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Terry Gilliam im Interview

"Als wäre jemand aus meiner eigenen Familie gestorben"

Parnassus
Terry Gilliam am Set seines Films "Das Kabinett des Doktor Parnassus" Verleih

Der überraschende Tod seines Stars Heath Ledger stellte Regisseur und Monty Python-Mitglied Terry Gilliam bei seinem neuen Film "Das Kabinett des Doktor Parnassus" (Kinostart: 7. Januar 2010) vor die größte Herausforderung seiner an Problemen und Hindernissen nicht armen Karriere. Ein Gespräch über Leben und Tod.

Typisch Terry Gilliam: Das Kabinett des Doktor Parnassus
So runtergekühlt die fast leer geräumte Suite im Londoner Hotel Soho an diesem Sonntag Anfang Oktober ist, so warmherzig ist der Empfang: Terry Gilliam, 69, lässt gleich sein Markenzeichen ertönen, ein ansteckendes Lachen, das mit einem heiser-charakteristischen Giggeln beginnt. Dabei ist der Tod ein Hauptthema seines neuen Films, vor wie hinter der Kamera...

Alles spricht über Heath Ledgers Tod, aber auch ein Produzent des Films starb.

TERRY GILLIAM Ja, William Vince, im Juni 2008, an Krebs. Heath starb, der Produzent starb, ich dachte schon, der Regisseur wäre der Nächste...

Glauben Sie, dass es einen Terry-Gilliam-Fluch gibt, wie manche vermuten?

TERRY GILLIAM Nein, aber für die Presse ist das eine gute Geschichte. Und ich mag gute Geschichten.

Die Presse schrieb auch über Heaths angebliche Drogensucht und Depression.

TERRY GILLIAM Das ist absoluter Blödsinn, Heath war kein Junkie, und er war auch kein "method actor", der an seiner Rolle verzweifelt ist. Er hatte die beste Zeit seines Lebens, als er den Joker in "Dark Knight" gespielt hat, das hat er mir immer wieder gesagt. Genau das war es nämlich: Spiel. Und sein Tod war, als wäre jemand aus meiner Familie gestorben.
Ein anderes Problem, das Sie schon lange begleitet, ist der Kampf um das nötige Budget. Wird sich das je ändern?

TERRY GILLIAM Nein, denn je mehr Geld ich zur Verfügung habe, desto größer werden meine Ideen. Tatsache ist: Wenn ein Budget mich in gewisser Weise eingrenzt, beschränkt, habe ich bessere Ideen. Ich kann nicht sagen, dass ich das mag, aber es ist einfach so.

Wie hätte der Film ausgesehen, wenn Heath Ledger ihn hätte beenden können?

TERRY GILLIAM Es wäre ein anderer Film geworden, zwar mit denselben Inhalten, aber sicher mit anderer Wirkung. Jetzt ist es einfacher und weniger subtil, denke ich, aber auch lustiger und überraschender, wenn Johnny Depp, Jude Law und Colin Farrell hinzukommen. Und es scheint ja gut zu funktionieren.

Was mussten Sie ändern, was hätten Sie mit Heath noch drehen müssen?

TERRY GILLIAM Alles, was wir geändert haben, ist eigentlich, dass nun drei verschiedene Personen seine Rolle auf der anderen Seite des Spiegels übernommen haben. Heath war wie ein Chamäleon, er hat mit verschiedenen Akzenten herumexperimentiert. Ich weiß bis heute nicht, was genau er tun wollte. Aber es wäre wahrscheinlich ein dunklerer und weit verstörenderer Film geworden.
Heath Ledger spielt den charismatischen Schwindler Tony in Terry Gilliams "Das Kabinett des Doktor Parnassus". Nach seinem Tod sprangen drei seiner Freunde ein...
Heute ist der 20. Todestag Ihres Monty-Python-Kumpans Graham Chapman...

TERRY GILLIAM Wirklich? Sie meinen heute?

Ja, er starb am 4. Oktober 1989, einen Tag vor dem 20. Jubiläum der TV-Serie "Monty Python's Flying Circus".

TERRY GILLIAM Stimmt, Graham hat immer alles getan, um um dieses Jubiläum herumzukommen. 

Volker Bleeck
Seine größte Rolle: Graham Chapman (1941 - 1989) als Brian in "Monty Python's Das Leben des Brian", 1979