Es ist bei uns tief in der Nacht, wenn in den Staaten die Primetime-Programme über die Flats flimmern. Beginnt in Big Apple zwischen 19.30 und 21.00 Uhr die sogenannte "peak time" mit den höchsten Einschaltquoten, schickt hierzulande selbst Domian die letzten Nachtschwärmer um 02.00 gen Bettlager. Nicht neu, dass es zu Zeiten von Großveranstaltungen wie Olympia seit Jahrzehnten einer Mammutaufgabe gleicht, die Sportübertragungen gerecht aufzuteilen. Jeder kontinentale Markt möchte einen Teil vom quotenstarken Kuchen abbekommen. Indes bekommt nur die USA wirklich, was sie will.
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Die Spiele der NBC
Doch der Reihe nach: Das Erste schreibt auf seiner Website folgendes zur Eröffnung der Olympischen Spiele:
"Am 5. August 2016 werden die Olympischen Spiele offiziell im Maracanã-Stadion eröffnet. Das Erste überträgt von 23:40 Uhr bis ca. 5:00 Uhr live."
Eine stattliche Uhrzeit, die der fünfstündigen Zeitverschiebung zwischen Rio de Janeiro und Mitteleuropa geschuldet ist. Als die Eröffnungen 2008 in Peking oder 2012 in London um 20 Uhr Ortszeit starteten, liefen die Live-Übertragungen im Ersten zur frühen Nachmittagszeit (Peking) oder in der besten Primetime (London). Hehres Wunschdenken für Olympia 2016, denn entscheidend ist: Zwischen Rio und New York liegt nur eine Stunde Zeitunterschied und die Eröffnungsfeier, sowie auch der gesamte Rest der olympischen Spiele, wird maßgetreu an den US-Markt angepasst.
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Weil NBC zuletzt mehr als sieben Milliarden US-Dollar für die Spiele bis 2032 auf den Tisch gelegt hat, befinden sich die finanzstärksten Argumente auf US-Seite. Allein die olympischen Spiele in Rio waren den Amis gut 1,3 Milliarden Dollar wert. Klar, mit mehr als 95 Millionen Fernsehhaushalten gibt es in den USA verglichen mit Deutschland (36 Millionen) fast das Dreifache an potentiellen Zuschauern. Und ganz neu ist diese Ausrichtung am publikums- und finanzstarken US-Markt auch nicht. Neu ist nur, in welcher Dimension diese Programmpolitik dieses Jahr über die Bühne gehen wird und wie unfassbar wenig Rücksicht dabei auf die Belange der Athleten gelegt wird.
"Am 5. August 2016 werden die Olympischen Spiele offiziell im Maracanã-Stadion eröffnet. Das Erste überträgt von 23:40 Uhr bis ca. 5:00 Uhr live."
Eine stattliche Uhrzeit, die der fünfstündigen Zeitverschiebung zwischen Rio de Janeiro und Mitteleuropa geschuldet ist. Als die Eröffnungen 2008 in Peking oder 2012 in London um 20 Uhr Ortszeit starteten, liefen die Live-Übertragungen im Ersten zur frühen Nachmittagszeit (Peking) oder in der besten Primetime (London). Hehres Wunschdenken für Olympia 2016, denn entscheidend ist: Zwischen Rio und New York liegt nur eine Stunde Zeitunterschied und die Eröffnungsfeier, sowie auch der gesamte Rest der olympischen Spiele, wird maßgetreu an den US-Markt angepasst.
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Weil NBC zuletzt mehr als sieben Milliarden US-Dollar für die Spiele bis 2032 auf den Tisch gelegt hat, befinden sich die finanzstärksten Argumente auf US-Seite. Allein die olympischen Spiele in Rio waren den Amis gut 1,3 Milliarden Dollar wert. Klar, mit mehr als 95 Millionen Fernsehhaushalten gibt es in den USA verglichen mit Deutschland (36 Millionen) fast das Dreifache an potentiellen Zuschauern. Und ganz neu ist diese Ausrichtung am publikums- und finanzstarken US-Markt auch nicht. Neu ist nur, in welcher Dimension diese Programmpolitik dieses Jahr über die Bühne gehen wird und wie unfassbar wenig Rücksicht dabei auf die Belange der Athleten gelegt wird.
Wenn der Sport nur noch bezahlbares Mittel zum Zweck ist
Für die großen kommerziellen Fernsehsender ist es entscheidend, im Wettbewerb um die Publikumsgunst und die Werbeeinnahmen ein massenattraktives Programm zu bieten. NBC erwirbt daher seit 1988 ununterbrochen die Rechte für Olympia - ein Ereignis von Welt, bei dem es Rekorde hagelt und die besten Leistungssportler des Planeten im Wettstreit um begehrte Medaillen an ihre Leistungsgrenzen gehen.
Doch ist dem wirklich so? Können die Olympioniken 2016 an ihre Grenze gehen und steigt somit die Chance, dass es Weltrekorde hagelt? Wäre dieser Text eine Wahrscheinlichkeitsrechnung, würde er prognostizieren: unwahrscheinlich.
Leistungsgrenzen sind im Bereich des Spitzensports eine Sache von Millisekunden - da gibt schon mal die Tagesform den Ausschlag oder der Zeitpunkt des Wettkampfstarts. Letzterer wird in diesem Jahr für viele Sportler, insbesondere die Schwimmer und Schwimmerinnen, zum Zwecke einer quotenstärkeren TV-Ausstrahlung verschoben. Ein mittelschweres Ärgernis für Wettkämpfer, die ihren Körper passgenau auf die Turnierzeiten hin austrainieren. Die optimale Zeit für Schwimmer und Schwimmerinnen um die besten Zeiten, Weltrekorde und persönliche Bestleistungen zu erzielen, liegt zwischen 16 und 20 Uhr. Zu Olympia in diesem Jahr werden die Finals zwischen 22 und 24 Uhr Ortszeit ausgetragen. Grund: Die Marktinteressen von NBC. Die Reaktionen von Schwimmern und Trainern aus Europa und aller Herren Länder reichen von Schock über Unverständnis bis hin zu blankem Entsetzen:
"How could they do this to us?"
"It's unfair."
"I can't believe it!"
"The heats and finals (times) are bad."
"This is insane."
Um seinem Publikum die beliebtesten Finalentscheidungen in der Primetime vor die Nase setzen zu können, hat NBC Wettbewerbsverschiebungen von teilweise mehr als fünf Stunden erzwungen. Ein grandioser Erfolgscoup für den US-amerikanischen TV-Sender: Über eine Milliarde US-Dollar konnte NBC bereits für Werbebuchungen einstreichen und dies ist erst der Anfang der Fahnenstange, denn die Werbeslots sind längst nicht ausgebucht. Mehrere Platzierungen zur Primetime seien noch verfügbar, erklärte der Sender erst kürzlich.
Für die Öffentlich-Rechtlichen in Deutschland bedeutet das improvisieren im großen Stil. Mit insgesamt rund 170 Sendestunden allein im Ersten wird die Übertragungszeit im Vergleich zu den Spielen von London 2012 zwar nochmal gesteigert - die Sendezeiten allerdings sind ein Graus für jeden Programmplaner. Betroffen sind die prestigeträchtigsten Sportarten der olympischen Spiele.
Doch ist dem wirklich so? Können die Olympioniken 2016 an ihre Grenze gehen und steigt somit die Chance, dass es Weltrekorde hagelt? Wäre dieser Text eine Wahrscheinlichkeitsrechnung, würde er prognostizieren: unwahrscheinlich.
Leistungsgrenzen sind im Bereich des Spitzensports eine Sache von Millisekunden - da gibt schon mal die Tagesform den Ausschlag oder der Zeitpunkt des Wettkampfstarts. Letzterer wird in diesem Jahr für viele Sportler, insbesondere die Schwimmer und Schwimmerinnen, zum Zwecke einer quotenstärkeren TV-Ausstrahlung verschoben. Ein mittelschweres Ärgernis für Wettkämpfer, die ihren Körper passgenau auf die Turnierzeiten hin austrainieren. Die optimale Zeit für Schwimmer und Schwimmerinnen um die besten Zeiten, Weltrekorde und persönliche Bestleistungen zu erzielen, liegt zwischen 16 und 20 Uhr. Zu Olympia in diesem Jahr werden die Finals zwischen 22 und 24 Uhr Ortszeit ausgetragen. Grund: Die Marktinteressen von NBC. Die Reaktionen von Schwimmern und Trainern aus Europa und aller Herren Länder reichen von Schock über Unverständnis bis hin zu blankem Entsetzen:
"How could they do this to us?"
"It's unfair."
"I can't believe it!"
"The heats and finals (times) are bad."
"This is insane."
Um seinem Publikum die beliebtesten Finalentscheidungen in der Primetime vor die Nase setzen zu können, hat NBC Wettbewerbsverschiebungen von teilweise mehr als fünf Stunden erzwungen. Ein grandioser Erfolgscoup für den US-amerikanischen TV-Sender: Über eine Milliarde US-Dollar konnte NBC bereits für Werbebuchungen einstreichen und dies ist erst der Anfang der Fahnenstange, denn die Werbeslots sind längst nicht ausgebucht. Mehrere Platzierungen zur Primetime seien noch verfügbar, erklärte der Sender erst kürzlich.
Für die Öffentlich-Rechtlichen in Deutschland bedeutet das improvisieren im großen Stil. Mit insgesamt rund 170 Sendestunden allein im Ersten wird die Übertragungszeit im Vergleich zu den Spielen von London 2012 zwar nochmal gesteigert - die Sendezeiten allerdings sind ein Graus für jeden Programmplaner. Betroffen sind die prestigeträchtigsten Sportarten der olympischen Spiele.
Ein Blick auf die bevorstehenden Übertragungen offenbart das Programm-Gräuel:
06. August: Schwimmen, ab 3.20 Uhr, Das Erste
07. August: Schwimmen Finale u.a. 100 m Brust der Männer sowie die 100-m-Freistilstaffel der Frauen, ab 3 Uhr, ZDF
8. August: Schwimmen 200 m Freistil der Männer, ab 3.15 Uhr, Das Erste
9. August: Schwimmen 200 m Delfin der Männer, ab 3 Uhr, ZDF
10. August: Schwimmen 200 m Brust der Männer, ab 3 Uhr, Das Erste
11. August: Schwimmen 100 m Freistil der Frauen, ab 3 Uhr, ZDF
12. August: Leichtathletik u.a. Kugelstoßen der Frauen, ab 3 Uhr, Das Erste
13. August: Schwimmen 50 m Freistil der Frauen, ab 0.35 Uhr, ZDF
14. August: Leichtathletik Finals über 400 Meter und 100 Meter, ab 1 Uhr und ab 2.25 Uhr, Das Erste
18. August: Beachvolleyball Finale der Männer, 5 Uhr, Das Erste
19. August: Leichtathletik z.B. Stabhochspringen, ab 1.30 Uhr, ZDF
07. August: Schwimmen Finale u.a. 100 m Brust der Männer sowie die 100-m-Freistilstaffel der Frauen, ab 3 Uhr, ZDF
8. August: Schwimmen 200 m Freistil der Männer, ab 3.15 Uhr, Das Erste
9. August: Schwimmen 200 m Delfin der Männer, ab 3 Uhr, ZDF
10. August: Schwimmen 200 m Brust der Männer, ab 3 Uhr, Das Erste
11. August: Schwimmen 100 m Freistil der Frauen, ab 3 Uhr, ZDF
12. August: Leichtathletik u.a. Kugelstoßen der Frauen, ab 3 Uhr, Das Erste
13. August: Schwimmen 50 m Freistil der Frauen, ab 0.35 Uhr, ZDF
14. August: Leichtathletik Finals über 400 Meter und 100 Meter, ab 1 Uhr und ab 2.25 Uhr, Das Erste
18. August: Beachvolleyball Finale der Männer, 5 Uhr, Das Erste
19. August: Leichtathletik z.B. Stabhochspringen, ab 1.30 Uhr, ZDF
Ist das legitim? Oder anti-olympisch?
Jetzt könnte man sagen: Na und? Wenn NBC mehr Knete bietet, haben sie ein legitimes Druckmittel, um solche Entscheidungen zu erzwingen und der Kapitalismus ist ja kein neues Phänomen. Vielleicht ist dem so. Man könnte aber auch sagen: Wenn ein olympisch (!) fairer Wettbewerb nur noch zweitrangig ist und die finanziellen Interessen eines TV-Senders auf dem Rücken der Athleten durchgedrückt werden, ist das habgierige Rücksichtslosigkeit und dem olympischen Gedanken so fern, wie Manipulationen in Form von Doping. Die Russen machten ihre Athleten mit unfairen Mitteln schneller, höher, stärker - die NBC will mit den Spielen nur mehr, mehr, mehr.
ARD und ZDF sind damit gezwungen, die beliebtesten Finalentscheidungen der Leichtathleten und Schwimmer in aufwändig zusammengeschusterten Highlight-Sendungen am Vormittag zu versenden (Hier findest du alle Übertragungen im Überblick). Zu einem Zeitpunkt, an dem heutzutage dank Eilmeldungen und digitaler Informationsflut jeder interessierte Sportzuschauer bereits über die Ergebnisse der gelaufenen Wettkämpfe informiert ist. Live-Momente? Passé. Eine Erfolgsaussicht bei der vorerst letzten Exklusiv-Übertragung (ab 2018 übernimmt Discovery) Olympias? Mitnichten. Hätten die Wettkämpfe zu den international üblichen Zeiten zwischen 16 und 20 Uhr Ortszeit stattgefunden - ARD und ZDF hätten die Finals zwischen 21 und 1 Uhr nachts zeigen können.
Während jetzt ab dem 06. August in den USA die Flimmerkisten zur Primetime glühen, müssen sich die Leute hierzulande um 3 Uhr nachts vom Wecker malträtieren lassen. Und ganz nebenbei hunderte Athleten ihre Körper umstellen.
Steven Sowa
ARD und ZDF sind damit gezwungen, die beliebtesten Finalentscheidungen der Leichtathleten und Schwimmer in aufwändig zusammengeschusterten Highlight-Sendungen am Vormittag zu versenden (Hier findest du alle Übertragungen im Überblick). Zu einem Zeitpunkt, an dem heutzutage dank Eilmeldungen und digitaler Informationsflut jeder interessierte Sportzuschauer bereits über die Ergebnisse der gelaufenen Wettkämpfe informiert ist. Live-Momente? Passé. Eine Erfolgsaussicht bei der vorerst letzten Exklusiv-Übertragung (ab 2018 übernimmt Discovery) Olympias? Mitnichten. Hätten die Wettkämpfe zu den international üblichen Zeiten zwischen 16 und 20 Uhr Ortszeit stattgefunden - ARD und ZDF hätten die Finals zwischen 21 und 1 Uhr nachts zeigen können.
Während jetzt ab dem 06. August in den USA die Flimmerkisten zur Primetime glühen, müssen sich die Leute hierzulande um 3 Uhr nachts vom Wecker malträtieren lassen. Und ganz nebenbei hunderte Athleten ihre Körper umstellen.
Steven Sowa
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