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ESC 2011

TV-Kritik: Schlagerrock, irre Iren und Urban in Lästerlaune

ESC 2. Finale: Moldawien Zdob si Zdub
Musik ganz gut, außen mit Hut. Auch die Ska-Band Zdob si Zdub aus Moldawien qualifizierte sich für`s Finale TRM/Arina Cretu

Nachdem Plasberg bewies, wie langweilig das ESC-Begleitprogramm sein kann, drehten im zweiten Halbfinale nicht nur die irren Iren von Jedward voll auf.

Foto: TRM/Arina Cretu, Musik ganz gut, außen mit Hut. Auch die Ska-Band Zdob si Zdub aus Moldawien qualifizierte sich für`s Finale
(EUROVISION TOTAL/SEMI-FINAL 2) Warum Frank Plasberg immer wieder Showformate moderiert, darüber kann nur gemutmaßt werden. Bei der gestrigen Warm-up-Sendung für das 2. Halbfinale des "Eurovision Song Contest" mangelte es dem "Hart aber fair"-Politikerdompteur an Enthusiasmus für das Thema oder an der ironischen Distanz, mit der etwa ein Matthias Opdenhövel die Pro 7-Sendung "Eurovision Total" einigermaßen unterhaltsam gestaltet. Nach dem Abgang von Allzweckwaffe Jörg Pilawa wird es bei der ARD wohl die pure Not gewesen sein, es mit Plasberg und seinem journalistischen Habitus zu versuchen. Zu einem großen Erkenntnisgewinn kam aber in der gesamten Sendung nicht. Außer: Lena sollte nach dem Eurovision Song Contest mindestens ein Jahr TV-Verbot erhalten (sie nervt) und Käseigelmampfen mit alternden Schlager-Grand-Prix-Gewinnern war nicht einmal im Ansatz originell.

Was soll´s? Deutschland ist nun einmal die austragende Nation und da muss der deutsche TV-Zuschauer offenbar durch. Ebenso wie durch die Diskussionen, ob Judith Rakers (optisch das Musterexemplar der deutschen Frau) zu steif sei, Stefan Raab peinlich albern und beim Witz wieder einmal alles bei Anke Engelke im Moderationsteam hängen bleibt. Da sollte man nicht allzu kleinlich sein, zumal entscheidender für die Wahrnehmung der Veranstaltung ist sowieso die Kommentatorenleistung. Songcontest-Urgestein Peter Urban befand sich gestern schon wieder in bester Lästerlaune, auch wenn es ihm schwer fällt Musikbeispiele aus diesem Jahrtausend richtig einzuordnen. Sprich: Die Einschätzung, dass der dänische Teilnehmer A Friend in London so klingt wie Bryan Adams, hatte er exklusiv.

Die Chancen auf ein höchst spannendes Finale mit wenig Balkan-, Skandinavien- oder sonstigen Gemauschel stehen gut. Alle Teilnehmer haben die Euronorm geschafft und mit dem grellen irischen Zwillingspaar Jedward und besagten dänischen Schlagerrock-Punkern A Friend in London zeigten gestern zwei der Topfavoriten ihre Bühnenshow.

Kai Rehländer


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