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"Navy CIS"

Sie wollen nur spielen

Anatomie eines Erfolges: wie "Navy CIS" (SO, 17.8.) zur populärsten Serie der Welt und einem kassenträchtigen Franchise wurde

Nein, ein Selbstläufer war "NCIS" nie. Als im Herbst 2003 die erste Folge im amerikanischen Fernsehen lief, mokierten sich die Kritiker wahlweise über die Tautologie im ursprünglichen Titel "Navy NCIS", den Anlehnungsversuch an "CSI" oder die Vorhersehbarkeit der Handlung.

Am Ende der ersten Staffel hatten unspektakuläre 12 Millionen Zuschauer eingeschaltet, während sich die Auslandsverkäufe so schleppten, dass in Großbritannien der Minisender FX die Rechte bekam. Doch dann geschah etwas Seltenes im Seriengeschäft.
"NCIS" wurde populärer. Und populärer. Und populärer. Wo Serien mit laufender Dauer an Publikum verlieren, legten die Navy-Ermittler zu. Ab Staffel sieben fand sich das Team um Star Mark Harmon plötzlich als populärste Serie der USA in den Charts wieder, und in der zehnten Staffel hatte sich die Einschaltquote gegenüber dem ersten Jahr nahezu verdoppelt. Doch die wahre Erfolgsgeschichte der Serie liegt in der Wiederholbarkeit.

Egal, wo man "Navy CIS" wie oft zeigt: Die Quoten stimmen. Deshalb stopfen Sat.1 und Kabel 1 ihre Programmlöcher mit Wiederholungen, deshalb gehört die Serie zu den Rennern im Pay-TV. Und deshalb wurden in den USA für Wiederholungsrechte am Spin-off "Navy CIS: Los Angeles" 2,35 Millionen Dollar pro Folge gezahlt. Kurz: In einer Zeit, in der alle den Tod des linearen Fernsehens herbeireden und das Netflix-Zeitalter ausrufen, ist "Navy CIS" ein Rückgriff auf die gute alte Zeit mit tradit­ionellen Erzählformen und klassischen Geschäftsmodellen.
Erfolg dank der Darsteller
Entsprechend gestaltet sich auch die Zielgruppe der Serie: konservativ und eher älter. Also eigentlich nichts, was die Werbeindustrie anlockt. Doch die Masse der Zuschauer ist so groß, dass dieser Faktor nicht ins Gewicht fällt. Die universelle Anziehungskraft der Serie zeigt sich auch darin, dass "Navy CIS" beim diesjährigen Monte Carlo TV Festival als erfolgreichste Serie der Welt ausgezeichnet wurde. Das wirkt sich natürlich auf die Gehälter der Stars aus: Mark Harmon erhält pro Folge 525 000 US-Dollar plus Anteile an den Profiten, die meisten seiner Kollegen liegen auch im sechsstelligen Bereich. Insgesamt gehen allein für die Gagen in jeder Episode mehr als eine Million Dollar drauf.

Eine wohl kalkulierte Ausgabe, denn der Reiz der Serie besteht nicht aus ihren (austauschbaren) Kriminalfällen, sondern aus dem Zusammenspiel der Darsteller. "Wir versuchen, die Art von
Humor einzubringen, die man auch in jedem Büro unter Kollegen findet", erklärt Shane Brennan, der seit 2007 die Geschicke der Serie leitet. Das Erfolgsprinzip überträgt er nahtlos auf
"Navy CIS: Los Angeles" sowie auf das neue Spin-off "Navy CIS: New Orleans" (siehe rechts). Und ein Ende ist nicht abzusehen. Die Mutterserie mag kein Selbstläufer gewesen sein, ihre Sprösslinge sind es aber schon.

Navy CIS
SO, 17.8., Sat.1, 20:15 Uhr