Vier Ermittler suchen in Berlin nach vermissten Personen. Das ist die Grundidee der neuen ZDF-Reihe "Die letzte Spur". Doch bevor sich die Kommissare auf die Suche machen konnten, mussten erst die passenden Darsteller gefunden werden. Und das erwies sich als gar nicht so einfach.

Regisseurin Judith Kennel, die ihr Handwerk bei Krzysztof Kieslowski ("Drei Farben: Blau") gelernt hat, sah sich Videos von 200 Schauspielern an. 40 von ihnen lud sie zum Vorsprechen ein. Nach 3 Monaten Powercasting fiel die Wahl auf Susanne Bormann, Hans-Werner Meyer, Jasmin Tabatabai und Florian Panzner.

Der Witz daran: Das Quartett hatte nie zusammen geprobt. Die Entscheidung fiel allein aufgrund der Filmaufnahmen, die während des individuellen Vorspielens entstanden.

6 Folgen à 45 Minuten kündigt das ZDF an. Man kann sich kaum vorstellen, dass es dabei bleibt. Dafür war der Aufwand im Vorfeld zu groß. Aber auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen ist vorsichtig geworden. Das ZDF will erst die Reaktion der Zuschauer abwarten, bevor es sich langfristig engagiert.

Eine Tendenz, die sich schon bei dem Vierteiler "Die Chefin" mit Katharina Böhm andeutete. Erfolg ist nicht planbar, auch nicht im Krimigenre. So verzichtete Sat.1 auf das geplante Revival von "Wolffs Revier", nachdem der Pilotfilm verpufft war.

Trotzdem herrscht an Krimis kein Mangel. "Es gibt so viele Ermittler, dass ich meinen Kopf erst einmal frei von dem Gesehenen machen musste", sagt Susanne Bormann ("Russendisko"). "Es geht bei uns immer darum, welche persönlichen Beziehungen die Kommissare zu dem jeweiligen Fall haben."

Drehbuchautor und "KDD"-Erfinder Orkun Ertener, der sich auch "Die Chefin" ausgedacht hat, dehnt in "Die letzte Spur" die Grenzen des Genres wie ein Kaugummi. Die Reihe ist nicht nur klassischer Krimi, sondern zugleich Melodram, Schicksalsfilm und Beziehungsdrama. "Menschliche Fehlbarkeit" sei das zentrale Thema, sagt ZDF-Unterhaltungschefin Heike Hempel. Verirren ist menschlich.

Rainer Unruh

Die letzte Spur
FR 20.4. ZDF 21.15 Uhr