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Prügelprinz mit Sex-Appeal

Prince of Persia

Das Actionabenteuer mit Jake Gyllenhaal lässt es mächtig krachen - und nimmt sich nicht allzu ernst (Kinostart: 20.5.2010)

Wir sind unseres Schicksals eigener Schmied - diese Message verkündet der Titelheld nach fast zwei Stunden augenzwinkernder Action, morgenländischer Mystik und handfester Haudraufaktionen. Keine wirklich neue Erkenntnis, aber selten war es so unterhaltsam, zu dieser Einsicht zu kommen, wie hier.

"Prince of Persia", das auf einem beliebten Video spiel aus den späten Achtzigern basierende Abenteuer aus 1001 Nacht, bedient sich frech bei sämtlichen Genres, bei Shakespeare, Mozart und Monty Python und bringt auch aktuelle Bezüge ins Spiel, wie die irakischen Massenvernichtungswaffen und das Prinzip der Steuerhinterziehung. Kurz: ein Spaß für die ganze Familie - vorausgesetzt, die Familie besteht aus einem alkoholsüchtigen Vater, einem intriganten Onkel, zwei selbstverliebten leiblichen Söhnen und einem Adoptivsohn aus dem örtlichen Problemviertel. Also wie im RTL-Programm.
Prinz Dastan (Jake Gyllenhaal) ist als Junge vom König von Persien adoptiert worden, obwohl der schon zwei echte Thronfolger hat: Prinz Tus (Richard Coyle) und Prinz Garsiv (Toby Kebbell). Als es darum geht, die heilige Stadt Alamut einzunehmen, stürmt Draufgänger Dastan unerschrocken voran. Von den vermuteten Waffen, die angeblich dort produziert wurden, fehlt allerdings jede Spur. Offenbar hat jemand dieses Gerücht gestreut, um den König zum Angriff zu bewegen.

Könnte Nizam (Ben Kingsley), des Königs treu ergebener Bruder, dahinterstecken? In Alamut befindet sich auch Prinzessin Tamina (Gemma Arterton), die einen legendären Dolch hütet, der gefüllt ist mit dem "Sand der Zeit": Wenn man auf den roten Stein am Griff drückt, funktioniert er als Zeitmaschine. Dastan wittert eine Intrige gegen den König und flieht mit der eher widerwilligen Tamina.

Auf der Flucht treffen sie nicht nur auf den vorzeitlichen Straußenrennenpromoter und bekennenden Steuerhinterzieher Amar (klasse: Alfred Molina), sondern auch auf eine Gruppe schwarz gekleideter Killer, die "Hassansins"...
Der rund 200 Millionen Dollar teure, rasante und leicht überkandidelte Film trägt ganz die Handschrift von "Fluch der Karibik"-Macher Jerry Bruckheimer, und auch die Nähe zu "Indiana Jones" (eine von Jake Gyllenhaals Lieblingsreihen) ist nicht zu leugnen.

Für eine Verfolgungsjagd über die Dächer im Parkour-Stil - inzwischen in jedem Action film von Bourne bis Bond zu finden - engagierte man dessen Erfinder David Belle als Berater. Und mit der Rolle des prügelfreudigen Bettelprinzen mit Sex-Appeal empfiehlt sich Jake Gyllenhaal als augenzwinkernder Actionheld, der immer noch Zeit für einen flotten Spruch hat.

Volker Bleek