"Schade, schade, schade", sagte Reporter Holger Sommer. "Schade, schade, schade", pflichtete Alexander Bommes mitfühlend bei. In der Tat, die Bronze-Duelle im Tischtennis (Team) und Basketball der Männer endeten aus deutscher Fan-Sicht nicht wie geplant. Nämlich mit der "Holz-Medaille" für Platz vier. Dass beide Teams trotzdem die besten Leistungen in ihrer Sportart seit Jahr(zehnt)en lieferten, war ein schwacher Trost. "Es tut so weh", sagte Korbjäger Dennis Schröder. Das Powerküken Annett Kaufmann hätte das auch sagen können.
Aber es gab eben auch positiv Überraschendes. Esther Henseleit holte die erste olympische Silbermedaille für Deutschland im Golf. Im Golf! Der Sensations-Akt zog sich allerdings. Über Tage. Henseleit hatte sich all die Runden im oberen Mittelfeld gehalten, spülte sich aber im vierten Durchgang mit einer eigenen coolen 66er-Runde und dank der Fehler der Konkurrenz in die Spitzengruppe. Gruß an die Hand- und Basketballer: Spannung muss nicht sekundenbruchteilartig sein. Beim Golf zog es sich über Stunden von "Plötzlich Medaillenchancen, was ist denn da los?" bis "Wahnsinn, historisches Silber". Am Ende lümmelte sie lässig im Club-House, bis der Triumph endlich feststand.
"Esther könnte der Name des Tages werden", flötete Alex Bommes im Studio, weil ihm Sedlaczek gegenüber saß. "Die eine in Silber, die andere in Mint." Ja, es schien, als habe Sedlazcek bei der Konkurrenz gewildert und sich das Sakko von ZDF-Experte Per Mertesacker geschnappt, das der bei einer Wette während der EM verloren hatte. Den Witz wollte Sedlazcek nicht auf sich sitzen lassen - und "entließ" Bommes kurzerhand.
Alexander Bommes: "Wir haben uns echt erschrocken"
"Das war''''s für dich", sagte die Esther forsch zum Alex. "Für immer?", barmte er. "Hoffentlich nicht, du bleibst uns hoffentlich erhalten." Sie hatte ihn beim Schichtwechsel lediglich daran erinnert, dass der 15. Olympia-Tag sein letzter sein würde. Kein Bommes mehr im Olympia-Tagesmenü.
Aber der Mann hatte sich seinen Abschied angenehm gestaltet. Seine Highlights waren die Interviews mit Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye und der Weitsprung-Zweiten Malaika Mihambo. Die musste Bommes aber erst mal schimpfen: "Wie geht's Ihnen, nach dem Schrecken, den Sie uns allen eingejagt haben?"
Schließlich war Mihambo nach ihrem Silber-Satz per Rollstuhl aus dem Stadion geschoben worden. "Wir haben uns echt erschrocken", meinte Bommes, aber Mihambo konnte beruhigen: "Im Wettkampf habe ich nix gemerkt, aber wenn das Adrenalin abfällt, geht''''s von jetzt auf gleich. Es sah dramatischer aus, als es war", konnte die durch Corona geschwächte Athletin die Sportnation beruhigen.
Yemisi Ogunleye zitiert aus der Bibel
Nicht beruhigen kann sich die Medienwelt über Yemisi Ogunleye, den neuen Superstar. Und das mit gutem Grund. Die Frau, die die erste Goldmedaille im Kugelstoßen seit 1996 holte (damals: Astrid Kumbernuss), kann nämlich nicht nur das Runde 20 Meter weiter ins Grüne knallen. Sondern: alles. Gospels singen, bei der Siegerehrung ergreifend weinen und gleichzeitig die Hymne singen, und witzig und intelligent parlieren. Im Interview sorgte sie für eine Premiere: Bibel-TV im Olympia-Studio der ARD!
Ihre "Tools" (Bommes) im dramatischen Kugelstoß-Showdown waren "Ruhe und Kraft durch meinen christlichen Glauben", sagte sie und teilte auf Bommes'''' Nachfrage auch gleich ihren Lieblingspsalm mit: Johannes 3, Vers 16. "Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab." Besser als jedes Bibelfernsehen, besser als Urbi et Orbi zu Ostern oder zu Weihnachten.
Bommes und Ogunleye erklärten den weniger Glaubenskundigen auch gleich, dass das mit Gott nicht so einfach sei. Bommes hatte schon einen Verdacht: "Wer sagt, ''''Ich will ''''ne Medaille, Gott'''', der wird nicht erhört." Und Ogunleye bestätigte: "Gott ist kein Kaugummi-Automat, in den du was reinschmeißt und kriegst gleich dein Resultat. Gott zwingt sich keinem auf, aber er steht mit offenen Armen da. Wer ihn fragt, wird eine Antwort bekommen."
Wetten, dass es nicht lange dauern wird, bis über eine Papstaudienz berichtet werden wird? Wenn schon Comedians mit Franziskus scherzen dürfen ...
Claus Lufen und Frank Busemann Umarmung zum Abschied
Es war ein Tag der Emotionen. Nicht nur beim italienischen Gar-nicht-mal-so-Hochspirnger Gianmarco Tamberi, der nach seinem Aus minutenlang in den Armen von gefühlt der gesamten italienischen Leichtathletik-Mannschaft heulte.
Sondern auch bei Claus Lufen und Frank Busemann. "Es war schön mit dir, ich werd'''' dich vermissen", schmachtete Lufen, und dann nahmen sich die beiden kurz und schüchtern in den Arm. Schön, das innigste Traumpaar seit Esther und Basti.
Das Original zu diesem Beitrag "Olympia-Star macht das ARD-Studio zur Bibel-Stunde" stammt von "Teleschau".