Das Vater-Sohn-Duo Alan und Peter Richie hatte eine Vision. Die beiden Filmproduzenten wollten einen Film machen, der ihrem Lieblingsstreifen "The Champ" ähneln sollte. In "The Champ" aus dem Jahr 1931 ist Wallace Beery als alkoholkranker Boxer Andy Purcell zu sehen, der seinem Sohn Dink (Jackie Cooper) zuliebe versucht, sein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen.
Für ihren geplanten Film "Southpaw" – frei übersetzt bedeutet der Name so viel wie Rechtsausleger – wollten die beiden Filmmacher die Story neu adaptieren. Nach dem Tod seiner Frau kommt der erfolgreiche Boxer Billy Hope in eine Lebenskrise. Auch er beginnt zu trinken und verliert sein Vermögen. Als ihm dann das Jugendamt seine Tochter wegnimmt und in ein Heim steckt, hat Billy den Tiefpunkt erreicht. Doch er kämpft sich zurück ins Leben. Die Filmhandlung versprach jede Menge Spannung. Bei der Umsetzung kam es aber zu unerwarteten Schwierigkeiten.
Eminem: Die perfekte Besetzung
Die beiden Produzenten hatten nicht nur die Story im Kopf. Sie wussten auch, wen sie für die Hauptrolle besetzen wollten. Der Rapper Eminem hatte sie durch seinen Auftritt im Film "8 Mile" (2002) schwer beeindruckt und sie wussten, dass seine Kindheit ähnlich schwer war wie die ihrer Filmfigur Billy Hope. Zudem ist auch Eminem Vater einer Tochter. Der Rapper schien also wie geschaffen für die Hauptrolle in "Southpaw". Er war zunächst auch von der Idee begeistert, nachdem die Richies ihren Vorschlag im Oktober 2010 seinem Management unterbreitet hatten.
Mit Antoine Fuqua, der selbst ein passionierter Boxer ist, war auch der perfekte Regisseur gefunden. "Wir wussten, dass Antoine mindestens fünf Tage in der Woche boxt", erinnerte sich Peter Richie in einem Interview mit Business Insider und fuhr fort: "Wir wussten also, dass diese Person das Boxen authentisch aussehen lassen würde. Er fuhr nach Detroit und traf sich mit Eminem. Das Feedback, das wir von beiden Lagern zurückbekamen, hätte nicht besser sein können. Im Grunde bewegten wir uns wie auf Schienen voran, in einem Zug, der grünes Licht bekommen hatte."
Southpaw: Überraschende Absage
Wenn alle Seiten sich so einig sind, kann nichts mehr schiefgehen – sollte man meinen. Doch die Produzenten hatten die Rechnung ohne Eminem gemacht. Dessen Management kontaktierte sie vier Wochen, bevor der Rapper mit dem Training zum Film beginnen sollte, um abzusagen. "Uns wurde mitgeteilt, dass er es wirklich geliebt hätte, aber dass er sich in erster Linie als Musiker und erst in zweiter Linie als Schauspieler sieht und dass er all seine Energie für sein nächstes Album bräuchte."
Ausgerechnet Harvey Weinstein als Retter
Nach der Absage von Eminem schien das grüne Signal plötzlich auf Rot umgesprungen zu sein. Die Produktionsfirma DreamWorks verlor das Interesse an dem Projekt. Lediglich Regisseur Antoine Fuqua blieb weiterhin an Bord. Verzweifelt versuchten die Richies die Produktionsfirma MGM von dem Streifen überzeugen. Doch letztlich war es der inzwischen gefallene Hollywood-Mogul Harvey Weinstein, der die Dreharbeiten wieder ins Laufen brachte. "Er hatte das ursprüngliche Drehbuch gelesen und wollte das Projekt unbedingt haben", berichtete Alan Richie. Tatsächlich erwarb die Weinstein Company 2013 die Filmrechte. Weinstein war es dann auch, der sich für den finalen Hauptdarsteller starkmachte. Die Richies hatten bereits zu Aaron Paul Kontakt aufgenommen. Doch Weinstein setzte durch, dass Jake Gyllenhaal in die Rolle des abgehalfterten Boxers schlüpfte. Eigentlich war Gyllenhaal noch durch seine Rolle in "Nightcrawler" geschwächt. Für diesen Film, in dem er den Freiberufler Louis Bloom gespielt hatte, musste er fast 14 Kilogramm abnehmen. Doch offenbar stimmte die Chemie zwischen Gyllenhaal und Regisseur Antoine Fuqua. Der Schauspieler unterschrieb für "Southpaw", nahm in kurzer Zeit 20 Kilogramm zu und trainierte wie besessen, um den Boxer Billy Hope überzeugend spielen zu können.
Eminem mit Soundtrack
Wie sich an den Kinokassen zeigte, zahlte sich das Engagement Gyllenhaals aus. Während die Produktionskosten für "Southpaw" bei etwa 30 Millionen US-Dollar lagen, spielte der Film bereits am ersten Wochenende nach Kinostart fast 17 Millionen US-Dollar ein. Acht Wochen später waren es bereits 70 Millionen geworden. Es wurden auch Forderungen laut, dass Gyllenhaal mit seiner überzeugenden Darstellung einen Oscar verdient hätte. Letztlich ging der Schauspieler aber leer aus.
Nicht nur das Publikum, sondern auch der ursprünglich geplante Hauptdarsteller war von dem Film begeistert. "Jake hat es gerockt", sagte Eminem, nachdem er "Southpaw" erstmals gesehen hatte, in einem Interview.
Eminem selbst ist in dem Streifen zwar nicht zu sehen, aber zu hören. Er produzierte die Musik, die in den Ringszenen gespielt wurde. Sein Lied "Phenomenal" wurde sogar in die Shortlist für die Oscar-Nominierungen in der Kategorie "Bester Filmsong" aufgenommen. Aber auch Eminem konnte keinen Goldjungen ergattern.