Sissi die Zweite
Das ZDF hat das Kaiserinnen-Märchen neu verfilmt. Eine Römerin ersetzt Romy: "Sisi" kommt in zwei Teilen im ZDF: DO, 17.12. und SO, 20.12., 20.15 Uhr
Für Romy Schneider war die Rolle Segen und Fluch zugleich. Segen, weil sie mit siebzehn Jahren über Nacht zum Star wurde, Fluch, weil die Deutschen sie fortan nur noch mit dieser einen Rolle identifizierten. Bis zu ihrem Tod 1982 blieb sie - Sissi.
Noch heute heulen Millionen Zuschauer gerührt in ihre Taschentücher, wenn pünktlich um die Weihnachtszeit die "Sissi"-Trilogie von Ernst Marischka im Fernsehen läuft. Im vergangenen Jahr schlug die gefühlt 1000ste Wiederholung auf Sat.1 in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen sogar die Erstausstrahlung des RTL-Dreiteilers "Die Patin" mit Quotenqueen Veronica Ferres. 2,2 Millionen wollten Romy Schneider sehen, 2,11 Millionen die Ferres.
Die Filme sind kitschig
Die Botschaft war klar: Die Sissi-Filme aus den Jahren 1955 bis 1957 haben Romy Schneider unsterblich gemacht. Sie verkauften sich in 125 Länder und lockten über 28 Millionen Zuschauer ins Kino.
Sicher, die Filme sind kitschig, der Wiener Schmäh unüberhörbar, die Dialoge oft schwülstig und theatralisch. Aber Schneiders Charme, ihr Lächeln, ihre Schönheit und ihr unbefangenes Spiel faszinieren wie damals.
"Ich will keinen neuen Mythos schaffen"
Jetzt soll uns ausgerechnet eine unbekannte Römerin diese Sissi vergessen machen. Cristiana Capotondi (29), in Italien in diversen Serienrollen unterwegs, spielt in einer elf Millionen Euro teuren Neuverfilmung die legendäre österreichische Aristokratin.
Regisseur Xaver Schwarzenberger ("Margarete Steiff") und die Produzenten Susanne Porsche und Jan Moijto ("John Rabe") gehen das Wagnis ein. Sie wollen Ihre Hoheit vom Kitsch befreien und die fiktive näher an die reale Monarchin (1837-1898) anlehnen - die sich übrigens nur mit einem "s" schrieb. "Ich will keinen neuen Mythos schaffen", sagt der Regisseur, "aber für mich war Sisi eine Vorgängerin von Lady Diana. Nur intelligenter und vor allem unkonventioneller. Ich will sie als selbstständige Frau zeigen, die für ihre Überzeugungen gekämpft hat und politisch engagiert war." Klingt gut, kommt im Zweiteiler aber nicht wirklich rüber.
ZDF gegen Sat.1
Zwar setzt sich die "neue" Sisi von ihrer Vorgängerin nicht nur durch die Schreibweise ab, aber progressiv oder gar emanzipiert ist Cristiana Capotondis Kaiserin nicht.
Dafür ist Schwarzenberger, einst Kameramann, viel zu verliebt in seine opulenten Kulissen. Zweitausend Komparsen, hundert Pferde, ein Dutzend Kutschen, darunter auch die vier Tonnen schwere Original-Hochzeitskutsche von Elisabeth und Franz Joseph - das muss man elegisch zeigen, wenn man mit dem Klassiker mithalten will.
Eigentlich sollte Sissi die Zweite der krönende Abschluss des ZDF-Jahres sein, dann aber verlegte der Sender den Termin vor. Grund: Sat.1 platziert seine Quotenkaiserin Romy wie gewohnt an Weihnachten. Der Gefahr, dass die neue Sisi im Nachgang plötzlich alt aussehen könnte, wollte das ZDF lieber aus dem Wege gehen.
Susanne Sturm
Noch heute heulen Millionen Zuschauer gerührt in ihre Taschentücher, wenn pünktlich um die Weihnachtszeit die "Sissi"-Trilogie von Ernst Marischka im Fernsehen läuft. Im vergangenen Jahr schlug die gefühlt 1000ste Wiederholung auf Sat.1 in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen sogar die Erstausstrahlung des RTL-Dreiteilers "Die Patin" mit Quotenqueen Veronica Ferres. 2,2 Millionen wollten Romy Schneider sehen, 2,11 Millionen die Ferres.
Die Filme sind kitschig
Die Botschaft war klar: Die Sissi-Filme aus den Jahren 1955 bis 1957 haben Romy Schneider unsterblich gemacht. Sie verkauften sich in 125 Länder und lockten über 28 Millionen Zuschauer ins Kino.
Sicher, die Filme sind kitschig, der Wiener Schmäh unüberhörbar, die Dialoge oft schwülstig und theatralisch. Aber Schneiders Charme, ihr Lächeln, ihre Schönheit und ihr unbefangenes Spiel faszinieren wie damals.
"Ich will keinen neuen Mythos schaffen"
Jetzt soll uns ausgerechnet eine unbekannte Römerin diese Sissi vergessen machen. Cristiana Capotondi (29), in Italien in diversen Serienrollen unterwegs, spielt in einer elf Millionen Euro teuren Neuverfilmung die legendäre österreichische Aristokratin.
Regisseur Xaver Schwarzenberger ("Margarete Steiff") und die Produzenten Susanne Porsche und Jan Moijto ("John Rabe") gehen das Wagnis ein. Sie wollen Ihre Hoheit vom Kitsch befreien und die fiktive näher an die reale Monarchin (1837-1898) anlehnen - die sich übrigens nur mit einem "s" schrieb. "Ich will keinen neuen Mythos schaffen", sagt der Regisseur, "aber für mich war Sisi eine Vorgängerin von Lady Diana. Nur intelligenter und vor allem unkonventioneller. Ich will sie als selbstständige Frau zeigen, die für ihre Überzeugungen gekämpft hat und politisch engagiert war." Klingt gut, kommt im Zweiteiler aber nicht wirklich rüber.
ZDF gegen Sat.1
Zwar setzt sich die "neue" Sisi von ihrer Vorgängerin nicht nur durch die Schreibweise ab, aber progressiv oder gar emanzipiert ist Cristiana Capotondis Kaiserin nicht.
Dafür ist Schwarzenberger, einst Kameramann, viel zu verliebt in seine opulenten Kulissen. Zweitausend Komparsen, hundert Pferde, ein Dutzend Kutschen, darunter auch die vier Tonnen schwere Original-Hochzeitskutsche von Elisabeth und Franz Joseph - das muss man elegisch zeigen, wenn man mit dem Klassiker mithalten will.
Eigentlich sollte Sissi die Zweite der krönende Abschluss des ZDF-Jahres sein, dann aber verlegte der Sender den Termin vor. Grund: Sat.1 platziert seine Quotenkaiserin Romy wie gewohnt an Weihnachten. Der Gefahr, dass die neue Sisi im Nachgang plötzlich alt aussehen könnte, wollte das ZDF lieber aus dem Wege gehen.
Susanne Sturm