.

EM war gestern ...

... Will Grigg

... Will Grigg

Während sich die deutsche Nationalelf im Auslassen von Großchancen gegenseitig übertrifft, sorgen die nordirischen Fans für das akustische Highlight der EM.

Ach, hätten die DFB-Elf doch nur einen Will Grigg gehabt. "Er wird Tore erzielen, er trifft einfach immer wieder. Er wird Tore erzielen, deswegen haben wir ihn unter Vertrag. Will Grigg steht unter Feuer, eure Verteidigung ist verängstigt. Will Grigg steht unter Feuer, na na na na na na na an..." So schmetterte die Gesangstabteilung der Green and White Army mal wieder ihre Coverversion von "Freed from Desire" durchs Stadion. Eine Hommage an den 24-jährigen, bisher bei dieser EM noch auf der Bank schmorenden Stürmer, der in der letzten Saison den englischen Drittligaclub Wigan Athletic mit 25 Toren zum Aufstieg schoss.

Aber weil die deutschen Angreifer Gomezmüllerözilgötze hießen und in teilweise slapstickartiger Weise die Bälle vorm Kasten verballerten, bleiben trotz des ungefährdeten 1:0-Erfolgs einige Frage offen. Denn auch wenn ARD-Mann Tom Bartels nicht Müde wurde, das Spiel der Löw-Elf ("Genial", "Überragend", "Weltmeisterlich") abzufeiern: Es ging gegen einen technisch und taktisch äußerst limitierten Gegner, der gerade in der ersten Halbzeit auch noch fast gänzlich seine eigentlich vorhandene Zweikampfstärke versteckte. Und bei aller Euphorie um den erfrischend selbstbewussten und dynamischen Auftritt des Joshua Kimmich auf der rechten Abwehrseite: Der Bayern-Spieler wurde in der Defensive so gut wie gar nicht gefordert, durfte sich entsprechend frisch-fröhlich-frei nach vorne austoben. Wer das Spiel der Bayern gegen Juventus Turin und die Defensivleistung des 24-Jährigen auf genau dieser Position erinnert, weiß, dass die Aussagekraft der gestrigen Partie für den weiteren Turnierverlauf ein Muster ohne großen Wert ist. Gegen Nordirland wäre auch ein Benedikt Höwedes zum Dani Alves geworden.

Arndt Bidla