Wie schade: Gerade hat RTL die Ausstrahlung des wüsten Weltuntergangsszenarios "Visus - Expedition Arche Noah" auf unbestimmte Zeit verschoben. Aber keine Panik, die nächsten Katastrophen sind bereits im Kasten. Voraussichtlich noch in diesem Jahr wird der geneigte RTL-Zuschauer die Qual der Wahl haben: Soll er sich davor fürchten, dass christliche Gotteskrieger die Welt in die Luft jagen wollen ("Visus - Expedition Arche Noah"), oder versinkt der Blaue Planet gleich im "Bermuda-Dreieck Nordsee"?

Titel und Storys verheißen nichts Gutes und stehen exemplarisch für etliche TV-Filme der Privatsender, die das Erfolgsrezept von Hollywood-Filmen wie "Indiana Jones" oder "The Da Vinci Code" imitieren. Da wimmelt es nur so von Ereignissen, die jeder Logik Hohn sprechen.
Was nicht so schlimm wäre, wenn nicht die Regisseure dabei das Wichtigste vergessen würden: die augenzwinkernde Leichtigkeit, die uns dazu bringt, selbst unwahrscheinlichste Wendungen zu akzeptieren. Wenn Harrison Ford in "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" unbeschadet einen Atombombentest in einem Kühlschrank überlebt, dann ist das zum Lachen, weil komisch inszeniert.

Sieht man dagegen Marco Girnth in "Die Jagd nach der Heiligen Lanze" (RTL) durch Jerusalem stolpern, löst das allenfalls Mitleid aus, weil es nach unfreiwilliger Parodie aussieht. Aber auch das hat seinen Charme, wie vier Millionen Zuschauer beweisen.

R. Unruh