"Hass gehört nicht ins Stadion", wusste schon Ex-Bundestrainer Berti Vogts. "Die Leute sollen ihre Emotionen zu Hause in den Wohnzimmern mit ihren Frauen ausleben." Vogts' Anmerkung dokumentiert nicht nur das fußballertypische Talent für falsche Einwürfe, sondern auch die Hilflosigkeit im Umgang mit dem Thema Hooligans. Umso mehr erweist sich der Film "66/67 - Fairplay war gestern" von Carsten Ludwig und Jan-Christoph Glaser als Volltreffer.

Im Zentrum stehen sechs - unter anderem von Fabian Hinrichs, Christoph Bach und Maxim Mehmet glaubwürdig verkörperte - gewaltbereite Fans um die 30. Allesamt Anhänger Eintracht Braunschweigs, miteinander befreundet, intellektuell keineswegs minderbemittelt - und unfähig, das Leidenschaftlich-Exzessive der Jugend gegen eine bürgerliche Existenz einzutauschen.
Das Drehbuch stammt von Carsten Ludwig, der selbst Eintracht-Braunschweig-Fan ist und in den 80er-Jahren Zaungast heftiger Fanauseinandersetzungen wurde. "Eine Faszination für die Thematik, sei sie auch noch so fragwürdig, würde ich mir durchaus zugestehen. Richtig interessiert hat mich diese Welt aber nur, bis ich achtzehn wurde, danach geriet der soziologische Aspekt für mich mehr in den Fokus."

Und heute? "Ist Hooliganismus für mich ein Ausdruck von Hilflosigkeit, die mich bei überhöhter Betrachtung anrührt, im konkreten Fall aber anekelt." Diese Ohnmacht fängt "66/67" ein - und gehört damit in die erste Liga der deutschen
Fußballfilme.

F. S.