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#IBES 2017

Dschungelcamp war gestern...auffallend offenherzig

Dschungelcamp
Alexander "Honey" Keen überrascht mit ungeahnten Sozialkompetenzen RTL/Screenshot

Auch Tag 3 im Dschungel liefert die Erkenntnis: Zwei Kandidaten entwickeln sich entgegen aller Erwartungen zu Sympathieträgern. Für Zoff sorgt derweil jemand Anderes.

Foto: RTL/Screenshot, "Die tapfere Hanka" kuschelt mit Ratten und lenkt sich so über das Getier an ihrem Kopf hinweg
"Getier für vier" lautet die Dschungelprüfung am dritten Tag im RTL-Camp. Alexander "Honey" Keen und Gina-Lisa Lohfink treten gegen Kader Loth und Hanka Rackwitz an. Die Prüfung ist weniger der Rede wert, alle kauern in einem Sarg und lassen Tiere über ihren Körper krabbeln, als die beachtliche Beschränktheit von Frau Loth. Als Sonja Zietlow und Daniel Hartwich die Prüfung erklären, fragt sie völlig überfordert: "Getier für vier? Was heißt das auf deutsch?"

Die Reality-TV-Diva war es auch, die als Erste die Prüfung abbrach. Honey siegte dann im Endspurt gegen eine Hanka, die ihre eigenen Ängste überwand, indem sie höchst intensiv mit zwei Händen voll Ratten kuschelte. Für Kader und den Rest des Teams "Snake Rock" bedeutet die Niederlage: Reis, Bohnen und bedeutsame Gespräche über die jeweiligen Stuhlgänge. Wobei Florian Wess als ausgewiesener Defäkationsexperte auftritt ("Siehst du Mais im Kot, hast du nicht richtig gekaut.") und Schlager-Franziska den freundlichen Spitznamen "Fräulein ExkreMenke" wegbekommt.
Provokation und Selbstbeherrschung
Zurück zum Basecamp: Dort gibt es Zoff zwischen Sarah Joelle und Markus, bei dem keiner versteht, worum es eigentlich geht. Die vier anderen Campbewohner stehen nichts ahnend daneben, die beiden Beteiligten reden gekonnt aneinander vorbei und auch die Regie von RTL verhunzt den Dialog derart, dass nur "nasse Matratze" als Streitessenz hängenbleibt. Auffallend wandlungsfähig tritt Markus dabei in Erscheinung, der erst als provozierender Streithammel und dann als selbstbeherrschtes Schmusekätzchen von sich Reden macht.

Sarah Joelle ist es dann auch, die nach der gewonnen Prüfung und dem Gewinn von sechs Essenseinheiten für Stunk sorgt: "Ist mir vollkommen egal. Ich sage gar nichts mehr!" Zack: Schon sagt sie etwas und verwirrt alle Beteiligten. Gina-Lisa ist das alles zu viel, hat sie doch nach der Prüfung gerade erst unter Tränen gestanden, dass sie nur so bitterlich geweint hat, weil ihr in dem Schneewittchensarg die Luft weggeschnürt wurde. Das Getier sei nur Nebensache gewesen. Sie sei einfach schon so oft gewürgt und geschlagen worden: "Da ist dann vieles wieder aus meiner Jugend hochgekommen."

Man wird das Gefühl nicht los, dass sie sich bei jeder Gelegenheit in der Opferrolle suhlt, um Mitleid zu erwecken. Dabei schafft sie es jedoch - auch unter gütiger Mithilfe der Bildregie - nicht unsympathisch oder gekünstelt rüberzukommen. Obligatorische Beichten am Lagerfeuer dürfte es von Gina-Lisa jedenfalls noch einige geben.
RTL und die Auswahl der Bilder
Erstaunlich an der aktuellen Staffel ist: die Erwartungshaltungen brechen langsam in sich zusammen. Klar, Malle Jens taugt von vornherein nicht unbedingt als Held oder großer Sympathieträger. Mit seinem verlotterten Waschbärenblick und der ausladenden Bauchpartie wirkt er eher wie der griesgrämige Fleischer um die Ecke, der herzlicher mit dem halben Pfund Mett umspringt, als mit der Kundschaft. Doch auch wenn RTL sich noch so viel Mühe mit der Auswahl der Bilder gibt und den VOX-Auswanderer gerne Wampen-kratzend präsentiert, lässt sich dieses Image schwer bestätigen.

Am dritten Tag rührt (Wir erinnern uns an sein Selbstmordversuch-Geständnis) der 47-Jährige die Zuschauer mit der Geschichte über ein verlorenes Kind, das noch während der Schwangerschaft seiner Frau abging. Drillinge wären es geworden und so ziert ein Tattoo mit den Namen seiner Zwillinge und einem Stern für das nie geborene Dritte seinen Oberarm. Er selbst wischt sich schniefend die Augen und kommt dabei ganz und gar nicht wie ein Ekel rüber. Im Gegenteil: Malle Jens ist auffallend offenherzig und dadurch angenehm sympathisch.
Honey schlüpft in die Teamleader-Rolle
Foto: RTL/Screenshot, Alexander "Honey" Keen überrascht mit ungeahnten Sozialkompetenzen
Und dann wäre da noch dieser "Honey", wo allein der Spitzname den Zusatz "Zicke" in sich trägt. So verwunderte es nicht, dass sowohl Bildregie als auch Zietlow und Hartwich die ersten Tage alles gaben, um diesem Eindruck etwas bild- und tonfüllendes vorzuhalten. Blöd nur, dass der gute Alexander da ganz und gar nicht mitspielt, sein Ding vor allem als Anführer durchzieht und dabei erstaunliche Sozialkompetenzen ("Du schaffst das Gina!") offenbart.

Hier hat sich wohl jemand an die letzte Staffel erinnert und realisiert, dass es sich vor allem als Kämpfer und Teamleader ins Finale schaffen lässt. Eine Überraschung ist diese durchweg positive Erscheinung dennoch allemal.

Autor: Steven Sowa