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TV-Kritik

Hessischer Western

So heiß kann es auch in deutscher Einöde hergehen

TATORT: NEULAND (ARD, Sonntag, 20.15 Uhr)
Dieses Licht, das soll in Deutschland sein? Dieser Showdown, das soll Bestandteil eines hiesigen Sonntagabendkrimi im Ersten sein? Warum rannte Fritz Dellwo alleine durch die Gegend und vor allem, diese Gegend? Überhaupt, wo war überhaupt Charlotte Sänger?
Zumindest die letzte Frage lässt sich bei diesem Tatort recht einfach beantworten. Dellwos Frankfurter Kripopartnerin war in einer Fortbildung und konnte dieses Mal nicht vor der Kamera mitleiden. Es war Teil Vertragsverhandlungen, dass beide hessischen Tatort-Ermittler je einen Fall alleine lösen können. Dadurch sollen die Figuren neues Profil gewinnen und eingefahrene Wege verlassen werden. Das war sowohl Jörg Schüttauf als auch Andrea Sawatzki wichtig, weil sie fortan dreimal im Jahr als Tatort-Kommissare vor der Kamera stehen werden.

Was Regisseur Manuel Flurin Hendry getrieben hat, dermaßen mit Lichtkontrasten und einer solchen Farbigkeit drehen zu lassen, wird wohl ein gewisser Übermut gewesen sein, der aber belohnt wurde. Statt in der hessischen Einöde wähnte sich der Zuschauer innerhalb kürzester Zeit irgendwo im Wilden Westen, wo ein einsamer Gesetzeshüter auftauchte und ganz kräftig was auf die Rübe bekam.

Trotz dieser Überspitzungen war dieser Tatort auch schwer spannend, was unter anderen auch an herausragenden Schauspielern wie Jörg Schüttauf als Dellwo, Nina Kunzendorf oder Martin Feifel lag. Die besten Western wurden sowieso nicht in Amerika gedreht.

Kai Rehländer