Tränen lügen nicht. Als Kermit der Frosch erstmals eine Zeile des Drehbuchs sprach, begann Autor Jason Segel wie ein kleines Kind zu heulen. Spätestens da wurde klar, dass hier jemand die Muppets mit jeder Pore liebt.

Dabei sahen nicht wenige den Untergang von Jim Hensons Figuren voraus, als bekannt wurde, dass der Star aus "How I Met Your Mother" sie aus der Krise führen sollte. Schließlich war Segels größter Filmmoment bis dahin die Präsentation seines Gemächts in "Nie wieder Sex mit der Ex".Doch Segel war nicht nur der Muppets-Ideologie extrem treu; ohne ihn würden Kermit und Miss Piggy wohl noch heute in einem Fundus verstauben.

Guerillataktik

Im Jahr 2004 erwarb Dis­­ney die Mup­pets - in erster Linie wegen der Merchandisingmöglichkeiten. Segels Interesse an einer Wiederbelebung der Muppets-Filme ignorierte man, bis Segel der Kragen platzte: Er ging in die Late-Night-Talkshow von Craig Ferguson und verkündete keck, er würde gerade das Drehbuch schreiben. "Es war eine schmutzige Strategie", sagt der 32-Jäh­rige im Nachhinein, doch sie zahlte sich aus. Disney gab nach - und erfüllte Segel mit der Entscheidung einen Kindheitstraum: "Die Muppets sind die Einstiegsdroge für Comedians."
Puppenfetisch

Ein Faible, das seine Jugend maßgeblich beeinflusste. "Ich habe lange Zeit in einem Ein-Zimmer-Apartment gelebt, das mit Handpuppen vollgestopft war", verriet Segel im Gespräch mit dem "New York Magazine". Kein sehr passendes Ambiente, um Mädchen aufzureißen. Mittlerweile hat der 1,93-Meter-Riese seine infantile Leidenschaft in einem Zimmer seines Hauses versteckt und verzeichnet auch beim Daten Erfolge: Seit Kurzem ist er mit Michelle Williams ("My Week with Marilyn") liiert.

Und noch eine andere Frau konnte Segel erobern: Lisa Henson, Tochter des 1990 verstor­benen Muppets-Schöpfers Jim Henson. Als er für das Dracula-Musical in "Nie wieder Sex mit der Ex" Puppen suchte, wandte sich Segel an die Jim Henson Company: Die Grundlage für die Auferstehung der Muppets war gelegt.

Widerstand der alten Garde

Zuvor musste Segel aber noch einige Überzeugungsarbeit leisten - vor allem bei den Menschen, die Fozzie Bär, den dänischen Koch und Co. zum Leben erwecken. Die Puppen­spie­ler sehen sich als Hüter der Muppet-Werte und waren nicht gerade begeistert über die Einmischung eines Außenseiters.

Auch Frank Oz, geistiger Vater von Miss Piggy und Yoda aus "Star Wars", machte Stimmung. "Ich war nicht glücklich mit dem Drehbuch. Ich finde, sie haben die Figuren nicht respektiert", lamentierte der 68-Jährige, in dessen Fahrwasser sich auch andere Insider über Furzkissenwitze und ähnliche Respektlosigkeiten beschwerten.

Am Ende mussten die Kritiker jedoch einsehen, dass Jason Segel und Co-Autor Nicholas Stoller wussten, was sie tun. "Die Muppets" spielte weltweit 160 Millionen Dollar ein - das Siebenfache des Vorgängers - und sorgte so dafür, dass für 2013 eine weitere Fortsetzung des Puppenklassikers geplant ist. Allerdings ohne Segel. Der will sich von nun an "Projekten mit Figuren aus Fleisch und Blut widmen".