Sie war zehn Jahre alt, als sie zum ersten Mal mit der Willkür eines bundesdeutschen Politikers konfrontiert wurde. "Meine Eltern waren damals eng mit dem Journalisten Conrad Ahlers (später Willy Brandts Pressesprecher) befreundet. Als die Nachricht kam FJS habe Conny in der vergangenen Nacht im Spanien-Urlaub aus dem Bett zerren und verhaften lassen, schlug das bei uns ein wie eine Bombe. Mir war klar, hier ist etwas Schreckliches passiert. So wurde FJS zu einem Buhmann meiner Kindheit."

Gabriela Sperl, inzwischen eine der einflussreichsten deutschen Produzentinnen, muss lachen, wenn sie sich an ihre kindliche Wut auf FJS erinnert, der 1962 als Verteidigungsminister wegen des Verdachts des Landesverrats gegen Journalisten des "Spiegel" seine ganze Machtfülle ausspielte.

Im Zentrum der Ermittlungen, die Bundesanwalt Siegfried Buback auf Veranlassung des Politikers führte: "Spiegel"-Gründer Rudolf Augstein und Reporter Conrad Ahlers, dessen ellenlange, blitzsauber recherchierte, aber staubtrocken geschriebene Hintergrundgeschichte "Bedingt abwehrbereit" die Passagen mit dem vermeintlichen Landesverrat enthielt.
Wenn eine Produzentin mit einem deutlichen Feindbild einen Film über ebendiese "Spiegel"-Affäre dreht, sind die Rollen klar verteilt: intrigant und skrupellos der Politiker, feingeistig und moralisch tadellos der Journalist, der für die Verteidigung der Pressefreiheit sogar ins Gefängnis geht - das zumindest könnte man meinen.

Doch Gabriela Sperl, die mit "Stauffenberg", "Nicht alle waren Mörder" und "Die Flucht" schon mehrfach zeitgeschichtliche Stoffe fürs Fernsehen produziert hat, ist eine kluge Frau, die weiß, dass Schwarz-Weiß-Malerei allenfalls für grob gestrickte Daily-Soap-Plots taugt ...

(...) Die ganze Geschichte zur Verfilmung der "Spiegel-Affäre" lesen Sie in der aktuellen TV SPIELFILM (10/2014) - ab 25.4.2014 im Handel
Die Spiegel-Affäre
MI, 7.5., Das Erste, 20:15 Uhr


Bedingt abwehrbereit
MI, 7.5., Das Erste, 21:45 Uhr