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Serien im TV

Das starke Comeback der Sitcoms

2 Broke Girls
Quotenhit in den USA: Die Sitcom "2 Broke Girls" Warner Bros. Pictures

"Mike & Molly" dreht sich um ein Paar, das sich nicht nur mit den Problemen von Frischverliebten plagt

Derbe Sprüche ist man am Dienstagabend bei Pro 7 gewohnt. Hier lässt der Sender regelmäßig Charlie Sheen und seine "Two and a Half Men" auf den Zuschauer los. Doch ab 28. August kommen die Zoten aus dem Mund einer Frau: Kat Dennings. Die 26-Jährige ist Star der Kellnerinnen-Sitcom "2 Broke Girls" und soll zusammen mit "Suburgatory" am Mittwoch die Erfolgsgeschichte für die Münchner weiterschreiben.

Seit "Two and a Half Men" mit bis zu vier Millionen Zuschauern die einstige Dominanz von RTL und "Dr. House" am Dienstag stoppte, sind die Lacher am (und vom) laufenden Pro-7-Band kaum aufzuhalten: "How I Met Your Mother" fährt regelmäßig über 1,5 Millionen Zuschauer in der begehrten Ziel-gruppe der Jungen ein, und auch mit "The Big Bang Theory" sowie dem Neustart "The New Girl" punktete der Sender.
Tote Hose nach 2005. Eigentlich erstaunlich, denn jahrelang herrschte tote Hose auf diesem Sektor. Mit dem Abschied von "Friends" am 11. Oktober 2005 strich als letzter Sender auch Pro 7 dieses uramerikanische 25-Minuten-Format aus seiner Primetime.

Allerdings kann man das den deutschen Programmverantwortlichen kaum zum Vorwurf machen. Schließlich wurde selbst in den USA die Sitcom zu dieser Zeit für tot erklärt. Viel zu lange hatte man auf das Klonen von Erfolgsformaten wie eben "Friends" gesetzt, statt originelle neue Stoffe zu schaffen - und den Bedarf an Sitcoms dadurch versucht zu stillen, dass man selbst den untalentiertesten Comedy-Autoren hochdotierte Entwicklungs-verträge gab. Dabei lassen sich erfolgreiche Serien nicht einfach so aus dem Ärmel schütteln. "Eine Sitcom zu schreiben ist wie Alchemie", sagt Chuck Lorre. Der Mann muss es wissen, schließlich hat er mit "The Big Bang Theory", "Mike & Molly" sowie "Two and a Half Men" drei der größten Hits der letzten Jahre zu Papier gebracht.
Auf das Wundermittel Charlie Sheen will in Zukunft aber auch ein anderer Sender setzen. Nachdem der Star der Skandale aufgrund seiner Eskapaden bei "Two and a Half Men" rausflog, hat er jetzt mit "Anger Management" ein neues Sitcom-Projekt. Ausgerechnet Vox, wo dieses Genre bisher noch überhaupt nicht vorkam, sicherte sich die Ausstrahlungsrechte. Doch nicht nur bei uns ringt man um die besten Sitcoms, auch im Mutterland gibt es einen Wettstreit. Gleich acht neue Programm-plätze werden im Herbst mit dem Genre gefüllt. Schließlich ist eine erfolgreiche Sitcom gleichbedeutend mit einer Lizenz zum Gelddrucken.

Denn in den USA gibt es viele regionale Sender, die einen Großteil ihres Programms mit Wiederholungen der beliebtesten Serien füllen. Aufgrund ihrer Kürze und der besseren Einschaltquoten bei Wiederholungen sind Sitcoms dabei erste Wahl. Das schlägt sich auch in den Preisen nieder: Für 1,5 Millionen Dollar pro Folge wurde zuletzt "Modern Family" verkauft.

Doch Eile ist geboten, schließlich verläuft die Sitcom-Euphorie seit jeher in Wellen. Bereits nach ihren Hochphasen in den 70ern, 90ern und zur Jahrtausendwende galt das Genre kurzfristig als out - bis die "Bill Cosby Show", "Sex and the City" und zuletzt "Modern Family" jeweils einen neuen Boom einleiteten.

Nach dem Gesetz der Serie dürfte also auch der aktuellen Goldgräberstimmung wieder eine Übersättigung folgen. Deshalb wird produziert, was das Zeug hält. Denn im Fall von Sitcoms gibt es eigentlich nur eine Grundregel: Wer zuerst lacht, lacht am besten.
Rüdiger Meyer