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"Wir sind im Auftrag des Herrn unterwegs!"

30 Jahre "Blues Brothers"

Vor 30 Jahren kam der Inbegriff des Kultfilms ins Kino: "Blues Brothers". Eine Hommage an ein Phänomen

Mit den Bienen fing es an. Am 17. Januar 1976 spielten Dan Aykroyd und John Belushi zusammen mit anderen Musikeren (darunter der spätere "Herr der Ringe"-Komponist Howard Shore) in der US-Comedyshow "Saturday Night Live" (SNL) den Bluessong "I'm a King Bee" - als "All Bee Band", in Bienenkostümen. Belushi hasste das Bienenoutfit, aber liebte den Blues, seit der Kanadier Aykroyd den erklärten Heavy-Metal- und Punk-Fan Belushi auf den Geschmack gebracht hatte. "Du bist aus Chicago, John, du solltest Blues hören", war Aykroyds Credo. Und das tat Belushi, und wie alles in seinem Leben, exzessiv. Regisseur John Landis erinnert sich, dass niemand so laut Musik gehört habe wie Belushi, "außer Michael Jackson später" (Landis hatte Jacksons Video "Thriller" inszeniert). Belushi hatte einen eigens zum Musikhören mit dicken Polstern ausgestatteten Raum. Die Blues Brothers, wie Belushi und Aykroyd sich fortan nannten, traten am 22. April 1978 erstmals unter diesem Namen, in schwarzen Anzügen, Hüten und Sonnenbrillen im TV auf und wurden zum festen und beliebten Bestandteil der erfolgreichen TV-Show. Sie nahmen Platten auf und stürmten die Charts.
Und drehten einen Film, der Kult wurde: "The Blues Brothers". Die eher simple Geschichte von Jake und Elwood Blues (Belushi und Aykroyd), die in kurzer Zeit 5000 Dollar auftreiben müssen, um die Schließung eines Waisenhauses zu verhindern. Dazu überreden sie alte Mitmusiker, ein letztes Konzert zu geben. Doch natürlich geht Etliches schief und sie landen, verfolgt von amoklaufenden Ex-Freundinnen, erbosten Countrymusikern und Neonazis sowie einer Armada aus Polizei und Militär, im Knast - und spielen "Jailhouse Rock".
"Blues Brothers" traf den Nerv der Zeit, war frech, laut, witzig und so absurd überzogen, dass bei der Verfolgungsjagd nicht 10 Polizeiautos zu Schrott gehen, sondern 100, inklusive eines kompletten Einkaufszentrums.
Der Film selbst brachte die Karrieren von Aretha Franklin, Ray Charles und James Brown wieder auf Kurs. Sprüche wie "Wir sind im Auftrag des Herrn unterwegs" wurden Kult, ebenso die Outfits: Sonnenbrillen und schwarze Anzüge, abgekuckt bei John Lee Hooker (der ebenfalls im Film mitspielt). Später tauchte der Look wieder auf, ob in Tarantinos "Reservoir Dogs" oder "Men in Black". Programmkinos weltweit überlebten durch Filme wie "Blues Brothers", "Das Leben des Brian", "Subway" und "Diva". Als SNL-Produzent Lorne Michaels im März 1982 den toten John Belushi aufgebahrt im Sarg liegen sah, war seine erste Reaktion: "Er hat schon schlechter ausgesehen." Belushi starb wie ein Rockstar. Und der Blues? Lebt weiter, bis heute.

Volker Bleeck

Programmtipp:
The Blues Brothers
SO 4.7.2010, Arte, 20.15 Uhr