Die meisten Filme, bei denen schon auf den Plakaten mit "Inspiriert von einer wahren Geschichte" geworben wird, basieren auf einem Quäntchen Wahrheit und einem Berg an Fantasie. Bei "House of Gucci" brauchte es das nicht: Die Realität schlägt hier ganz lässig das opulenteste Drehbuch.
Und so entschied man sich bei Universal zunächst, der großen Gucci-Story – Autorin Sara Gay Forden hatte sie schon vor 20 Jahren zu Papier gebracht – mit einem Großaufgebot an Stars das passende Format zu verleihen. Als Zuschauer darf man sich auf Lady Gaga, Selma Hayek, Adam Driver, Jared Leto, Al Pacino, Jeremy Irons und viele weitere Hollywood-Granden freuen. Passende Wahl bei der Regie: Sir Ridley Scott. Sollte es nach vier Oscar-Nominierungen diesmal klappen?
Was das Star-Ensemble auf die Leinwand zaubert, hat folgenden Hintergrund.
Davon handelt "House of Gucci"
Im März 1995 wird der damalige Chef des Modehauses Gucci, Maurizio Gucci (gespielt von Adam Driver) in Mailand auf offener Straße erschossen. Den Enkel von Firmengründer Guccio Gucci treffen mehrere Schüsse, einer davon in den Kopf. Täter ist ein Auftragsmörder – und Maurizios Ex-Frau Patrizia Reggiani (gespielt von Lady Gaga) steht im Verdacht, den Mord in Auftrag gegeben zu haben.
Das reale Leben: Bittere Vorgeschichte, kein Happy End
Patrizia Reggiani stammt aus Norditalien. Ihr Vater stirbt früh, doch als sie ins Teenager-Alter kommt, heiratet ihre Mutter einen wohlhabenden Unternehmer. Zehn Jahre später, Patrizia ist jetzt 22, trifft sie erstmals auf Mauricio Gucci. Gegen den Wunsch von Mauricios Vater gehen die beiden den Bund der Ehe ein, ziehen zunächst in die USA und verkehren dort in höchsten Kreisen, kehren später aber nach Mailand zurück.
Um die Macht im Modeimperium Gucci ist inzwischen ein erbitterter Streit entbrannt, Intrigen und Prozesse bestimmen das Leben der Unternehmerfamilie. Mauricio droht, seinen Einfluss zu verlieren. Das aber ist es nicht, was zum tragischen Zerwürfnis der Eheleute führt: Mitte der 80er Jahre verlässt Mauricio seine Frau unter dem Vorwand einer Dienstreise für eine andere. Patrizia, die zwei Töchter mit ihrem Mann hat, wird von einem Freund davon in Kenntnis gesetzt. Ein harter Schlag! 1994, Mauricio ist seit kurzem mit der Innenarchitektin Paola Franchi liiert, folgte die offizielle Scheidung.
Patrizia Reggiani kommt ins Gefängnis
Die tödlichen Schüsse fallen rund ein Jahr später und wiederum knapp zwei Jahre danach, im Januar 1997, wird Patrizia festgenommen. Der Vorwurf: Sie habe ihren Mann aus Eifersucht und Gier umbringen lassen. Die Richter folgen dieser Darstellung und verurteilen die Frau, die in der Presse längst "The Black Widow" genannt wird, zu 29 Jahren Haft.
Nach 18 Jahren, im Herbst 2016, kommt sie schließlich frei. Das frühere Angebot einer Aussetzung der Strafe auf Bewährung mit gleichzeitiger Verpflichtung zur Aufnahme einer Betätigung soll sie abgelehnt haben: Ihre Begründung, so meldete es 2011 "lastampa.it": "Ich habe noch nie in meinem Leben gearbeitet und werde jetzt sicherlich nicht damit anfangen."