"Die Illusion" im TV
Wenn ein Drehbuchautor auf ein paar Seiten beschreibt, wie sich sein Held eine wilde Schießerei in einem der bekanntesten Museen der westlichen Welt liefert, wobei Kunstobjekte und beispiellose Architektur grandios zu Bruch gehen, kostet ihn das vielleicht ein Lächeln und den Strom für seinen Computer. Soll das Drehbuch dann aber verfilmt werden, kann das ganz schön teuer werden.

In Tom Tykwers erster Hollywood-Produktion (geschätztes Budget: 37 Millionen Euro), dem Actionthriller "The International", geht es um die Machenschaften einer internationalen Großbank. Clive Owen spielt einen US-Agenten der Finanzbehörde, der den Geschäften der Bank rund um den Globus folgt. Im Guggenheim-Museum New York kommt es dann zur Schießerei.

Geballer im echten Guggenheim? Undenkbar! Das Drehen vor Ort war nur eingeschränkt und vor allem nicht in dieser destruktiven Konsequenz möglich; die markante Optik mit der unverkennbaren Rotunde als Aufgang verbot es allerdings auch, die Szenen einfach in einem anderen Museum zu drehen. Was macht man also? Man baut das Museum nach, im Maßstab 1:1, aus Stahlgerüst und Sperrholz.

Verleih

Filmszene aus "The International": Die Einschusslöcher entstehen durch kontrollierte Fernzündungen

Guggenheim im VEB Karl Marx

Gedreht wurde "The International" in Mailand, Istanbul, New York und zu einem großen Teil in und um Berlin. Und unweit der geschichtsträchtigen Filmstudios Babelsberg bei Potsdam wurde man auf der Suche nach einer passenden Halle für den gewaltigen Museumsnachbau fündig: Eine alte Fabrik, in der einst Lokomotiven gebaut wurden (VEB Lokomotivbau Karl Marx), hatte genau die richtigen Maße. Doch damit war nicht alles gelöst, wie Art Directorin Sarah Horton erklärt: "Wir brauchten mehr als 36 Meter Durchmesser, weil wir auch die Außenkonstruktion zu bedenken hatten. Der größte Nachteil war aber, dass in der Halle überall Löcher waren. Sie stand kurz vor dem Zusammenbruch."

Der denkmalgeschützte achteckige Backsteinbau musste erst einmal hergerichtet werden. Rund 200 000 Euro steckten die Filmemacher in Maßnahmen wie das Abdichten des Dachs und Asphaltieren des Sandbodens. Die "Potsdamer Neue Nachrichten" jubelten in einem Artikel zum Drehstart im September 2007: "Hollywood rettet ein Potsdamer Denkmal vor dem Verfall."