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Interview: Robert Downey Jr.

"Ich weiß, wie es ist, aus der Bahn geworfen zu werden."

In seinem neuen Film "Der Solist" (ab 10.12. im Kino) spielt Robert Downey Jr. einen Journalisten, der ein schizophrenes Cello-Genie (Jamie Foxx) auf der Straße entdeckt.

War Ihnen vor dem Film bekannt, was Schizophrenie bedeutet?

Robert Downey Jr.
: Als wir drehten, habe ich mich unwillkürlich an mein Leben erinnert gefühlt. Ich weiß, wie es ist, als Teenager aus der Bahn geworfen zu werden. Und ich weiß auch, was Schizophrenie ist. Meist geht's im Alter zwischen 18 und 25 Jahren los. Freunde von mir gingen aufs College, als sie plötzlich durchdrehten. Es ist dieser Lebensabschnitt, wenn alle von Dir erwarten, dass Du etwas erreichst, an dem dies passieren kann. Der systematische Druck von außen führt dazu.

Woher kommt dieser Druck?

Robert Downey Jr.:
Erfolgsdruck rührt meist aus der Missinterpretation von Erfolg. Erfolg hat nichts mit Berühmtheit zu tun. Viele Leute denken, dass sie es ins Fernsehen schaffen müssen und opfern dafür ihr Leben oder ihre Kindheit. Dieses ganze Prinzip ist alarmierend.
Können Sie verstehen, was es bedeutet psychisch krank zu sein?

Robert Downey Jr.
: Ja, weil ich selber davon betroffen war - und ich habe übrigens auch noch nie jemanden getroffen, dessen gesamte Familie normal war. Heute jagt es mir eine höllische Angst ein, dass ich diese Erfahrung durchmachen musste. Aber ich war selber dafür verantwortlich und es gibt keine Entschuldigung dafür.

Jamie Foxx hat zur Vorbereitung ein musikalisches Training durchlaufen. Haben Sie einen Crashkurs in Sachen Journalismus gemacht?

Robert Downey Jr.:
Alle guten Journalisten, die mich über die Jahre interviewt haben, hatten eines gemeinsam: sie waren in der Lage mich auszutricksen. Darüber hinaus ist es wichtig, eine gewisse Professionalität und Intelligen an den Tag zu legen und sein Gegenüber zu respektieren. Meine wichtigste Vorbereitung war einfach zu wissen, wie furchtbar monoton es ist, die Recherche für eine Geschichte durchzuführen. Ich war 12 Stunden pro Tag am Set und habe die anderen beim Drehen ihrer Szene beobachtet. Dann, am Ende dieser 12 Stunden hat Regisseur Joe Wright die Kamera umgedreht und mich beim Beobachten gefilmt.
Glauben Sie, dass Sie ein guter Journalist wären?

Robert Downey Jr.:
Mit Sicherheit.

Haben Sie verstanden, warum Steve in Nathaniels Leben blieb. Ist dies wirklich alles genauso passiert?

Robert Downey Jr.:
Wissen Sie, wenn man einen Film über etwas dreht, hat man es automatisch etwas homogenisiert. Es sind verfilmte Erinnerungen. Wie weit das Buch von dem abgewichen ist, was wirklich passiert ist? Nun, ich glaube, die beiden hatten eine unbehagliche Allianz. Ich verstehe, warum Steve irgendwann von Nathaniel weg musste. Er hatte seine Grenzen überschritten. Er wollte Nathaniel in eine Richtung drängen, zu der er nicht bereit war.

Wenn Sie einen Blick auf Ihre Karriere werfen, wer hat Ihnen am meisten geholfen?

Robert Downey Jr.:
Mel Gibson und ich sind dicke Freunde, und das beinhaltet natürlich auch, dass wir den anderen bei seiner Karriere oder auch privat unterstützen. Als ich "Dreckiges Spiel" drehte, hat James Woods mir einige Weisheiten mitgegeben, die ich bis heute noch mit mir trage. Wenn ich jedoch eine Person wählen müsste, würde ich Lord Richard Attenborough nennen. Er hat mir mit dem Übertragen der Rolle als "Chaplin" so viel geholfen wie niemand zuvor in meinem Beruf.