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Eine Milliarde Hefte in 50 Jahren

Christian Tramitz ist "Jerry Cotton"

Christian Tramitz ist Jerry Cotton
"Jerry Cotton": Christian Tramitz und Christian Ulmen (l., als Phil Decker)

Die Actionkomödie "Jerry Cotton" (ab 11. März im Kino) ist eine liebevolle Hommage an den Groschenromanhelden aus den 50er Jahren, von den Machern von "Neues vom Wixxer". Mehr zum Hintergrund gibt's hier.

Als vor fünf, sechs Jahren ein neuer James Bond gesucht wurde, war auch der Brite Clive Owen im Gespräch für die Rolle. Ein Grund: Owen hatte im Spielerdrama "Croupier" einfach eine verdammt gute Figur im Smoking gemacht.

Ähnlich erging es den "Cotton"-Machern: Als Produzent Christian Becker 2006 bei den Dreharbeiten zur Edgar-Wallace-Parodie "Neues vom Wixxer" Fotos von Christian Tramitz in Anzug und Trenchcoat sah, war er begeistert von der "Lässigkeit und Coolness" des gebürtigen Münchners, der im "Wixxer" nur eine Nebenrolle spielte, den Bruder von Oliver Kalkofe alias Even Longer.

Becker fühlte sich an eine bestimmte Figur erinnert. Nicht an James Bond, sondern an einen anderen (Groschen-)Romanhelden: Jerry Cotton. Die Mitte der 50er-Jahre in Deutschland erfundene Figur eines knallharten FBI-Agenten verkaufte sich lange exzellent in wöchentlich auf den Markt geworfenen billigen Heftchen. Schon 1965 war die erste Verfilmung ins Kino gekommen: "Schüsse aus dem Geigenkasten" mit dem Amerikaner George Nader als Cotton.

Becker beauftragte seine "Neues vom Wixxer"-Regisseure Boss und Stennert mit einer Actionkomödie, die ganz bewusst keine Verarsche wie die "Wixxer"-Filme werden sollte. Und das ist dem Film auch gelungen:

'Jerry Cotton" ist weit weniger Parodie als vielmehr
liebevolle Hommage.

Hauptdarsteller Christian Tramitz beweist echte Starqualitäten, auch wenn man dem Mann, der so überzeugend war als Ranger (in "Der Schuh des Manitu") und Käpt'n Kork (in "(T)Raumschiff Surprise"), den kernigen Typen gar nicht so recht abnehmen mag. Doch genau das macht den Charme des neuen Jerry Cotton aus.

Nachdem sein Partner Ted Conroy (Janek Rieke) bei einem Einsatz schwer verletzt wurde, wird FBI-Agent Jerry Cotton (Tramitz) ein neuer Partner zur Seite gestellt. Doch dieser Phil Decker (Christian Ulmen), ein Theoretiker, der nur durch Beziehungen an den Job gekommen ist, kann nicht überzeugen, zumal auch seine Fähigkeiten an der Schusswaffe eher mäßig sind: "Wie wollen Sie die bösen Jungs erledigen, sie totquatschen?" Cotton ist sauer und überhaupt der Meinung, dass er alleine viel besser zurechtkommt: "Wozu brauche ich einen Partner? Ein Auto hat schließlich auch nur ein Lenkrad!"

Jerry erreicht die Nachricht, dass Gangsterboss Sammy Serrano (Moritz Bleibtreu) erschossen in seinem Wasserbett aufgefunden wurde. Serrano hatte Gold im Wert von 200 Millionen Dollar geklaut, doch man hatte ihm das nie nachweisen können. Die Spur führt zu einem zwielichtigen Nachtclub, in dem Jerry die spanische Tänzerin Malena (Mónica Cruz, Schwester von Penélope) trifft. Wird sie ihm helfen? Immerhin gehört sie zu der Gang des einarmigen, einäugigen schwäbischen Paten Klaus Schmidt (Heino Ferch).

Doch neben all den Gangstern hat Jerry auch noch die schöne Leiterin der Dienstaufsicht, Daryl D. Zanuck (Christiane Paul), gegen sich. Und dann ist da auch noch sein "Partner", der Sachen sagt wie: "Praxis ist die beste Theorie."

Gedreht wurde vor allem in Berlin und Hamburg und nur ganz wenig in New York, was man geschickt zu kaschieren wusste. Denn es entsteht durchaus der Eindruck, dass die Gangsterjagd im Big Apple stattfindet, ganz in der Tradition der alten Jerry-Cotton-Filme, die so klangvolle Titel wie "Mordnacht in Manhattan" oder "Todesschüsse am Broadway" trugen.

V. Bleeck

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