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Hauptrolle für die Stadt Berlin

Serie "Blochin": "Wir wollen nicht nett sein"

Die deutsche Thrillerserie "Blochin" (SA, 26.9.) zeigt ein düster-buntes Berlin voller Verbrechen, Drogen und Intrigen.

Nichts hat die Film- und Fernsehbranche in den vergangenen zehn Jahren so verändert wie neuartige, horizontal erzählte amerikanische Serien. Schauspieler, Regisseure und Zuschauer eint die Begeisterung für die epischen Erzählbogen von "The Wire" oder "Breaking Bad".

Und mittlerweile sind auch hierzulande Sender bereit, die notwendigen Budgets aufzubringen, damit auch in Deutschland eine dieser prestigeträchtigen "Superserien" entstehen kann. Eine wie "Blochin"?

Beim Hamburger Pressetermin des lange angekündigten ZDF-Projekts herrscht gespannte Erwartung. Geschrieben wurde die ursprünglich als Neunzigminüter konzipierte Geschichte - wie bei den US-Vorbildern - im Kollektiv eines "Writers Room". Den Löwenanteil stemmte dabei aber Autor und Regisseur Matthias Glasner ("Der freie Wille").

Matthias Glasner:

Wir wollen vor allem konsequent sein in dem, was wir erzählen. Wir wollen nicht nett sein.

Jürgen Vogel spielt Blochin, einen Polizisten mit Frau, Kind und dunkler Vergangenheit. Die muss sich der Zuschauer über Rückblendebrocken selbst zusammenbauen. Blochin wurde als Jugendlicher niedergeschossen und wachte in der Leichenhalle auf.

Er wuchs im Waisenhaus auf, gehorchte dann als Mann fürs Grobe zweifelhaften Auftraggebern. Diese Vergangenheit macht den heutigen Kripomann erpressbar.

Heroin soll aus Afghanistan in die Stadt gebracht werden. In Bundeswehrmaschinen. Sein Vorgesetzter "Lieutenant" Dominik, gespielt von Thomas Heinze, deckt Blochins merkwürdiges Verhalten, so gut er kann, denn Blochin ist mit seiner Schwester verheiratet. Natürlich gerät das Doppelspiel bald außer Kontrolle.
Hauptrolle für die Stadt Berlin
Das Projekt ist durchgehend gut besetzt. In den Hauptrollen mit Jürgen Vogel, Thomas Heinze, Maja Schöne und Jördis Triebel, in den Nebenrollen mit eher Theatergängern vertrauten Schauspielern wie Agnieszka Piwowarska oder Jule Böwe.

Eine wichtige Rolle spielt aber auch die Metropole Berlin. "Diese Stadt ist auf den ersten Blick nicht sonderlich attraktiv, aber komplex in ihrer Architektur, den Farben, Stimmungen. Sie ist ebenso heruntergekommen wie schick, es gibt viele Brachen und Baustellen", schwärmt Glasner von seiner Wahlheimat.

Er entwirft ein sommerlich-schwüles Großstadtpanorama, in dem die Ermittler in verschwitzten Discos und schrottigen Schrebergartendatschen genauso verkehren wie auf den Elternabenden der Stadtteilschule oder auf den Empfängen des politischen Berlin. Das wirkt manchmal sehr realistisch, etwa wenn sich Jördis Triebel als idealistische Staatssekretärin am Politbetrieb mit all seinen enttäuschenden Kompromissen abarbeitet. Besonders nachts, wenn Blochin mit dem Motorrad durch die Straßen rast, wirkt diese Stadt durch die kräftige Farbgestaltung aber auch comichaft überhöht.

Ohne zu viel zu verraten: Glasner mutet seinen Figuren ungewöhnlich viel zu. Dass das vielleicht auch Zuschauer schockieren könnte, nimmt er hin. "Wir wollen vor allem konsequent sein in dem, was wir erzählen. Wir wollen nicht nett sein. Die Schrecklichkeiten, die im Leben passieren, denen wollen wir nachgehen. Im Zweifelsfall würden wir uns immer eher für die harte als für die nette Variante entscheiden."

Blochin ist spannend, visuell reizvoll und mitreißend gespielt. Die deutsche Superserie ist es noch nicht geworden. Dafür hat der Plot trotz sehr unerwarteter und schockierender Wendungen noch zu viele Unstimmigkeiten. Vielleicht klappt das mit der zweiten Staffel, an der Glasner gerade schreibt.

Das ZDF sendet die fünfteilige Thrillerserie an drei aufeinanderfolgenden Tagen. Die letzte Episode am Sonntag startet wegen der blutigen Szenen erst um 22 Uhr.

>>> BLOCHIN im TV
ab FR 25.9. ZDF 20.15