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"Der Bankraub"

Der Absturz: Kapitalismus außer Rand und Band

Der spannende TV-Film "Der Bankraub" erklärt, was Finanzkrise wirklich bedeutet. Auch im Interview redet Hauptdarsteller Franz Dinda Klartext

Asset Backed Securities", "Credit Default Swaps" - für die meisten Menschen sind die Produkte der Finanzwelt zu kompliziert, um sie zu verstehen. Aber bei Renditeversprechen von 25 Prozent muss man auch gar nichts verstehen, oder? Das muss man einfach mitnehmen. So dachten viele Kleinanleger - bis sich mit dem Zusammenbruch der Lehman-Brothers-Bank 2008 die Altersvorsorge oder das Eigenheim in Rauch auflösten.

"Ich habe versucht, diesen abgehobenen Konflikt von dort, wo die ganz großen Räder gedreht werden, herunterzubrechen auf den kleinen Mann, der zu seinem Bankberater geht", erklärt Regisseur Urs Egger. Sein Film "Der Bankraub" über den Lehman-Zusammenbruch stößt beim Pressetermin auf reges Interesse - auch unter den anwesenden Journalisten sind Geprellte. Joachim Król spielt darin den Angestellten Kreye. Im Dialog mit dem Berater und seinem Sohn (gespielt von Franz Dinda), der Karriere bei einer Bank macht, wird deutlich, wie zerstörerisch die Gier der Banker für die Allgemeinheit ist. Wie die Finanzjongleure ticken, erklärt Franz Dinda (33, "Fliegen lernen") im Interview in deutlichen Worten.
"Der Bankraub" zeigt Banker als gewissenlose Absahner, aber auch als vom Geld verführte Normalos, die eigentlich ganz nett sind.
Franz Dinda: Wenn man sich mit jemandem wie Josef Ackermann, dem früheren Chef der Deutschen Bank, unterhält, erlebt man einen charmanten, eloquenten, redseligen Menschen. Wenn der sagt "Wir bringen hier doch niemanden um, sehen Sie Blut an meinen Händen?", dann glaubt man ihm das.

Und trotzdem treffen sie Entscheidungen, die Menschen um ihr Erspartes bringen oder sie sogar obdachlos machen.
Ein Banker schilderte mir das so: Du kommst mit einem Auto an, fährst in die Tiefgarage, fährst mit dem Fahrstuhl in dein Büro, hast da dein Team - und dann wird Monopoly gespielt. Dass das Auswirkungen für alle hat, ist für sie sehr abstrakt.

Aber diese Leute sind überdurchschnittlich gebildet - die können auch abstrakt denken.
Die blenden das aus. Die verschieben die Verantwortung auf andere Personen. Ziehen wir das mal andersherum auf: Ich glaube, man könnte diesen Job langfristig gar nicht durchstehen, wenn man nicht die absonderliche Gabe hätte, die Wirkung seines Tuns komplett auszublenden.

Wie ein Chirurg, der nur sein Operationsfeld sieht, aber nicht den leidenden Menschen?
Ja, oder wie Beamte, die über Schicksale entscheiden müssen. Oder Steuerprüfer, die nur kleine Firmen prüfen, verdächtige Großunternehmen aber in Ruhe lassen sollen.

Das klingt ziemlich abgeklärt.
Mein Eindruck ist, dass wir in unserem Kapitalismus an einem Punkt angekommen sind, an dem wir das Ganze nicht mehr wirklich verändern können. Das System ist so vom Lobbyismus durchsetzt, dass es kaum noch Gestaltungsspielraum gibt.

Man kann immerhin noch wählen gehen.
Ja, man kann als Wähler die Politik beauftragen, Schutzmechanismen zu setzen. Das sind aber Minimalimpulse. Und in der Zeit, die es braucht, um durch den demokratischen Apparat zu laufen, hat sich die Finanzwelt schon darauf eingestellt und die nächste Gesetzeslücke gefunden. Und lacht sich tot.

Vergiftet Geld den Charakter?
Es ist sicherlich problematisch, wenn man denkt, man könne sich über andere erheben, weil man viel Geld erwirtschaftet hat. Nach dem Motto: Ich habe es geschafft; wenn ihr es nicht auch schafft, seid ihr entweder blöd oder faul. Geld kann auch eine Sucht sein. Ich würde aber trotzdem gern mehr davon haben.

Warum? Was wollen Sie kaufen?
Ich bin wegen meiner künstlerischen Projekte in notorischer Geldnot. Mit besseren Finanzen könnte ich aktiver sein.

Sie betreiben ein Atelier, in dem Sie "Lyrikmaschinen" bauen. Oder Grußkarten selbst drucken. Warum machen Sie das?
Ich habe einen sehr wechselhaften Beruf. Und ich schalte meinen Kopf ja zwischen meinen Engagements nicht einfach aus. Deswegen nutze ich die freie Zeit und arbeite an eigenen Projekten, die ich für sinnvoll halte. Außerdem ist das für mich eine gesunde Möglichkeit, in den drehfreien Zeiten nicht panisch zu werden. Als Schauspieler bin ich darauf angewiesen, dass das Telefon klingelt. Das macht mir in den dunklen Stunden furchtbare Angst.

Glücklicherweise nehmen Sie trotzdem nicht jedes vorgeschlagene Projekt an.
Im Rahmen meiner Möglichkeiten versuche ich, die Volksverblödung nicht zu fördern. Wenn ich ein Buch lese und es einfach nur banal und unmotiviert finde, dann will ich das nicht unterstützen. Mir sind dabei als Berufsschauspieler natürlich gewisse Grenzen gesetzt. Aber die lote ich gern aus. Ziel ist es immer, dass am Ende des Jahres die guten Projekte überwiegen.

Was war Ihr letztes gutes Projekt?
Auf "Bankraub" bin ich sehr stolz. Für Sat.1 habe ich außerdem eine Miniserie gedreht, "23 Cases", in der ich einen vermeintlichen Serienmörder spiele. Das Format ist für meinen Geschmack beglückend speziell geworden und soll wohl Ende des Jahres rauskommen. Solche Projekte setzen mich in Brand. Und ich brenne einfach gern.
F. I. Aures

Der Bankraub
MO 9.5. ZDF 20.15 Uhr