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EM war gestern ...

Finalement Fußball!

Finalement Fußball!
Imago Sportfotodienst

Gleich die erste Partie zwischen Frankreich und Irland bot vieles, was uns die Gruppenphase vorenthielt.

Foto: Imago Sportfotodienst
Eine diffuse Angst, dass es den Gastgeber erwischen könnte, was sicher auf die EM-Stimmung gedrückt hätte. Die erste glattrote Karte, schließlich kann ein bisschen Hektik nie schaden. Und Schiedsrichterfehlentscheidungen: Unglaublich, dass Millionen vor dem Schirm und über 56000 im Stadion in der 60. Minute gesehen haben, das Irland mehr als offensichtlich eine Ecke hätte bekommen müssen, nur die fünf offiziellen Entscheider nicht. Dazu gab es mit Antoine Griezmann endlich einen der vermeintlichen EM-Superstars, der sein Potenzial auch mal abrufen konnte.

Mit anderen Worten: Kurzweil regierte. Dafür gab es auch ein anderes untrügliches Anzeichen: Die Bildregie hatte ausnahmsweise mal nicht so viel Zeit, Schnappschüsse von sogenannten Fans auf der Tribüne einzufangen. Man wird ja das Gefühl nicht los, als beobachten die meisten Zuschauer nur die Anzeigetafel, um im Falle des Eingeblendet-Werdens bloß schnell winken zu können. Wird da eigentlich auch mal aufs Spielfeld geschaut? Ein Schlag ins Gesicht derer, die es wahrscheinlich gerne möchten. Wie etwa die unzähligen Stewards, die gefühlte drei Meter voneinander entfernt mit dem Rücken zum Spielgeschehen sitzen und das Publikum fieberhaft nach Störenfrieden absuchen. Sch...job. Die Orangejacken in Lille haben gestern mächtig was verpasst. Da hat das DFB-Team nämlich die Slowakei so richtig auseinandergenommen. Das kann man nach einer in allen Mannschaftsteilen konzentrierten Leistung auch mal so stehen lassen, ohne immer auf die Schwächen des Gegners hinzuweisen. Dass die Slowakei keine Elf aus Karussellbremsern - Per Mertesacker würde "Karnevalstruppe" sagen - ist, bewies sie schließlich in der Vorrunde, und auch gestern in der ein oder anderen Szene. Die Löw-Elf war einfach gut. Deshalb muss man nach dem 3:0 allerdings auch nicht gleich aufstehen und die Nationalhymne intonieren...

Nur einen kleinen Wermutstropfen gab es, den der Herr Löw locker hätte verhindern können. Lasst doch Thomas Müller den Elfer schießen! Dann ist die Kugel erstens drin und zweitens hätte der krisengebeutelte Hallodri seine Torflaute beendet. So war Müller leider zum wiederholten Male der Baum und nicht der Hund. Kennt man von ihm gar nicht. Na schön, hat er sich seinen ersten EM-Treffer ever, wohl für Spanien oder Italien aufgehoben.

Oliver Junge