Was schiefgehen kann, das geht auch schief in "Kohlhaas oder Die Verhältnismäßigkeit der Mittel". Es ist ein Film über das Filmemachen. Über das Scheitern, aber auch über die Magie des Kinos, wo die Fantasie ausgleicht, was das Budget nicht hergibt.

Autor und Regisseur Aron Lehmann kennt sich damit aus. Für seinen Abschlussfilm an der Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" hatte er nur 100 000 Euro zur Verfügung. Lehmann hat geschafft, wovon viele träumen: ein Drehbuch schreiben und es verfilmen.
Als der gebürtige Wuppertaler sich an der Filmhochschule für ein Regiestudium bewarb, hatte er schon in verschiedenen Funktionen an Filmsets gearbeitet. Die Hochschule erwartet von den Bewerbern, dass sie mindestens ein halbes Jahr Erfahrungen in der Praxis gesammelt haben. Am Ende wurden von 350 Kandidaten nur zehn aufgenommen.

Strenge Auswahlkriterien gibt es auch für angehende Drehbuchautoren: An der Filmakademie Wien erhalten jährlich nur ein bis vier Kandidaten einen Platz, an der Hochschule für Film und Fernsehen in München sind es meist um die zehn Personen. Nach sechs Jahren beendete Lehmann sein Studium.

Mit einem Spielfilm, der im Kino rund 10 000 Besucher hatte, der Auszeichnungen wie den Publikumspreis beim Max Ophüls Festival erhielt und der auch als DVD erhältlich ist. Andere haben weniger Glück. Wer keinen Produzenten findet und keine Filmförderung erhält, der muss sich mit einem Kurzfilm begnügen.

Zwar beteiligen sich einige Fernsehsender an der Finanzierung von Abschlussfilmen der Filmhochschulen. So unterstützt der rbb mit seiner Initiative "Leuchtstoff - Hochschulfilme" Arbeiten von Studenten der HFF "Konrad Wolf" und der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Davon profitierte zum Beispiel "Am Himmel der Tag" von Lehmanns Kommilitonin Pola Beck, Auftaktfilm der Reihe "Debüt im Ersten".

Aber klar ist auch, dass das Geld nicht für alle reicht. "Wir lernen an der Hochschule früh, dass wir unsere Stoffe gut verkaufen müssen, um Fördergelder zu bekommen: eine Lehre fürs Leben", sagt Aron Lehmann. Reich und berühmt werden die wenigsten, schon gar nicht das Gros der Drehbuchautoren.

Dabei klingen die Honorare verführerisch: 27 000 Euro für einen "Tatort", 23 000 Euro für einen 90-minütigen TV-Film und zwischen 10 000 und 20 000 Euro für eine Serienfolge. Doch bevor die Bücher von Produktionsfirma und Sender abgenommen werden, müssen die Autoren sie oft umschreiben. In einem Drehbuch steckt meist die Arbeit von mehreren Monaten.

Eine Umfrage der Federation of Screenwriters in Europe (FSE) unter 700 europäischen Drehbuchautoren kommt zu dem Resultat: Die meisten Schreiber verdienen weniger als 30 000 Euro im Jahr, nur sieben Prozent kommen auf mehr als 100 000. Und das für eine Tätigkeit, die großes handwerkliches Können erfordert und eine intime Vertrautheit mit Storytelling und Dramaturgie.

"Die Kunst des Drehbuchschreibens wird maßlos unterschätzt", sagt Jutta Lieck-Klenke, Geschäftsführerin von Network Movie ("Nachtschicht", ZDF). Anfängern rät sie zu einer gründlichen Ausbildung. Ein Einstieg in den Beruf des Drehbuchautors könnte so aussehen, dass sich jemand zu seiner Lieblingskrimireihe eine originelle Story ausdenkt und sie bei der entsprechenden Produktionsfirma einreicht.

"Fack ju Göhte" zeigt, wie's gehen kann

Bora Dagtekin, Absolvent der Filmakademie Baden-Württemberg, brachte es 2003 mit der RTLSerie "Schulmädchen" zu erstem, zählbarem Erfolg. Zehn Jahre später wird sein Film "Fack ju Göhte" mit sieben Millionen Besuchern zum Nummer-1-Hit. Das wird für die allermeisten ein Traum bleiben wird, zeigt aber: Es geht.

R. Unruh