Regisseur Joe Wright meinte seine größte Angst bei diesem Film sei es gewesen mit seiner Angst vor psychischen Erkrankungen konfrontiert zu werden. Teilen Sie diese Angst?

Jamie Foxx:
Zumindest als Kind tat ich es. In meiner Heimatstadt gab es die Nervenheilanstalt "The Terrell State Hospital". Damals fuhren wir oft dort vorbei und sahen diese Leute und ich hoffte, dass mir so etwas nie passieren wird. Als ich 18 war schüttete mir am College jemand als Streich etwas in meinen Drink und ich rastete aus. Ich musste ins Krankenhaus und war elf Monate lang in einem fürchterlichen Zustand. Als ich diese Rolle annahm, hatte ich Angst, dass ich das alles wieder erleben würde. Ich sprach mit einem Psychiater und fragte ihn allen Ernstes, ob ich mich mit Schizophrenie anstecken könnte. (lacht)
Und was passierte als die Dreharbeiten begannen?

Jamie Foxx:
Ich rief meinen Manager um 3 Uhr morgens an und erzählte ihm, dass ich wüsste warum Nathaniel dies und das tut, weil ich so wie er sei. Mein Manager machte sich sofort auf den Weg zu mir (lacht). Er kam vorbei und ich erklärte ihm alles. Er dachte, ich hätte eine Schraube locker, aber für mich machte das alles Sinn. Und genau so geht es Nathaniel. Wenn er etwas sagt, macht es Sinn für ihn. Wir wollen Menschen wie ihn mit Medikamenten und Therapien reparieren, aber er ist einfach so. Das war wie eine Erleuchtung für mich. Ich musste mich in seine Haut versetzen und eine Minute lang durchdrehen, um ihn richtig verstehen zu können.

Sie haben zur Vorbereitung ein Obdachlosenheim besucht. Was hat Sie am meisten überrascht?

Jamie Foxx:
Als ich zum ersten Mal nach Los Angeles kam, war das Stadtzentrum der günstigste Ort zum Leben. Als Joe Wright mich jetzt bat, wieder dorthin zurückzukehren, fragte ich ihn erst einmal Warum. Für mich gab es dort nur Gang-Mitglieder, die Drogen verkaufen. Als wir jedoch ankamen, haben mich die Leute dort umgehauen. Sie waren so anständig. Es war überhaupt nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich traf eine Dame, die mir erzählte, dass sie ihre Kinder nicht mehr erkannte. Sie endete bei LAMP (Anm. der Red.: eine Hilfsorganisation in Los Angeles) und die Leute dort halfen ihr so weit, dass sie heute wieder ihre Kinder besuchen darf.

Hat diese Erfahrung Sie sozial aktiver gemacht?

Jamie Foxx:
Ich bin auf jeden Fall interessiert. Ich habe jetzt eine Sache, die ich voll unterstützen kann. Weil ich adoptiert bin, habe ich mich bisher dafür stark gemacht, aber jetzt habe ich noch etwas anderes hinter das ich mich stellen kann.

Wie nah sind Sie dem echten Nathaniel Ayers gekommen?

Jamie Foxx:
Ich habe mich verkleidet und in seine Nähe geschlichen, so dass ich ihn beobachten konnte. I sah wie er mit der Welt und sich selbst redete. Ich sah, wie er seine Musik spielt. Ich sah ihn verärgert und ich sah ihn fröhlich. Als ich ihn dann treffen durfte, war er in Hochform. Er verstand, worum es ging, dann verstand er es wieder nicht. Er fragte, wer ich sei und dann kam irgendwann wieder die Erinnerung zurück. Ich habe alles mit einer Videokamera gefilmt und auf meinen Computer geladen, damit ich ihn immer sehen konnte. Ich habe ihn stundenlang studiert. Es war ein Geschenk, ihn zu treffen.

Lebt er immer noch in dieser Wohnung?

Jamie Foxx:
Ja, aber er hat immer wieder schlechte Tage. Ich finde es beeindruckend, was er und Steve Lopez bewirkt haben. Mit dem Geld, dass Nathaniel an dem Film verdient hat, wurde ein Treuhand-Fond eingerichtet, man will ihn nicht aus der vertrauten Umgebung reißen. Seine Beziehung zu Steve ist besser als je zuvor und es passiert eines Gutes in seinem Leben. Ich glaube, er kommt zurecht.
Was bedeutet klassische Musik für Sie? Hat es einen spirituellen Aspekt?

Jamie Foxx:
In gewisser Weise schon. Die Musik wurde vor hunderten von Jahren geschrieben und damit kann kein Pop Song mithalten. Talente aus der ganzen Welt lernen auch heute noch die gleichen Stücke. Es sagt schon einiges über die Genialität der Komponisten aus, dass ihre Musik auch im Jahr 2009 noch gespielt wird.

Musik spielt in ihrem Leben eine große Rolle...

Jamie Foxx:
Meine Großmutter sagte mir schon sehr früh, dass mich die Musik weit voran bringen würde. Sie hat mich aufs College gebracht. Ich bekam ein Klavier-Stipendium an der International University von San Diego. Und heute ist mein Album in den Top Ten und meine Single liegt seit acht Wochen an der Spitze der Charts.

Ist es für einen Musiker einfacher ein neues Instrument zu lernen?

Jamie Foxx:
Es war sehr demütigend, Cello und Violine zu erlernen. Ich hatte einen großartigen Lehrer und immer wenn er vorbeikam, saß ich am Klavier. Er sagte mir, dass es überhaupt keine Gemeinsamkeiten mit dem Cello gäbe. Am schwierigsten war es, die Saiten mit den Fingern zu halten. Ich versuchte immer die gleichen Töne zu produzieren wir mein Lehrer, aber das klappte nicht immer. Ich wusste also, dass ich niemals großartig werden würde, aber ich musste nur überzeugend genug sein, dass mir auch Sinfoniker, die den Film anschauen, die Rolle abnehmen.

Nathaniel hat Beethoven. Wer ist Ihr bevorzugter Komponist?

Jamie Foxx:
Mein Lieblinsstück ist ein Requiem von Mozart. Wenn man es anhört, wird einem sofort klar, dass kein Popsong Dich jemals so bewegen kann, wie diese Musik.