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Burgbau wie im Mittelalter

Ungewöhliches Freilichtlabor: Guédelon

Im Archäologie-Thementag stellt Arte das ungewöhnlichste Freilichtlabor der Welt vor: Guédelon (SA, 20.6.)

Ein Steinbruch, ein Eichenwald, eine Wasserquelle, eine Truppe von Verrückten: die Basis für ein einmaliges Projekt. Im tiefsten französischen Burgund wird seit 1997 eine Ritterburg aus dem 13. Jahrhundert nachgebaut - ohne Bagger und Beton, sondern mit Methoden und Mitteln von damals.

Männer in Leinenkitteln hämmern und mauern mit mittelalterlichem Werkzeug, Pferdegetrappel ersetzt Motorengeräusch, Besucher recken die Hälse. Aus tonnenschweren Steinen, Holz, Erde, Sand und Ton, teils auch Stroh und Eselsmist entsteht eine 4200 Quadratmeter große Burganlage wie zur Zeit Philipps II.
Auch wenn es sich nur um die bescheidene Behausung eines kleinen Ritters handelt, hat Initiator Michel Guyot gut 25 Jahre für das Mammutvorhaben veranschlagt. Fachwissen alter Berufe wie Steinmetz, Schmied, Zimmerer, Ziegler oder Seiler ist gefragt. Schindeln, Fliesen, Transportkörbe: Alles entsteht in aufwendiger Handarbeit.

Mit Körpereinsatz, Geschick und kreativen Problemlösungen erschafft das engagierte Team wahre Kunstwerke. Allein für die Brücke wurden 680 Nägel geschmiedet. Mehr als fünfzig Arbeitsplätze sind so in der strukturschwachen Region entstanden. Dutzende Ehrenamtliche helfen auf der mittelalterlichen Baustelle.

Frankreich und die EU förderten das anfangs belächelte Projekt mit 2,5 Millionen Euro. Längst trägt es sich durch Spenden, Eintrittsgelder und Souvenirs selbst. Denn die einzigartige Zeitreise ist nicht nur für Archäologen, Kunsthistoriker und Burgenforscher interessant, sondern vermittelt auch Laien und Schülern lebendige Geschichte.

Ein Arte-Filmteam nahm sich den Abenteuerspielplatz Guédelon vor.

SA, 20.6., Arte, 20:15 Uhr