit am Set und passten auf ihre Tochter auf. Sie kannten das Drehbuch und den Comic, wir haben uns zusammengesetzt und Richtlinien besprochen.