Haben die Maskenbildner da ein Stromkabel an sein Haupt gelegt? Das könnte man fast glauben angesichts der Sturmfrisur, die Javier Bardem in Ridley Scotts Film "The Counselor" zur Schau stellt. Das grimmige Thrillerdrama entstand nach einem Drehbuch des Autors Cormac McCarthy, von dem auch die Vorlage zu dem Coen-Hit "No Country for Old Men" stammt.
Als der Schauspieler für die Rolle 2008 seinen ersten Oscar als Bester Nebendarsteller entgegennimmt, bedankt er sich bei den Coen-Brüdern für ihr Vertrauen und "eine der schrecklichsten Frisuren der Geschichte". Der berühmt-berüchtigte Killer Anton Chigurh mit dem Bolzenschussgerät, den Bardem darin spielt, ist extrem furchterregend - trotz oder gerade wegen seines gescheitelten Pilzkopfs?

Das Erfolgsrezept funktioniert auch im Bond-Hit "Skyfall": Psychopath Silva trägt eine flauschige Föhnfrisur - und ist einer der besten 007-Schurken aller Zeiten. Nur ein spärlicher Seitenbewuchs bleibt dem Spanier dagegen in dem Melodram "Das Meer in mir", dafür erhält er für seine Leistung als Gelähmter mit Todeswunsch unter anderem einen Goya, den spanischen Oscar.

In der vielfach preisgekrönten Tragikomödie "Montags in der Sonne" vertreibt er sich als Arbeitsloser mit Stoppelschnitt und Vollbart die Zeit, und in "Goyas Geister" wütet er mit Langhaarpracht im Dienst der "heiligen" Inquisition.

Demnächst spielt Bardem den legendären Drogenhändler Pablo Escobar. Tja, der Mann hatte einen recht prägnanten Seitenscheitel...

Kay Borowietz

The Councelor
SO 17.1. PRO SIEBEN 22.30