Vier aufgeschlitzte Gefäng­niswärter in riesigen Blutlachen. Eine Frau, die sich einen Eispickel ins Auge rammt. Ein grausam verstümmelter Hund. Ein ausgebluteter Cop. Eine Frau mit ausgestochenen Augen - und das alles in der Pilotfolge. Willkommen in der gestörten Welt von "The Following".

Die neue Serie mit Kevin ­Bacon hat in den USA eine Diskussion über Gewalt im Fernsehen ausgelöst. Schließlich sind der Darstellung von Brutalität abseits des Pay-TV selbst in den USA strenge Grenzen gesetzt. Doch wie so viele Tabus zuvor (siehe Kasten) wird auch dieses von aktuellen Serien wie "The Following" oder "Hannibal" langsam aufgeweicht - sehr zum Ärger des mächtigen Parents Television Council.

Die Interessenvertretung organisiert Beschwerden an die Rundfunkbehörde und beeinflusst Werbekunden, um moralisch verwerflichen Programmen Einhalt zu gebieten. Der Boykottaufruf zu "The Follo­wing" ließ nicht lange auf sich warten. Dabei steht die Serie in einer langen literarischen Tradition, die sie genüsslich zelebriert: Zum Gegenspieler von Kevin Bacons Ex-FBI-Agenten Hardy hat man ausgerechnet einen Literaturprofessor gemacht.

Während Joe Carroll (James Purefoy) an der Uni die Werke von Edgar Allan Poe unterrichtete, setzte er nach Feierabend dessen Mordfantasien an jungen Frauen in die Realität um. Hardy konnte ihn schnappen, doch seine Zeit im Knast hat Carroll genutzt, um ein Netzwerk an Serienkillern aufzubauen, das jetzt in seinem Namen Rache nehmen will.

Obwohl Autor Kevin Williamson ("Scream") dabei nicht zimperlich vorgeht, ließen sich die Zuschauer nicht abschrecken und blieben dran. Für James Purefoy nur logisch. In Anspielung auf die grusligen Morde in Stücken wie "König Lear" und "Titus Andronicus" konstatierte der englische Mime: "Wer sich über unsere Serie beschwert, hat wohl nie Shakespeare gelesen."