Historische TV-Dramen haben Konjunktur. Ob die Geschichte des Berliner Luxushotels "Adlon", die Explosion der "Hindenburg" oder das Nachkriegsdrama "Die Flucht" - 7 Millionen Zuschauer und mehr schalten ein, wenn das Fernsehen fiktional aufbereiteten Geschichtsunterricht erteilt. Das wissen auch die Programmverantwortlichen des Ersten und gaben einen Film in Auftrag, der sich mit dem Reichstagsbrand vom 27. Februar 1933 beschäftigt.
Wie schon oft erprobt und vom Publikum geschätzt, steht ein ungleiches Liebespaar im Mittelpunkt der Handlung, das an den historischen Umständen zu scheitern droht.
Henny Dallgow (Anna Loos) ist für die 1930er-Jahre eine ungewöhnliche Frau. Sie fährt Motorrad und arbeitet als Sängerin im Ballhaus Belzig statt im familieneigenen Immobilienbetrieb. Politik ist ihr schnuppe. Das ändert sich, als sie den Arzt Albert Goldmann (Jan Josef Liefers) kennenlernt, der Reichstagsabgeordneter und Jude ist.
"Mich hat gereizt, die Zeit vor dem Dritten Reich zu erzählen", sagt Regisseur Friedemann Fromm, "denn das Entscheidende am Reichstagsbrand war, welche politischen Auswirkungen er hatte."
Dreh vorm größten Greenscreen Europas
Um die Epoche überzeugend ins Bild zusetzen, betrieb Fromm erheblichen Aufwand. Vor dem echten Reichstag durfte nicht gedreht werden, daher wurde das virtuelle Gebäude auf einen riesigen Greenscreen projiziert, der in einem Hangar auf dem ehemaligen Flughafengelände in Berlin-Tempelhof aufgebaut wurde. Mit 720 Quadratmetern ist diese extra für "Nacht über Berlin" genähte Leinwand der größte Greenscreen Europas.
In der Kulisse "Berliner Straße" im Studio Babelsberg wurden schon Filme wie "Der Pianist" oder "Inglourious Basterds" gedreht; in "Nacht über Berlin" sieht man Dutzende von Statisten als grölende SA-Horde über das Pflaster marschieren. Sie hetzen gegen jüdische Mitbürger, Kommunisten und Sozialdemokraten, prügeln auf Wehrlose ein. Die Gewalt der Nazischergen wurde durch den Reichstagsbrand praktisch legalisiert.
Das Feuer kam Hitler wie gerufen - so kurz vor der für den 5. März 1933 angesetzten Reichstagswahl. Schon am Tag darauf wurde die Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat erlassen. Damit waren die Grundrechte der Weimarer Verfassung faktisch außer Kraft gesetzt und der Weg frei für eine legalisierte Verfolgung politischer Gegner der NSDAP.
Ob der kurz nach der Tat festgenommene Holländer Marinus van der Lubbe tatsächlich der Brandstifter war, ist bis heute umstritten. Und so mischt Fromm historisch Verbürgtes mit einer frei erfundenen Handlung, die so manchen Zuschauer überfordern wird, der die historischen Fakten nicht aus dem Effeff kennt. "Wir wollten keine Pilcher-Geschichte vor dem brennenden Reichstag machen", betont Jan Josef Liefers, den an
seiner Rolle ein Aspekt besonders reizte: "Albert Goldmann hat sein Leben lang nichts mit seiner Herkunft am Hut gehabt. Er wird erst durch den Rassenwahn der Nazis zum Juden gemacht."
Susanne Sturm
Nacht über Berlin
MI, 20.2., Das Erste, 20:15 Uhr
Wie schon oft erprobt und vom Publikum geschätzt, steht ein ungleiches Liebespaar im Mittelpunkt der Handlung, das an den historischen Umständen zu scheitern droht.
Henny Dallgow (Anna Loos) ist für die 1930er-Jahre eine ungewöhnliche Frau. Sie fährt Motorrad und arbeitet als Sängerin im Ballhaus Belzig statt im familieneigenen Immobilienbetrieb. Politik ist ihr schnuppe. Das ändert sich, als sie den Arzt Albert Goldmann (Jan Josef Liefers) kennenlernt, der Reichstagsabgeordneter und Jude ist.
"Mich hat gereizt, die Zeit vor dem Dritten Reich zu erzählen", sagt Regisseur Friedemann Fromm, "denn das Entscheidende am Reichstagsbrand war, welche politischen Auswirkungen er hatte."
Dreh vorm größten Greenscreen Europas
Um die Epoche überzeugend ins Bild zusetzen, betrieb Fromm erheblichen Aufwand. Vor dem echten Reichstag durfte nicht gedreht werden, daher wurde das virtuelle Gebäude auf einen riesigen Greenscreen projiziert, der in einem Hangar auf dem ehemaligen Flughafengelände in Berlin-Tempelhof aufgebaut wurde. Mit 720 Quadratmetern ist diese extra für "Nacht über Berlin" genähte Leinwand der größte Greenscreen Europas.
In der Kulisse "Berliner Straße" im Studio Babelsberg wurden schon Filme wie "Der Pianist" oder "Inglourious Basterds" gedreht; in "Nacht über Berlin" sieht man Dutzende von Statisten als grölende SA-Horde über das Pflaster marschieren. Sie hetzen gegen jüdische Mitbürger, Kommunisten und Sozialdemokraten, prügeln auf Wehrlose ein. Die Gewalt der Nazischergen wurde durch den Reichstagsbrand praktisch legalisiert.
Das Feuer kam Hitler wie gerufen - so kurz vor der für den 5. März 1933 angesetzten Reichstagswahl. Schon am Tag darauf wurde die Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat erlassen. Damit waren die Grundrechte der Weimarer Verfassung faktisch außer Kraft gesetzt und der Weg frei für eine legalisierte Verfolgung politischer Gegner der NSDAP.
Ob der kurz nach der Tat festgenommene Holländer Marinus van der Lubbe tatsächlich der Brandstifter war, ist bis heute umstritten. Und so mischt Fromm historisch Verbürgtes mit einer frei erfundenen Handlung, die so manchen Zuschauer überfordern wird, der die historischen Fakten nicht aus dem Effeff kennt. "Wir wollten keine Pilcher-Geschichte vor dem brennenden Reichstag machen", betont Jan Josef Liefers, den an
seiner Rolle ein Aspekt besonders reizte: "Albert Goldmann hat sein Leben lang nichts mit seiner Herkunft am Hut gehabt. Er wird erst durch den Rassenwahn der Nazis zum Juden gemacht."
Susanne Sturm
Nacht über Berlin
MI, 20.2., Das Erste, 20:15 Uhr
Lesetipp
News
Nacht über Berlin
Jetzt lesen