"Metropolis"(1927),"2001: Odyssee im Weltraum" (1968) und "Blade Runner" (1982): Menschenähnliche Roboter und andere künstliche Intelligenzen sind ein Dauerbrenner der Science-Fiction. An ihnen spielen Schriftsteller und Filmemacher immer wieder durch, was den Menschen eigentlich zum Menschen macht, wenn selbst Maschinen ein Bewusstsein erlangen könnten.

In den letzten Jahren erschienen aber noch mehr Filme und Serien über Künstliche Intelligenzen (KI) als sonst. Ist die auffällige Häufung ein Zufall oder spiegelt sie aktuelle gesellschaftliche und technische Entwicklungen wider?

Schließlich hat die Erforschung von KI in den letzten Jahren einen enormen Sprung nach vorne gemacht: 2014 bestand zum ersten Mal eine Maschine den berühmten Turing-Test, indem sie in einem Versuch Testpersonen erfolgreich vorgaukelte, mit einem Mensch zu chatten. Digital-Giganten wie Google oder Apple pumpen Milliarden in die Erforschung von Künstlicher Intelligenz und machen rasante Fortschritte bei der Entwicklung von selbstlernenden Computern.

Damit wachsen auch die Ängste der Menschen. Nehmen uns künstliche Intelligenz die Arbeit weg? Nicht nur in der Fabrik könnten Maschinen Menschen ersetzen, sondern auch im Büro oder in der Logistik. Microsoft-Gründer Bill Gates oder Physiker Stephen Hawking warnen bereits jetzt vor einer Abschaffung des Menschend durch Künstliche Intelligenzen. Befeuern diese Ängste den Boom von Sci-Fi-Filmen über Künstliche Intelligenzen? Wir haben eine Auswahl dieser Filme und Serien aus den letzten fünf Jahren zusammengestellt.

Real Humans - Echte Menschen (2012)

In naher Zukunft gehen humanoide Roboter namens Hubots im Alltag zur Hand und entwickeln zusehends einen eigenen Willen. Die vermeintlich seelenlosen Sklaven putzen und kaufen nicht nur ein, sie sind auch beim Sex zu Diensten. Bald verwischt die Grenze zwischen Mensch und hochentwickelter Maschine, und eine Gruppe flüchtiger Hubots kämpft mit allen Mitteln für die Freiheit. Die schwedische Thriller-Serie spielt vielschichtig mit der philosophischen Frage nach dem Begriff von Menschlichkeit. 2015 startete das britisch-amerikanische Remake "Humans".

Robot & Frank (2012)

In ganz naher Zukunft: Krimineller Rentner (Frank Langella) entdeckt, dass sein Pflegeroboter Talent im Schlösserknacken hat... Technik führt hier die Familie wieder zusammen - das macht den Film trotz herber Momente zu einem der wenigen optimistischen Beiträge im notorisch düsteren Sci-Fi-Genre. An menschenähnlichen Pflegerobotern, sogenannten Care Bots, wird vor allem in Japan schon mit Hochdruck gearbeitet.

Her (2013)

L. A. in naher Zukunft: Theodore (Joaquin Phoenix) verliebt sich in ein sprachgesteuertes, selbstlernendes Betriebssystem. Kein Wunder, wenn es (im Original) mit der Stimme von Scarlett Johansson spricht... Spike Jonze ("Being John Malkovich") sinniert ohne allzu billige Technik- und Zivilisationskritik über den Platz der Liebe in unserer digitalisierten Welt.

Black Mirror (2013)

Die britische Serie untersucht seit 2011 in abgeschlossenen Folgen, die in der Zukunft oder alternativen Welten spielen die Auswirkungen der Technik auf die Menschheit. In der Folge "Wiedergänger" stirbt der Mann der schwangeren Martha (Hayley Atwell) bei einem Unfall. Eine Freundin verspricht Trost durch eine App, die seine Persönlichkeit simulieren soll. Klingt bizarr, aber 2015 tat die junge Russin Eugenia Kuyda genau dasselbe in der Realität.

RoboCop (2014)

Ist es Zufall, dass gerade in Zeiten des Siegeszug von KI ein Update des Science-Fiction-Klassikers über den Roboterpolizisten entsteht? Paul Verhoevens Original (1987) war eine grelle, blutige Dystopie. Der Brasilianer José Padilha ("Tropa de Elite") liefert ein ernsthafteres Drama, das noch mehr kritische Fragen stellt. Mit Joel Kinnaman ("Easy Money I-III"), Gary Oldman, Michael Keaton und Samuel L. Jackson als reaktionärem TV-Moderator.

Transcendence (2014)

Dr. Will Caster (Johnny Depp) steht bei der Entwicklung künstlicher Intelligenz vor einem Durchbruch, als militante Gegner ein Attentat auf ihn verüben. Kurz vor seinem Tod transferiert Ehefrau Evelyn (Rebecca Hall) Wills Bewusstsein in einen Supercomputer - mit weitreichenden Folgen... Kameramann Wally Pfister (Oscar für "Inception") stellt in seinem Regiedebüt durchaus kluge Fragen.

Tomorrowland (2014)

Inspiriert von einer Disneyland-Attraktion schuf Brad Bird ("Die Unglaublichen") ein Spektakel, das den zukunftsgläubigen Geist der 1950 atmet - und deshalb auch den Digitalaposteln im Silicon Valley gefallen dürfte. Schülerin Casey (Britt Robertson) landet in einer Zukunftswelt, die sie mit der humanoiden Minikampfmaschine Athena (Raffey Cassidy) und Erfinder Frank (George Clooney) retten muss.

Terminator Genisys (2015)

Passend zum Trend kehrte auch das Schwarzenegger-Franchise mit seinem fünften Teil ins Kino zurück, sechs Jahre nach dem vierten Film. Die meisten werden beim Stichwort Terminator an einen Killerroboter denken, der Hauptfeind der Menschheit in der Reihe ist jedoch die künstliche Intelligenz "Skynet". Das vom Militär installierte Computersystem entwickelte ein eigenes Bewusstsein und erkannte die Menschheit als seinen Feind, den es zu bekämpfen gilt.

Avengers: Age of Ultron (2015)

Wie bei "Terminator" wendet sich im zweiten Teil über das Superhelden-Allstarteam eine von Menschen gemachte Kampfmaschine gegen ihre Schöpfer. Der Superroboter Ultron kämpft gegen seine Abschaltung. Iron Man, Hulk und Captain America müssen ran.

Chappie (2015)

Dsytopie-Spezialist Neil Blomkamp (District 9) erzählt in seiner Actiongroteske von einem Polizeiroboter, der dank eines neuen Betriebssystems plötzlich Gefühle und ein eigenes Bewusstsein entwickelt.

Ex Machina (2015)

Schon jetzt ein kleiner Kultfilm: Ein junger Programmierer (Domhnall Gleeson) soll prüfen, ob ein Robotermädchen (Alicia Vikander) ein eigenes Bewusstsein besitzt - und verliebt sich in sie... Intelligenter, beklemmender Turing-Test von "The Beach"-Autor Alex Garland.

Westworld (2016)

Schon 1973 schockte "Jurassic Park"-Autor Michael Crichton mit der Vision eines Freizeitparks, in dem Menschen ihre niedersten Gelüste an humanoiden Robotern ausleben konnten. Die HBO-Serie mit Anthony Hopkins und Ed Harris spielt die Grundidee noch ausführlicher und raffinierter durch und sorgte im Internet für ein Miträtseln (Welche Figur ist ein Roboter, wer nicht), wie es seit "Lost" keine Serie mehr schaffte.

Tatort (2016)

Etwas gewollt und leicht unbeholfen setzte sich auch der gute alte "Tatort", stets bemüht auf der Höhe gesellschaftlicher Debatten zu sein, in zwei Folgen mit Big Data und Künstlicher Intelligenz auseinander.

In der Episode "HAL" ärgerten sich die Stuttgarter Ermittler mit einem Supercomputer herum, benannt nach dem Elektronengehirn aus Stanley Kubricks "2001: Odyssee im Weltraum", kurz darauf die Bremer Kommissare in "Echolot" mit dem digitalen Ebenbild einer ermordeten Start-up-Gründerin.
Autor: Sebastian Milpetz