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Mit reichlich Glitzer und Glamour aufgepimpte Familienränke

Erstklassige Serie "Empire"

Die neue Serie "Empire" (mittwochs) dreht sich um Rap, der Rest ist ehrwürdiges altes Theater.

Weltweit klagen die TV-Sender über rückläufige Zuschauerzahlen. Auf Quotenrekorde kann man höchtens noch bei Live-Sportübertragungen hoffen. Umso erstaunlicher, was der neuen Serie "Empire" in den USA gelang. Als die erste Folge des Dramas um das zerbröckelnde Imperium eines Rap-Magnaten mit knapp zehn Millionen Zuschauern startete, war das Ergebnis gut, aber noch verbesserungsfähig.

"Ich sagte allen, wartet mal bis nächste Woche", erinnert sich Taraji P. Henson. "Ich bin sehr aktiv in den sozialen Medien und konnte genau sehen, wie sich die Mundpropaganda gesteigert hat." Die Oscar-nominierte Schauspielerin ("Der seltsame Fall des Benjamin Button") sollte recht behalten. Anders als üblich stiegen die Einschaltquoten.
Und stiegen.

>>> Empire
mittwochs, PRO SIEBEN 20.15 Uhr
Seit Beginn der Quotenaufzeichnung hatte es keine Serie geschafft, fünf Folgen nacheinander mehr Zuschauer zu locken - "Empire" gelang das Kunststück bis zur zwölften und letzten Folge der ersten Staffel. Das Finale sahen 17,62 Millionen Amerikaner - Werte, die sonst nur "Navy CIS" und "Big Bang Theory" vorweisen können.

Die herausragenden Zahlen markieren ein bisher von der TV-Industrie ignoriertes Potenzial: Die afroamerikanische TV-Gemeinde - offenkundig wohl Serienfans - ist mit 61 Prozent am Gesamt-Serienkonsum beteiligt. Aber auch die restlichen 39 Prozent ergeben immer noch sieben Millionen Zuschauer, etwa so viele, wie bei "Grey's Anatomy" einschalten.

Ein Aspekt, der Henson sehr wichtig ist. "Ich bin sehr froh darüber, dass uns niemand als die ,schwarze Serie‘ abwertet. Es gibt für jeden etwas, mit dem er sich identifizieren kann. Der schwule Sohn. Die psychischen Probleme des ältesten Sohnes. Und natürlich der Aufbau eines Imperiums aus dem Nichts."

Unbarmherziges Duell

Was die Serie aber vor allem auch für ein Publikum außerhalb der USA interessant macht, sind die literarischen Wurzeln. Denn die Kerngeschichte ist großes Drama: Nachdem Lucious Lyon (Terrence Howard) erfährt, dass er ALS hat und bald sterben wird, will er die Nachfolge für sein Plattenlabel "Empire Entertainment" regeln. Es gibt nur ein Problem: Lucious verabscheut seinen mittleren Sohn Jamal, weil er schwul ist.

Sein ältester Sohn Andre ist manisch-depressiv und besitzt kein musikalisches Talent. Und sein jüngster Sohn Hakeem hat leider überhaupt keine Ahnung vom Geschäft. Als dann auch noch Lucious' Exfrau Cookie (Taraji P. Henson) aus dem Gefängnis kommt und mit Jamals Hilfe die Firma unter Kontrolle bringen will, bricht ein unbarmherziges Familienduell aus.

Englisch-Leistungskurs-Absolventen werden aufmerken: Moment, klingt ja wie "König Lear". Tatsächlich hatte das Autorenteam Danny Strong und Lee Daniels ("Der Butler") diese Figur vor Augen. Wie die Autoren von "Sons of Anarchy" bedienten auch sie sich bei William Shakespeare.

"Ich hatte die Idee, aus der Hauptfigur eine Art sterbenden König mit drei Söhnen zu machen", erzählt Strong. Die noch größere Inspiration wird aus dem Namen der Familie deutlich: Lyon.

Das Bühnenstück "Der Löwe im Winter" von 1966 (mit Peter O'Toole verfilmt) gleicht "Empire" bis ins Detail. Auch hier kehrt eine Frau aus der Gefangenschaft zurück und will einen ihrer Söhne an die Macht bringen. Der einzige Unterschied: In "Empire" gibt es Musik.

Entsprechend schnell wurden Bezüge von "Empire" zur so mächtigen wie verruchten Hip-Hop-Szene gesucht. Beispielsweise zu Jay-Z, der wie Lucious Lyon vor seiner Karriere als Musikmagnat Drogen verkauft hat. Sean "P. Diddy" Combs will gerüchteweise sogar durch eine Klage wegen verletzter Persönlichkeitsrechte sein Stück vom Serienumsatz abhaben.

Und der dürfte satt sein, allein wegen des Soundtracks, der Madonna sogar den Sprung an die Spitze der US-Charts verhagelte. Verantwortlich für die Musik ist Erfolgsproduzent Timbaland, der Henson, Howard und ihren Co-Stars nicht nur Hip-Hop und R&B auf den Leib schrieb. Auch Balladen und weitere Genres sind repräsentiert.

Ein weiterer Beleg dafür, dass die Botschaft von "Empire" doch universell ist.

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mittwochs, PRO SIEBEN 20.15 Uhr