.

Wegen Rassismus: Kino verbannt "Vom Winde verweht"

Wegen Rassismus: Kino verbannt Vom Winde verweht
Hattie McDaniel und Clark Gable MGM

Nach Protesten nimmt ein Kino in Memphis den rassistisch gefärbten Klassiker "Vom Winde verweht" aus dem Programm.

Seit 34 Jahren zeigt das Orpheum Theatre in Memphis, Tennessee im Rahmen seiner Sommerkino-Reihe "Vom Winde verweht". Doch dieses Jahr soll das letzte Mal gewesen sein. Ab 2018 will das Kino auf den Südstaatenklassiker von 1940 verzichten.

Als am 11. August diesen Jahres "Vom Winde verweht" zum vorerst letzten Mal im Sommerkino lief, gab es offenbar zahlreiche Beschwerden von Gönnern des Kinos. Der Orpheum-Chef Brett Batterson verkündete daraufhin, dass er ab nächsten Jahr auf den Film verzichten wolle, da er "gegenüber einer großen Zahl der Bevölkerung unsensibel sei

"Vom Winde verweht" steht schon lange in der Kritik, weil das Bürgerkriegsdrama die Sklaverei verharmlose und romantisiere. Die freigelassenen Schwarzen werden als hilflose Kinder gezeichnet, die ohne die Anleitung der Weißen verloren wären.
Bereits 2015 regte der renommierte (weiße) Filmkritiker Lou Lumenick an, den Film wegen seiner rassistischen Haltung auf dem Müllhaufen der Geschichte zu entsorgen.
Foto: MGM, Hattie McDaniel (r.) und Vivian Leigh
Warum kamen die massiven Proteste und die Reaktion des Kinobetreibers erst jetzt auf, fast 80 Jahre nach Kinostart? Nach der Präsidentschaft von Barack Obama hat sich die von vielen Afroamerikanern erhoffte Verbesserung ihrer Lage nicht eingestellt. Es gibt weiter Polizeibrutalität und einen überproportionalen Anteil von Schwarzen in US-Gefängnissen. Die Lage ist gespannt wie lange nicht mehr. Die rechtsextremen Demonstration in Charlottesville Anfang August mit einer getöteten Gegendemonstrantin gaben wohl den endgültigen Ausschlag für dei Debatte.

Während in Charlottesville Rechte marschierten lief in Memphis gerade "Vom Winde verweht". Der Anlass für den Aufmarsch war übrigens die geplante Entfernung eines Reiterstandbildes für den konföderierten General Robert E. Lee. Der Rückzug des filmischen Südstaatendenkmals "Vom Winde verweht" von Kinofestivals könnte die Stimmung noch weiter aufheizen.

Die Filmwelt steht vor einem schwer zu lösenden Dilemma. Sehr viele Filme, in denen man ethnisch unsensible Darstellungen findet, dürfte man nixht mehr zeigen. Die Situation erinnert an die Debatte, die vor ein paar Jahren um Kinderbücher geführt wurde, ob man Bezeichnungen wie "Neger", die damals schon rassistisch waren, aber niemand gestört haben, aus neueren Übersetzungen entfernen solle.

Margaret Mitchell Buchvorlage von "Vom Winde verweht" die anders als der Film auch noch den Ku Klux Klan feiert, wurde übrigens schon bei ihrem Erscheinen im Jahr 1937 als hochgradig rassistisch gewertet. Trotzdem wurde der Roman zum Bestseller.