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EM war gestern ...

... freudloses Elend

Mit Spannung wurde das Achtelfinale zwischen Kroatien (dem Spanien-Besieger) und Portugal (dem CR7-Team) erwartet. Die beiden Vorläufer-Finals hätten an diesem Tag als Appetithäppchen herhalten können, waren jedoch nicht mehr als eine schlecht gewürzte Vorwarnung mit dem Titel "Schlechter geht immer".

Wo ist eigentlich Uwe Boll, wenn man ihn mal braucht? Jedes Spiel am gestrigen Tag hatte auf seine Art mit einem scheußlichen Drehbuch und einer noch grauenvolleren Regie zu kämpfen. Ja, selbst Uwe Boll, der vielleicht schlechteste Regisseur der Gegenwart, hätte diesem Einläuten der K.o.-Phase mehr Glanz, Spannung und Esprit verleihen können. Aber gut, er war eben nicht da.

Also zurück zum "Einläuten": Was waren sich die Experten unisono einig, dass es nach dieser aufgeblasenen EM-Gruppenphase endlich losgehen kann mit den richtig unterhaltsamen Fußballspielen. Die Qualität der "großen Teams" setze sich durch und das spielerische Niveau würde Einzug in die K.o.-Phase halten. Firlefanz! Die ersten drei Partien der Achtelfinal-Runde waren so grottenlangweilig, dass ich mich sofort freiwillig in die Gruppenphase zurückbeamen lasse und mir dort in Dauerschleife die Nullnummern zur taktischen Analyse vorlegen lasse (auf dem 2nd-Screen schaue ich ungefragt alle 42 Uwe-Boll-Filme). Denn seien wir mal ehrlich: Nichts ist unerträglicher als diese gähnend anmutende Taktiererei unter der Gewissheit "Einer muss hier heute weiterkommen".

Dabei finde ich diese erweiterte EM-Endrunde mit ihren 24 Teams sogar recht hübsch. Die berauschenden Bilder von irischen, walisischen, nordirischen, albanischen oder isländischen Fans aus den Stadien Frankreichs und die "David gegen Goliath"-Motivik bildeten einen solch bunten Nebenhandlungsstrang, dass das Übergewicht an Langeweile in den spielerischen Duellen wirkte, wie eine zu lang geratene Ouvertüre für einen umso verheißungsvolleren Hauptteil: die K.o.-Phase.

Mit kräftezehrenden (für Publikum und Spieler gleichermaßen) Verlängerungen und taktisch überstrapazierten Matchplänen wurde man da sofort auf den Boden der Langeweile zurückgeholt. Jetzt ging das freudlose Elend nicht nur 90 Minuten, sondern 120 und noch länger oder mündete im schlimmsten Fall in einem mühsamen Ringen mit dem Titel "Portuqual gegen langweilic".

Das CR7-Team ist gestriger Sieger der Langeweile (obwohl Wales - Nordirland bereits eine Qual war) und damit die einzige Nation, die seit 1996 ohne Unterbrechung ins Viertelfinale einer EM-Endrunde eingezogen ist. Da fällt man ja vom Glauben ab! Vielleicht hat selbst Uwe Boll mal einen guten Film gemacht? Sollten die EM-Kicks so weitergehen, werde ich als Ersatzhandlung mit Freude seine Filmographie studieren.

Steven Sowa