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"Rennen bis zum Rausch"

Bis ans Limit: Training beim Ausdauersport

Doku Rennen bis zum Rausch
Sportler auf dem Prüfstand: Zeitsoldat Jan-Erik lässt im Strömungskanal seinen Schwimmstil analysieren 3sat

Die Doku "Rennen bis zum Rausch" (Do., 17.4., 3sat) begleitet drei ambitionierte Triathleten bei ihren Wettkampfvorbereitungen und zeigt, was Ausdauersportler zu immer härteren Prüfungen treibt.

Der Mensch muss sich einfach weiterentwickeln, sonst bleibt er stehen." Das gilt in den Augen des 58-jährigen Jürgen ganz besonders für den Sport. Marathon, 100-Kilometer-Lauf, Triathlon - so heißen seine drei sportlichen Evo­lutionsstufen.

Erst als Mittfünfziger hat er mit dem Ausdauersport ange­fangen, und sein Wunsch ist klar: "In zwei Jahren, wenn ich in der Altersklasse sechzig bin, möchte ich mich für Hawaii qualifizieren." Dort lockt der berühmteste und extremste Ironman-Wettkampf der Welt: 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren, 42 Kilometer Laufen bei Temperaturen um 40 Grad Cel­sius und oft schwierigen Wind­verhältnissen.

Rennen bis zum Rausch
DO, 17.4., 3Sat, 20:15 Uhr
Was den Bilanzbuchhalter mit 50-Stunden-Arbeitswoche, und neben ihm die deutlich jüngeren Triathleten Natascha und Jan-Erik, die Profisportlerin und den Zeitsoldaten, dazu treibt, ihr Privatleben diesem Ziel zu opfern, beleuchten Thomas Hies und Nils Priewe in ihrer Langzeit­beobachtung "Rennen bis zum Rausch". Wissenschaftlich überwacht wurde das ambitionierte Projekt von Ingo Froböse von der Sporthochschule Köln.

Sportpsychologisch ist die Lei­dens­­bereitschaft der Athleten rasch erklärt: Mit der Schwierigkeit des Vorhabens steigt die eigene Mo­tivation. Das treibt erfah­re­ne Halbmarathon­läufer nicht selten dazu, einen Ma­ra­thon in Angriff zu nehmen. Und macht letztlich auch die rauschhafte Suche vieler Athleten nach immer neuen körper­lichen Grenzerfahrungen nachvollziehbar. Derzeit gilt der 217 Kilometer lange Badwater-Ultramarathon im Death Valley (USA) als größte Herausforderung im Extremsport.

Für Froböse ist es keine Frage, dass Sport, auch Ausdauersport, "grundsätzlich zunächst mal gut und gesund ist". Mit Blick auf immer mehr Extremsportler - allein die Deutsche Triathlon-Union verdoppelte ihre Mitgliederzahl in fünf Jahren auf über 50 000 - gibt der renommierte Sportwissenschaftler allerdings zu bedenken, dass jeder seine Leistungsfähigkeit individuell in den Mittelpunkt stellen und seinem Körper unbedingt ausreichende Regenerationszeiten gewähren sollte: "Man muss auf sich hören und die Dosis anpassen", empfiehlt Froböse. "Denn die Dosis macht das Gift."

Besonders tückisch für Einsteiger in Ausdauersportarten: Anfangs lassen sich Bestleistungen noch relativ schnell steigern. Und Rekorde stacheln dazu an, weiter Gas zu geben. Dass sich Sehnen und Gelenke erst an die zunehmende Belastung gewöhnen müssen, lassen viele Athleten aber außer Acht. Und erleben Extremschmerzen, als hätten sie einen Double-Deca-Ultratriathlon (76 km Schwimmen, 3400 km Radfahren, 844 km Laufen) in den Knochen.

Frank Steinberg

Rennen bis zum Rausch
DO, 17.4., 3Sat, 20:15 Uhr